0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Mit der gelegenheit der hinaufreis des Graven Hamilton, 0003deßen anligenheit ich dero Liebden bestens reccomendir vnd 0004ihme zeüchnus geben kann, das er von den rebellen 0005sein gutt ruinirt hatt, auch im übrigen continuirt, 0006seinen eifer vndt vndt vnterdehnigste trew gegen dero Liebden vnd vnser 0007haus in allen gelegenheiten zue zeigen, also dero Liebden gnaden 0008woll würdig ist. Mit diser gelegenheit dan komme, 0009dero Liebden liebste schreiben zue beantworten, welches ich zwar 0010hoffe, etwan müntlich beantworten zu können, weil 0011mein sohn dem Hamilton befohlen, dero Liebden, weil sie so 0012nahet, einzuladen. Es wurd mihr auch kein kleine 0013consolation sein, dan nach disen lezten verlust dero Liebden 0014mihr an statt eltern vnd alls sein, nach gott

0015auf dißer welt mihr niks sonst übrich ist als dero Liebden vnd 0016meine kinder. Wegen des Großherzoch hab so lang niks 0017gehort, das ich glaubt, es sey alls ajustirt, wan der 0018inuiato mich informiren wirt, in was standt es ist, 0019werd nit vnterlaßen alles möglige zue cooperirn. 0020Wegen des Deutschmeister vnd Curprinz von Saxen hoffe, 0021etwan selbsten das glükh zu haben, mit dero Liebden reden zu können, wie auch 0022wegen der Königin, welche versichert sein kan, das mein 0023sohn, der König, alles in der welt zu ihrer satisfaction, 0024was an ihm wirt sein, duen werde. Aber wär nit 0025guett, wan sie sich auf das testament, welches 0026in allem null ist, füeßen wolte, mein sohn 0027wirt ihr lieber mehr geben alio tuttulo, aber 0028von dem testament kan nit gemelt werden. Ich 0029due mich dero Liebden befehlen, werde leben vnd sterben 0030dero Liebden 0031getrewste schwester 0032Eleonora 0033Wien den 9ten septembris 1709 0034Hab vnmöglich zeit, mein herren brüdern 0035zu schreiben, bitt mich zue entschuldigen.

0036Ihr Liebden herrn Curfürst zu 0037Pfalz, meinen herzaller- 0038liebsten herrn brudern