Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzlibster herr bruder 0002Ich bin dero Liebden vnauschprehlich obligirt vohr die große lieb, 0003so sie meinen liebsten sohn zeigen vndt in dero schreiben vom 16ten dis die wahl nit allein 0004auf mein sohn zu bringen suechen, sondern auch die zeit 0005zue verkürzen suechen auf den 20ten julij. Ich hoffe, die 0006übrigen herren curfürsten werden gleichfals darein consentirn 0007werden, dan wie balder man darzue duet, ie beßer es seyn 0008wirt, den Cöllen vndt Beyrn allerley darwider zu machiniren 0009suechen, wie dero Liebden auch schon wißen werden, wie sie auf 0010Regenschpurg geschriben haben, zue deme das auch verlaut, 0011das ihr päpstliche Heiligkeit auf die adhortatoria wie an die andren 0012curfürsten geschriben, welches gahr nit woll ist. Ich werd 0013mich woll vnter der handt deswegen beim Albani vndt 0014Monsignore Piaza beklagen laßen, vndt sollen iah lieber ihr Heiligkeit selbsten 0015verlangen vndt suechen, die meineidigen abzustraffen als zu protegiren.


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0016Dero Liebden werden auch zu Rohm in disen guette officia einwenden 0017können. Jezt komme, mein recht herzlich vndt kindtlige dankh- 0018sagung mein liebsten papa abzulegen, das sie so vätterlich 0019mein sohn die beyrischen sachen vberlaßen haben, welches 0020mihr woll ein erquikung in mein bedrüebten verweisten 0021standt vndt schwehren last ist, gott wirt es dero Liebden vergelten. 0022Der Lewenstein, so vill mihr wißendt, hatt dero Liebden auf dero 0023ersters schreiben geantwort seiner schuldichkeit gemäß. 0024Das ist zwar nit ohne, das ich ihm zue wißen gedahn, 0025das ich auf mein eigenhandigs schreiben von dero Liebden ein gütte 0026resolution in fauorem meines geliebsten sohns zue erlangen 0027verhoffe, er in deßen die sachen in statu quo laßen vndt, 0028wan was absonderligs verhoff von dero Liebden ihme anbefohlen wurde, 0029so lang mit der antwort innzu halten, bis ich die ver- 0030hoffende erwünschte antwort von dero Liebden empfangen wurd, 0031dan ich mich also auf dero gütte vndt lieb verlaßen hab, 0032das ich an disen ganz nicht gezweifelt. Due also nochmahlen 0033mein schuldige dankhsagung daruohr abstatten vndt, 0034was ich sonst nit kann, mit mein armen gebett werd 0035suechen zu verschulden. Bitte noch verners in allen mitt dero


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0036raht in allem zu assistiren, dan ich nach gott sonsten niemant 0037hab auf der welt, worauf solches fondament machen 0038kan, als auf dero Liebden mihr iederzeit vnd disen haus erzeigte 0039lieb vndt dero weißen raht vndt assistenz. Es hatt 0040mihr auch mein sohn mitt lezt ankommenden courir dises 0041schreiben, wie auch die Königin, beygeschloßen, warauß dero Liebden mitt 0042mehren ersehn werden das große vertrawen, so sie auf dieselbe 0043sezen, zwe welchen dero Liebden sie immer mehr durch alles, was sie 0044vohr mein sohn erzeigen, verbinden werden. Kombt auch 0045herbey ein schreiben von meiner dochter aus Portugall, 0046welches woll alt sein wirt, dan die paquepot gahr 0047vnrichtig gehen vndt hernach erstaus Holandt daher vndt 0048wider hinunter reißen mueß. Dorten bleibens halt portugeßer, 0049vndt mues man woll achtung geben, insonderheit wegen 0050Don Francisco, weil er mein dochter alzeit haben wollen vndt 0051man sich darauf excusirt hat ihrer schwachen complection 0052halber, doch ihm eine von dennen sulsbachischen Prinzeßen 0053vohrgeschlagen, darumb ich den mahler verlangt hab, 0054sie recht abzu conterfeten. Gott gebs, das es angeh, 0055sonst, förcht ich, schlacht er ins wilt vndt möcht meiner 0056dochter sehr vill vngelegenheit machen, dan sie sich sehr bemühen,


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0057ihm ein franzößin anzuhenken. Erwart auch über dises dero 0058wertisten weitern raht, dan dis alles zu zeit meins sohns, 0059des Kaisers sehligen, incaminirt worden. Wegen der nordischen sach 0060zweifle nit, dero Liebden werden sich befleisen, das Östereich 0061vndt Pfalz nit allein sich bloß geben vndt den krieg 0062auf vns von Schweden vndt türken zihen, sondern das alle 0063allijrte von eignen troupen, so wehnig es auch sein 0064mag, darzu schiken möchten, welches ich dem holländischen 0065inuiato ausfürlich representirt, welcher mihr nit 0066hatt können vnrecht geben vndt verschprochen, seinen prin- 0067cipalen vnd dem Pensionario darüber nachdrukhlich zu 0068schreiben. Ich due dero Liebden gahr zu lang aufhalten, vndt die zeit 0069ist mihr auch iezt zimlich pretios, also due mich 0070verners in dero wertiste affection befehlen, werde leben 0071vndt sterben 0072dero Liebden 0073getrewste schwester 0074Eleonora 0075Wien den 28ten maij 1711 0076Die bringer diß, welche ihr negotium 0077hier woll gericht, haben mich betten sie 0078dero Liebden bestens zu reccomendiren.