Editionsrichtlinien für die eigenhändige Korrespondenz von Kaiserin Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg (1655-1720)

Editing guidelines for the handwritten correspondence of Empress Eleonora Magdalena of Pfalz-Neuburg (1655–1720)

Die folgenden Richtlinien stellen einen Kompromiss dar zwischen den wissenschaftlichen Anforderungen an eine Edition, dem Ziel, die Briefe der Kaiserin für eine möglichst große Personengruppe lesbar und nutzbar zu machen, und der Wiedergabe der Spezifika der Schrift und des eigenhändigen Schreibens der Kaiserin.

Die Datierung der Briefe folgt stets der Vorlage – die Kaiserin wie ihre beiden Korrespondenten Philipp Wilhelm bzw. Johann Wilhelm von der Pfalz nutzten ausschließlich den Gregorianischen Kalender. Sollte im Original die Datierung unleserlich, unvollständig oder offensichtlich falsch sein, so wird dies im Text-Mark-Up ausgewiesen. Datumsangaben, die durch das Team der Editor*innen erschlossen wurden, sind als solche ausgewiesen.

Die Textwiedergabe erfolgt zeilengetreu.

Satzzeichen und Interpunktion wurden von der Schreiberin nur in Ausnahmefällen genutzt. Zugunsten einer besseren Lesbarkeit wird in der Transkription eine generelle Modernisierung der Zeichensetzung vorgenommen. Die (wenigen) Satzzeichen von der Hand der Schreiberin sind davon in der Wiedergabe nicht unterschieden, da die bildliche Wiedergabe des Textes diese erkennbar macht.

Diakritische Zeichen werden wiedergegeben, sofern sie nicht (wie z. B. der u-Bogen über „u” und „w” oder der Doppelpunkt über „y”) als reine Lesehilfen dienen, fehlende Punkte über „i” und „j” werden stillschweigend ergänzt.

Schriftgeschichtliche Spezifika und Eigenarten der Handschrift (z. B. die Wiedergabe fremdsprachiger Textstellen und einzelner Worte in lateinischen Buchstaben) werden nicht eigens ausgewiesen oder kommentiert, da in der online-Version Bild und Transkription parallel präsentiert werden.

Die in etlichen Briefen vorkommenden nachträglichen Hervorhebungen (durch Klammern oder Unterstreichung) wurden in der Transkription nicht ausgewiesen, weil unklar ist, wer diese Eingriffe vorgenommen hat – wahrscheinlich ist, dass sie jeweils aus der Kanzlei des Adressaten der Briefe der Kaiserin stammen. Auch sie sind in der bildlichen Wiedergabe der Briefe zu erkennen.

Die Transkription folgt grundsätzlich der Schreibung der Vorlage.

Der Buchstabenbestand der Texte wird grundsätzlich gewahrt: i und j sowie u, v und w werden wiedergegeben, wie sie im Text erscheinen. Ausnahme ist hier nur das v mit übergesetztem Doppelpunkt, das entsprechend des Lautwertes als ü wiedergegeben wird. uu wird ggf. als w wiedergegeben. Charakteristisch für die Briefe ist, dass die Unterscheidung zwischen „a“ und „o“ teilweise nicht eindeutig möglich ist. Hier wurde im Zweifelsfall nach modernem Gebrauch entschieden. Dopplungen von Konsonanten (mm, nn, ff, ss, sß etc.) werden beibehalten, wobei allerdings solche in der Handschrift der Kaiserin oft nicht klar zu identifizieren sind. Das y wird am Wortende als Ligatur für ij aufgelöst, sonst beibehalten.

Eigennamen werden entsprechend der Vorlage wiedergegeben.

Hinsichtlich der Groß- und Kleinschreibung ist keine durchgehende Regelmäßigkeit bei der Schreiberin erkennbar; auch die Unterscheidung der Groß- bzw. Kleinbuchstaben ist nur mit großen Unsicherheiten möglich. Deshalb wurde bei der Transkription konsequent Kleinschreibung genutzt mit Ausnahme von Eigennamen von Personen, Orten und Institutionen (z. B. Reich), Titeln und Amtsbezeichnungen, die für konkrete Personen stehen (z. B. Deutschmeister/ Deutsch Meister, Botschafter, Pater etc.), und Satzanfängen.

In der Getrennt- und Zusammenschreibung folgt die Transkription der Vorlage.

Die Kaiserin nutzte regelmäßig stabile Abkürzungen wie das Kürzel in der Anrede ihres Bruders (siehe Abkürzungsliste), das immer stillschweigend mit “dero Liebden“ aufgelöst wird. Dazu gehören etwa auch i. m. = ihre Mayestät bzw. ihr Mt. = ihre Mayestät; ew. D. = ewer Durchlaucht als Anrede des Vaters oder der Mutter, ebenso ihr D. = ihr(e) Durchlaucht. Derartige Abkürzungen wurden aufgelöst und sind in der Abkürzungsliste vermerkt.

Daneben erscheinen Abkürzungen, bei denen ein Buchstabe verschiedene Worte signalisieren kann, z. B. g = gnädig und g = grav, h = herr und h = heiligkeit, heilig. Über das hinter dem Buchstaben stehende Wort kann nur im jeweiligen Textzusammenhang entschieden werden. Diese Abkürzungen wurden mit Tags aufgelöst.

Stillschweigend aufgelöst werden außerdem sämtliche mit waagerechten Strichen oder einem der Tilde ähnlichen Zeichen angezeigten Kurzformen, Abwärtsschleifen statt der Endungen „-n“ und „-en” sowie Verdopplungsstriche über den Nasalen „m” und „n”.

Komplizierter in der Umsetzung stellt sich der Umstand dar, dass in vielen Schreiben nicht nur solche gängigen Abkürzungen erscheinen. Vielmehr gibt es in wachsender Zahl Verkürzungen durch bewusstes oder unbewusstes Weglassen von Buchstaben im Wort: beispielsweise schben = schreiben, by = bey, ds = das; das i erscheint sehr häufig nur durch den Punkt angedeutet. Diese Verkürzungen nehmen im Laufe der Zeit zu und sind in einigen Briefen sehr ausgeprägt; generell ist die Handschrift in den späteren Jahren oft sehr nachlässig bei der Wiedergabe einzelner Buchstaben. Solche Verkürzungen wurden aufgelöst und durch Tags als Einfügungen ausgewiesen. In einigen häufig auftretenden Fällen fiel allerdings die Entscheidung zur stillschweigenden Auflösung, um den Apparat zu entlasten. Diese Fälle sind in der Abkürzungsliste ausgewiesen.

Die Teile der Korrespondenz, die in Geheimschrift abgefasst wurden, wurden dechiffriert. Ein im Zuge der Arbeit ermittelter Schlüssel der Chiffrierung wird als ergänzendes Material publiziert. Dabei sind offensichtliche Chiffrierungsfehler (Nutzung falscher Zeichen oder unklare Schreibweise) stillschweigend korrigiert worden. Zeitgenössische Dechiffrierungen, die einigen der Briefe beiliegen bzw. eingefügt wurden, sind als solche kenntlich gemacht.

Korruptelen und ungewöhnliche Satzkonstruktionen werden nicht durch [!] angemerkt, weil sie die Texte von der Hand der Kaiserin charakterisieren – Wortwiederholungen oder Wechsel in der Satzkonstruktion während der Niederschrift kommen so häufig vor, dass eine gesonderte Hervorhebung den Text unübersichtlich machen würde. Lediglich sinnentstellende Korruptelen wurden ausgewiesen und im Tag korrigiert bzw. ergänzt.

Ausgewiesen werden in der Transkription außerdem:

  • Unsichere Lesarten und unsichere Abkürzungen.
  • Zusätze der Bearbeiterinnen: Hierbei handelt es sich um Buchstaben, die die Kaiserin nicht geschrieben hat bzw. die nicht erkennbar sind, die aber für das Verständnis des Wortes bedeutsam sind (siehe oben), sowie um Worte, die fehlen, die aber für das Verständnis des Textes erforderlich sind. Dabei wurde moderne Schreibweise, aber die beschriebene Regelung zu Groß- und Kleinschreibung benutzt. Gleiches gilt bei Konjekturen, etwa bei Papierschäden, Tintenflecken, Buchstaben- oder Textverlust im Falz oder im Fall unleserlicher Verbesserungen.
  • Kanzleivermerke, im konkreten Fall vor allem Wiederholungen des Briefdatums, Eingangsdaten und Beilagenvermerke.

Die Editionsrichtlinien wurden entwickelt auf der Basis von

Heinemeyer, Walter (Hg.), Richtlinien für die Edition landesgeschichtlicher Quellen, 2. Aufl., Marburg u.a. 2000.

Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte, in: Jahrbuch der historischen Forschung 6 (1980), 85-96.

Besch, Werner: Editionsprinzipien in interdisziplinärer Abstimmung. Annäherungen bei der Herausgabe deutscher Texte der frühen Neuzeit, in: Marlene Nicolay-Panter, Wilhelm Janssen, Wolfgang Herborn (Hg.), Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande. Regionale Befunde und raumübergreifende Perspektiven, Köln-Weimar-Wien 1994, 467-489.

Abkürzungen

stillschweigend aufgelöst wurden:

Ein Bild, das Entwurf enthält. Automatisch generierte Beschreibung

dero Liebden

ew. D.

ewer Durchlaucht

ihr D. ihr(e) Durchlaucht
i.m. ihr(e) Mayestät
ihr M. ihr(e) Mayestät
ihr May. ihr(e) Mayestät
ihr My. ihr(e) Mayestät
ds das
by

bey

hz

herz

jzt bzw. izt

jetzt bzw. iezt

m (hochgestellt)

1000

häufig erscheinende Abkürzungen und ihre Auflösung

b bzw. br

bruder

D bzw. Doc Doctor
f fraw
feb feber
fl

gulden

g f m geliebste fraw mutter
g, ge, geh bzw. gehos

gehorsamst

g gnädig
G Grav (Graf)
h heilig
h herr
jen jener
Lud Ludwig
Ld Liebden
P Pater
PS Postskriptum
sehl

sehlig(er)

S Sankt
trwgehos bzw. trewgehors

trewgehorsamst

v vatter
vn, vt, vnt, vd vnterdehnigst
7br/7bris septembris
8br/8bris octobris
9br/9bris novembris
10br/10bris decembris

The following guidelines represent a compromise between the scholarly requirements of an edition, the aim of which is to make the Empress’s letters readable and usable for as many people as possible and to reproduce the specific features of the Empress’s handwriting and handwritten correspondences.

The dating of the letters always follows the original – the Empress and her two correspondents, Philipp Wilhelm and Johann Wilhelm von der Pfalz, used only the Gregorian calendar. If the dating in the original is illegible, incomplete, or obviously incorrect, this is indicated in the text markup. Dates that have been analyzed by the team of editors are indicated as such.

The text is reproduced line by line.

Punctuation was only used by the author in exceptional cases. For the sake of better readability, a general modernization of punctuation has been undertaken in the transcription. The (few) punctuation marks in the scribe’s hand are not differentiated in the reproduction, as the pictorial reproduction of the text makes them recognizable.

Diacritical marks are reproduced unless they serve purely as reading aids (such as the u-bow over “u” and “w” or the colon over “y”); missing dots over “i” and “j” are tacitly added.

Specific features and peculiarities of the manuscript (e.g., the reproduction of foreign-language passages and individual words in Latin letters) are not specifically identified or commented on, as the image and transcription are presented in parallel in the online version.

The subsequent highlighting (by brackets or underlining) that occurs in several letters has not been indicated in the transcription because it is unclear who made these alterations – it is likely that they originate from the chancellery of the addressee of the Empress's letters. They can also be recognized in the pictorial reproduction of the letters.

The transcription generally follows the spelling of the original.

The letters of the texts are generally preserved: “i” and “j,” as well as “u,” “v,” and “w,” are reproduced as they appear in the text. The only exception here is the “v” with an umlaut, which is rendered as “ü” according to its phonetic value. “Uu” is rendered as “w” where appropriate. It is sometimes not possible to distinguish clearly between “a” and “o.” In cases of doubt, decisions were made according to modern usage. Duplications of consonants (“mm,” “nn,” “ff,” “ss,” “sß,” etc.) are retained, although these are often not clearly identifiable in the Empress's handwriting. “Y” is broken up at the end of the word as a ligature for ij, but otherwise retained.

Proper names are rendered according to the original.

With regard to capitalization, no consistent regularity can be discerned in the Empress's handwriting; the distinction between upper and lowercase letters is also only possible with great uncertainty. For this reason, lowercase was used consistently in the transcription, with the exception of proper names of persons, places, and institutions (e.g., Reich), titles and official designations that stand for specific persons (e.g., Deutschmeister/Deutsch Meister, Botschafter, Pater, etc.), and the beginnings of sentences.

The transcription follows the original in terms of hyphenation and contraction.

The Empress regularly used stable abbreviations, such as the abbreviation in her brother's salutation (see list of abbreviations), which is always tacitly resolved with “dero Liebden.” This also includes, for example, “i. m.” or “ihr Mt.” for “ihre Mayestät” and “ew. D.” for “ewer Durchlaucht” as a form of address to the father or mother, as well as “ihr D.” for “ihr(e) Durchlaucht.” Such abbreviations have been canceled and are noted in the list of abbreviations.

There are also abbreviations where one letter can signify different words, such as “g” being used for gnädig or grav and “h” for “herr,” “heiligkeit,” or “heilig.” The word behind the letter in these cases can only be determined in the context of the respective text. These abbreviations have been resolved with tags.

All short forms that replace the endings “—n” and “—en” with horizontal strokes or a character that resembles a tilde, as well as double strokes over the nasals “m” and “n,” are also tacitly resolved.

The fact that not only these common abbreviations appear in many letters makes their realisation more complicated. Rather, there are an increasing number of abbreviations due to the conscious or unconscious omission of letters in the word: for example, schben = write, by = bey, ds = that; the i very often appears only indicated by the dot. These abbreviations increase over time and are very pronounced in some letters; in general, the handwriting in the later years is often very careless in the rendering of individual letters. Such abbreviations were cancelled and indicated as insertions by tags. In some frequently occurring cases, however, the decision was made to cancel them implicitly in order to relieve the apparatus. These cases are shown in the list of abbreviations.

The parts of the correspondence that were written in cipher were deciphered. The ciphering key that was compiled in the course of the work is published as supplementary material. Obvious ciphering errors (such as the use of incorrect characters or unclear spelling) have been tacitly corrected. Contemporary decipherments, which are enclosed with some of the letters or have been inserted, are labeled as such.

Corruptions and unusual sentence constructions are not indicated by [!] because they characterize the Empress’s handwritten texts – repetitions of words or changes in sentence construction during the writing process occur so frequently that a separate emphasis would make the text unclear. Only corrupt phrases that distort the meaning have been identified and corrected or supplemented with tags.

The transcription also indicates:

- Uncertain readings and abbreviations.

- Additions by the editors. These include letters that the Empress did not write or were unrecognizable but are nonetheless significant for understanding the word (see above), as well as words that are missing but necessary for understanding the text. While modern spelling has been used, the capitalization rules described above have been applied. The same applies to conjectures, such as in cases of paper damage, ink stains, loss of letters or text in the fold, or in the case of illegible improvements.

- Clerical notes. In this specific case, these were mainly repetitions of the date of the letter, dates of receipt, and notes on enclosures.

The editing guidelines were developed on the basis of:

Heinemeyer, Walter (ed.), Richtlinien für die Edition landesgeschichtlicher Quellen, 2nd ed., Marburg et al. 2000.

Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte, in: Jahrbuch der historischen Forschung 6 (1980), 85–96.

Besch, Werner: Editionsprinzipien in interdisziplinärer Abstimmung. Annäherungen bei der Herausgabe deutscher Texte der frühen Neuzeit, in: Marlene Nicolay-Panter, Wilhelm Janssen, Wolfgang Herborn (eds.), Geschichtliche Landeskunde der Rheinlande. Regionale Befunde und raumübergreifende Perspektiven, Cologne-Weimar-Vienna 1994, 467–489.

Abkürzungen

stillschweigend aufgelöst wurden:

Grafik zeigt die Kurzform für "Dero Liebden"

dero Liebden

ew. D.

ewer Durchlaucht

ihr D. ihr(e) Durchlaucht
i.m. ihr(e) Mayestät
ihr M. ihr(e) Mayestät
ihr May. ihr(e) Mayestät
ihr My. ihr(e) Mayestät
ds das
by

bey

hz

herz

jzt bzw. izt

jetzt bzw. iezt

m (hochgestellt)

1000

häufig erscheinende Abkürzungen und ihre Auflösung

b bzw. br

bruder

D bzw. Doc Doctor
f fraw
feb feber
fl

gulden

g f m geliebste fraw mutter
g, ge, geh bzw. gehos

gehorsamst

g gnädig
G Grav (Graf)
h heilig
h herr
jen jener
Lud Ludwig
Ld Liebden
P Pater
PS Postskriptum
sehl

sehlig(er)

S Sankt
trwgehos bzw. trewgehors

trewgehorsamst

v vatter
vn, vt, vnt, vd vnterdehnigst
7br/7bris septembris
8br/8bris octobris
9br/9bris novembris
10br/10bris decembris