Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Aus dero liebsten schreiben vom 17ten passato hab ich 0003mitt leidtwesen vernommen, das dero Liebden sich nit woll 0004befunden haben. Derfen sich dero Liebden gahr nit entschuldigen, das sie 0005nit geschriben, dan dero gesuntheit vohr alles gehet, 0006vndt wäre mihr höchst bedrüeblich, wan dero Liebden sich die 0007gerüngste vngelegenheit, so ihnen im geringsten an 0008der gesuntheit schaden könte, machen dähten. Hoffe aber zu 0009gott, das sie sich iezt in beßer gesuntheit befinden 0010werden, welches mein einziger trost ist. Wegen des comissari, 0011glaub ich, sey der Keiser mit dem, so dero Liebden geschriben, zufriden, 0012dan ich weiter nichts dauon gehört hab vndt mihr 0013bekant dero Liebden lieb vnd atention, so sie haben. Wegen des Prinz 0014von Sulsbach freüdt mich, das ich dero Liebden intention gemeß meine 0015gedanken zuesamen getroffen. Wegen der Königin in Schpanien


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0016können dero Liebden versichert sein, das man alles vohr sie duen 0017wirt, zue vodrist sie von ihrer gefangenschafft zu 0018befreien, welches das vohrnemste. Hernach wirt 0019man gar leicht alles einrichten können zu ihrer 0020satisfaction, weil es alsdan vom meinen beden lieben söhn, 0021Kaiser vnd Konig, dependiren wirt, welche gewißlich alls 0022in der welt vohr sie duen werden, welches auch 0023ihr schuldichkeit ist. Das aber dero Liebden ein pas an 0024Frankreich begern sollen, findt ich nit rahtsamb, 0025dan es mochte aufsehens geben bey den alijrten, vndt 0026glaub ich, das es dero Liebden auch nicht erhalten wurden. 0027Also wär mein meinung, nuhr auf ihre liberirung 0028zue dringen, hernach wirt sich das übrige schon alls 0029einrichten laßen vnd ihr ein ort geben werden, welches 0030ihr angenehm vnd sie selbsten erwehlen wirt können. 0031Wegen Preüßen duen dero Liebden woll, das sie vohrsichtig gehn, 0032dan dise leüt sehr schlaw vndt dero Liebden vorteil nie befördern 0033werden. Wegen Florenz werd ich mich nit recht explicirt 0034haben, dan es nit, das ich gehört, das es der Großherzoch 0035in willens habe, eins von den beyrischen kinder zu adoptiren, sondern


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0036das man es ihme proponiren werde. Also hab ich nuhr 0037dero Liebden es geschriben, damit sie den Grosherzog preueniren können, 0038damit, wan ihme etwas dergleichen proponirt wurde, 0039ihr Liebden sich in einlaßen wolten. Dero Liebden sein versichert, das 0040man hier kein zweifl an deßen gutte intention hat vndt 0041auch, so vill die conjuncturen zuelaßen werden, 0042alle erdenklige risguardo auf seine Liebden haben 0043werden vndt so vill möglich verschonen werden. Wegen 0044des architekt, so auf Hanouer gehen soll, 0045ist auch kein gedanken vndt hetten mihr auch 0046hier keinen daugligen darzu. Man hatt aber auch 0047schon an die catolischen cur vnd fürsten geschriben, 0048sie zue adhortiren bey drag zu duen, vnd dero Keiser 0049es auch seines orts duen wirt. Gott wolle vnser 0050allein sehlig machende religion allzeit mehr propagiren, 0051balt einen gutten frieden verleyen, so hoffete ich auch 0052noch einmahl den trost, vohr mein endt dero Liebden in 0053gegenwart zueigen zu können, das ich leben vndt 0054sterben werde 0055dero Liebden 0056getrewste schwester 0057Eleonora 0058Wien den 28ten junij 1710


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0059sambt einer beylaag0060Postscriptum Vberschik auch herbey, was ich wegen des Deütschmeister 0061an ihr Heiligkeit geschriben, in deßen conformitet mein 0062geliebster sohn Monsignore Abani auch müntlich hatt zuereden laßen.


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