Zur Chiffre der Kaiserin

The Empress's cipher

Bei der in der Korrespondenz zwischen Kaiserin Eleonora Magdalena und ihrem Bruder Johann Wilhelm verwendeten Chiffre handelt es sich um ein monoalphabetisches Verschlüsselungsverfahren bei dem – mit wenigen Ausnahmen – ein Symbol einem Buchstaben entspricht. Für die Vokale sowie den Buchstaben „w“ (in seiner stimmhaften Anwendung) wurden, wohl um die Entschlüsselung anhand einer Häufigkeitsanalyse zu erschweren, abwechselnd verschiedene Symbole verwendet.1 Außerdem gibt es keine Worttrennung, diese wurden von den Editorinnen nachträglich eingefügt.

Die größtenteils in Abschriften überlieferten Briefe Johann Wilhelms von Pfalz-Neuburg zeichnen sich bezüglich der Chiffrierung durch hohe Regelmäßigkeit und ein klares Schriftbild aus, während die Chiffrensymbole in den Briefen von Kaiserin Eleonore Magdalena häufig durch den Schreibfluss eher nachlässig gezeichnet oder durch Korrekturen unleserlich gemacht wurden und dadurch häufig Verwechslungsgefahr besteht. Die Chiffre wurde ab 1695, mit nur leichten Veränderungen bzw. zusätzlichen Symbolen, verwendet. Sie war jedoch in der diplomatischen Korrespondenz der Herzöge von Pfalz-Neuburg schon früher in Verwendung.2

Eine starke Konzentration chiffrierter Briefe zeigt sich vor allem in den Jahren 1695 bis 1698, 1701 bis 1704 und ab 1709 bis 1711. Auch der einzige chiffrierte „Drittbrief“ bedient sich der zwischen der Kaiserin und ihrem Bruder verwendeten Chiffre.3

Thematisch wird die Chiffre in den exemplarisch untersuchten Stücken vor allem für staatspolitisch relevante Themen eingesetzt. Entrüstet zeigt sich die Kaiserin demnach, als Johann Wilhelm einmal „sowoll des konigs brif als das übrige mihr so in claris überschikt und nit in ziffra, dan am secreto diser sach henkt alles.“4 Grundsätzlich sind vor allem Verhandlungen um die spanische Thronfolge und Friedensverhandlungen um den Pfälzischen Erbfolgekrieg wiederkehrende Themen, welche einer Verschlüsselung bedurften. In diesem Sinne werden auch Heiratspläne der Kinder der Kaiserin, vor allem Josephs I. und Erzherzog Karls, chiffriert vermittelt; mitunter wurden auch Familienangelegenheiten, vor allem die Eltern der beiden Korrespondenzpartner betreffend, in Chiffre besprochen.

Zur zusätzlichen Verschlüsselung wurden zudem spezielle Symbole für bestimmte Personen (bspw. den spanischen König) verwendet sowie der Deckname „Tiberius“ für Johann Wilhelm (vgl. dazu das anliegende Chiffrenalphabet und die Tabelle für Sonderzeichen). Einige wenige dieser Symbole sind noch nicht aufgelöst, dürften jedoch im Zusammenhang mit dem spanischen Erbfolgekrieg stehen.

Weiterführend dazu die Editionsrichtlinien sowie der folgende Blogbeitrag: Kaiserliche Geheimnisse. Ein Blick auf den Chiffrengebrauch in der Korrespondenz Eleonora Magdalena Theresias | Kaiserin und Reich (hypotheses.org)

Alphabet zur Chiffre der Kaiserin

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Cipher

1 Vgl. Beyrer, Klaus, “Verschlüsselte Kommunikation”, in: Enzyklopädie der Neuzeit Online, Im Auftrag des Kulturwissenschaftlichen Instituts (Essen) und in Verbindung mit den Fachherausgebern herausgegeben von Friedrich Jaeger. Copyright © J.B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung und Carl Ernst Poeschel Verlag GmbH 2005–2012. Consulted online on 30 October 2019 http://dx-doi-org.uaccess.univie.ac.at/10.1163/2352-0248_edn_a4570000 First published online: 2014 (Zugriff am 30.10.2019).
2 Siehe Text „Beschreibung der Überlieferung“.
3 Der Absender ist zurzeit noch unklar, vermutlich handelt es sich jedoch um einen Brief des Oberkämmerers von Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Graf Johann Jakob von Hamilton. Vgl. dazu Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ebersdorf, am 09.08.1695, Kasten blau 44, Nr. 3f, hierin der beiliegende Drittbrief.
4 Vgl.Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg and Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, eigenhändig, Wien, am 21.01.1697, Kasten blau 44, Nr. 7, 14r-v.