Ausfertigungeigenhändig

28 r

0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Dero liebsts schreiben vom 1ten dis habe zu meiner consolation 0003empfangen, in deme daraus dero wolstandt ersehen, auch 0004den gutten löbligen eifer den römischen vergleich betreffendt, 0005welcher nuhnmehro ohne zweifel auch vill durch dero Liebden eifrige 0006reccomendation aldorten zum glükhligen schluß gebracht 0007worden. Wegen der erkantnus meines sohns ist noch 0008einiger anstandt, hoffe aber auch durch dero Liebden 0009reccomendation sich dises ihr Heiligkeit resoluiren werden. 0010Sage auch dero Liebden schuldigen dankh vohr die recrouten vohr 0011Cattalognen vnd consens die battallons batta zu 0012redouciren, vohr welches mein sohn dero Liebden vnentlich 0013obligirt sein wirt. Bitte auch verners bey denen 0014alijrten dero officia zu interponiren, darmit so woll 0015dorthin die nötige gelt sucurs als in Portogall 0016die troupen a tempo möchten vberschiket werden.


28 v

0017Wegen der Oberen Pfalz werde mich weiters beim Wißer 0018informiren, bitte nochmahlen dero Liebden, doch alles so einzurichten, 0019damit man bederseits mit satisfaction heraus komme. 0020Was das lehen Pfrimbt anbelangt, währe mein meinung, 0021alle weitlaüfichkeit vnd dissapori, so bederseits möchten 0022enstehen, zue vermeiden, das dero Liebden durch ein schreiben oder durch 0023den Wißer dem Keiser offeriren ließen, dem Fürsten Lamberg 0024solches conferirn zu wollen, welcher es auch von dero Liebden 0025gahr gern empfangen mitt vnterdehnigstem dankh wirt, im 0026übrigen auch versichern, das sie nie geglaubt, das ihnen 0027die genommene posess werde übel genommen werden vnd 0028das sie verlangen, auf keine weis den Keiser im geringsten 0029zu manquiren an respect vnd lieb, auch gern alles billige ein- 0030gehen werden. So, hoffe ich, wirt man mitt gutter manir aus 0031der sach kommen können. Den Wißer vermeine ich auf 0032keine weis, das solle auocirt werden, insonderheit biß 0033diße sach, in welchem er zum besten informirt 0034vndt dero Liebden gewißlich eifrich vndt trew gedient hatt, 0035ausgemacht werde. Versicher auch dero Liebden, das mein geliebster 0036sohn, der Keiser, niks wider in haben vndt nit verlangen 0037diße auoccation wie auch die meristen ministri,


29 r

0038welche mit ihm woll zu friden sein, vnd werden sich ander, 0039die er aus eifer zu dero Liebden villeicht etwas digustirt hatt, auch 0040auch schon wider begütten. Die troupen in Niderlandt be- 0041treffendt, werd ich es mein sohn also vohrdragen vnd dero Liebden mit nechsten 0042darauf weiters dienen. Die posten betreffendt, so ist es freilich 0043leider also, das andere herren ihnen dises priuilegium selbst 0044genommen haben, man hier auch alles möglige darwider 0045gedahn vnd annoch suechet, woh möglich zu remediren. Wan 0046dero Liebden es also auch duen, werden die andren desto mehr darinnen 0047gestreift vnd die sach durch dero exempel allzeit schweher 0048zu remediren sein wirt, dah es doch dero Liebden selbsten leicht begreiffen 0049werden, das es dem Reich höchst schädlich vndt die üblesten 0050sequelen nach sich zihen wirt. Also wollen dero Liebden die sach woll 0051vndt reiflich bedenken vnd woll zu herzen nemmen, eh 0052sie weiters was resoluiren. Bruder Carl betreffendt bedanke mich 0053an statt seiner der überschikten hilff, wirt aber woll nötich 0054sein, ein beßere economia einzufüren, sonst wirt auch dis 0055nit erkleken. Den Maceotti, was ich dero Liebden geschriben, ist nit allein 0056wegen ecconomia, sondern vill andere sachen, die mich darzu 0057bewogen, vnd gahr mit guttem fundament. Ist aber gahr 0058mein intention nit, das man ihn mitt übler manier 0059oder mitt gewalt amouiren solle, sondern das vnsern 0060bruder von disem niks solte gemelt werden vndt dero Liebden etwan 0061vnter ein andren pretext zue dero eigenen dienst in von vnsern


29 v

0062bruder auf ein zeit außzubitten, hernach wirt sichs schon verners 0063geben. Bitte auch vnsern brudern niks zu melden, was ich dero Liebden geschrieben 0064habe. Den Schallenberg betreffendt glaub ich woll, das in 0065jezigen stand vnsers bruder schwär sey, in zu amouiren, allein 0066förcht ich, hab der gutte Brunner nit die beste infor- 0067mation genommen, dan notorie, das er so woll dem Bischoff 0068als dem hochstifft sehr schädlich vnd vnser bruder vnfähl- 0069bar wäre Bischoff zu Eigstett worden, wan es nit wegen seiner 0070wäre verhindert worden. Iezt aber mues mans schon so laßen 0071bis auf beßere zeiten. Den Prinz von Sulsbach freüdt 0072mich woll bey dero Liebden zu wißen, due ihnen auch selben nach- 0073mahlen bestens reccomendirn, hoff, er werts durch sein 0074vnterdenichkeit meritirn. Ich aber lebe vnd sterbe 0075dero Liebden 0076getreweste schwester 0077Eleonora 0078Wien den 21 februarij 1709


unpaginiert

0079Ihr Liebden herrn Curfürsten zu 0080Pfalz, meinem herzallerlibsten 0081herrn bruder