Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1714.01.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/11
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Curfürst, mein herzliebster herr bruder 0002Das dero Liebden sich abermahl mitt eigenhendigen schreiben vnd 0003glükhwuntschung zue meinen geburzdag bemühen wollen, 0004sezet mich nit in geringe sorgen, die vngelegenheit etwan 0005dero hochstschazbaren gesuntheit möchte nachdeilich sein, wäre 0006vntröstlich, wan meinetwegen das geringste schaden solte. 0007Bitte also nachmahlen, mit mihr gahr keine cerimoni 0008zue machen, sondren bloß allein auf die conservation 0009dero gesuntheit die sorg zu sezen. Bin doch dero Liebden hochst obligirt 0010vohr alle die liebreiche wuntsch vnd expressionen, welche 0011von herzen verlange zu meritirn vndt dero Liebden mein mit lieb vnd 0012dank volles herz in der daht zu erweißen. Der almechtige 0013wolle mein innikligen wuntsch vnd armes gebett erhoren und0014dero Liebden in allen wohlstandt vndt contento durch vnzalbare 0015iahr gnädig erhalten, amen. Dero liebstes schreiben vom
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00167ten diß hatt mich nit wehnig bestürzt, darauß zue sehen 0017die antwort, so vnser herr bruder Pfalzgrav Carl dero Liebden geben laßen, 0018förchte, das das, was er von der von Weißenfels meldet, mit 0019der intention sey, die sach auf die lange bankh zu schieben 0020vndt villeicht gahr nit sich einzulaßen, dan ich mihr 0021niemahls kann einfallen laßen, das er auf diße 0022heirat ernstlich gedenken kan, sich in so ein weit- 0023schichtige vndt wehnig decorose befreüntschafft 0024einzulaßen. In solchen fall häten ihm an dißen hoff 36 0025hoffdahmes zur wahl proponirt werden können, deren vill 0026so nahet befreündt, das außer des saxischen nahmen 0027fast als eins wär, welche er dauon nemmen due, 0028vndt entlich doch bey disen kein so schlechten zio als 0029dißer, so er in Frankhreich haben wurde haben wurde . 0030Werde aber mit nechstem dero Liebden vber alle dise 0031puncta, so in selbigen schreiben begriffen, antworten, 0032weilen ich ihr Mayestät, des Keißers, mein geliebsten sohn, sentiment noch 0033nit so ausfürlich hab vernemmen können.
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0034Kan aber anbey dero Liebden in alten schwesterlichen vertrawen nit 0035bergen, wie mihr selbiger seine empfintlichkeit 0036zue verstehn gegeben über die von des Großherzogen 0037Liebden vnlängst geschehene aigenmachtige sucessions 0038verordnung, durch welche selbiger in sein kayserligen 0039vndt ostereichischen rechten, zue dero, des römischen Reichs vnd 0040Italien großen nachteil, gekränkt, wie es dero Liebden vonn 0041selbsten genuchsamb erkennen werden. Dahero werden ihr Mayestät 0042gemüeßiget, ein schreiben an dero Liebden abgehen zue laßen, 0043in welchem sie anfüren, was dero Liebden zue Frankhfort 0044vohrgeschlagen vndt so instandig verlangt haben, 0045wobey ersehen, auf was maß vndt weis selbige sich 0046vohr die person der fraw Curfürstin Liebden dahmahls nit 0047vngeneigt erzeicht, dahero iezt vm so mehr verwunderlich 0048vndt empfintlich vohrkommet die zue Florenz geschehene 0049passus, absonderlich wan also wären, wie das gemeine 0050geschrey vnd stille nachrichten geben. Ich zweifele gahr nit, 0051dero Liebden werden dero iederzeit erzeigter lieb vnd eifer
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0052gemäß vngesaumbt die wahre beschaffenheit des 0053ienigen, was ihr Mayestät, der Kaißer, verlangen, offenherzich vndt ver- 0054traülich eröffnen vndt von selbsten woll zue gemüeht 0055füren, wie sonsten auch vnsers cuhrhauß interesse, 0056welches mit den hiesigen vnd algemeinen so sehr verknüpft, 0057höchstens leiden vndt diße ganze sach in eine allerseits schadlich 0058weitlaüfichkeit daraus erfollgen außfallen möchte. Ich kan in 0059übrigen dero Liebden nit genugsam beschreiben, was vohr lieb vndt 0060estime ihr Mayestät, der Kaißer, in allem vohr dero Liebden vndt das curhaus 0061erzeigen, wie sorchfaltig vohr dero gesuntheit vndt woll- 0062weßen er ist vndt gewißlich verlangt, in allen 0063gelegenheiten, woh es möglich sein wirt, es zue erzeigen. 0064Leztlich hab ich dero Liebden berichten wollen, das mihr der Marchese Prie 0065benachricht, das ihr Heiligkeit die bulam eligibilitatis 0066vohr den Prinz Franz von Lottring Liebden auf die 3 stifter 0067Eichstett, Baßel vndt Augschpurg zue geben resol- 0068virt, währen allein angestanden, ob es wegen Augschpurg 0069ohne des Bischoffen sein consens etwan ihr Mayestät, der
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0070Kaißer, dero Liebden vndt ich nit gern sehn möchten, warauf nit zweiflendt, 0071dero Liebden werden es also aprobiren, deßen sentiment mihr herinfals 0072schon bekant, ihr Mayestät so woll als ich antworten werden, das 0073weilen mihr allerseits ganz gesichert, das ihr Liebden Prinz Franz 0074zue Augstpurg ohne des herrn Bischofen Liebden aprobation 0075vnd genehmhaltung nichts suechen werden, kein einzig 0076bedenken sey, das dise bulla möchte alsobalt aus- 0077gefertigt werden, nit zweiflendt, dero Liebden werden auch in 0078dißer conformitet nacher Rohm dero ordre er- 0079deilen. Ich aber due gahr zue lang mit mein 0080abgeschmachten schreiben vngelegenheit machen, due 0081also enden, aber niemahlen zu sein 0082dero Liebden 0083getrewsteschwester 0084Eleonora 0085Wien den 20ten jener 1714