Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtigster Curfürst, mein herzliebster herr bruder 0002Es ist mihr der gröste trost, aus dero beden angenehmen 0003schreiben dero continuirende guette gesuntheit zue 0004vernemmen, darbey der almechtige dero Liebden bestendig er- 0005halten wolle zue vnser aller trost. Sage ihnen auch herzlig 0006dankh vohr das erzeichte vertrawen den Großherzogen Liebden 0007vndt deßen gemachte disposition betreffend. Ich kan 0008zue vodrist dero Liebden versichern, das ihr Mayestät, der Kaißer, mein gelibster 0009herr sohn, gegen dieselbe kein einziges mistrawen, iah 0010allezeit in der lieb vndt vertrawen wie vohrhero 0011bestendig continuiren. Allein hatt es nit woll wehniger 0012sein können, als das es sehr empfindtlich gefallen, 0013das der herr Großherzog Liebden die declaration gedahn, 0014ohne ihr Mayestät, den Kaiser, zueuohr von seiner intention


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0015parte zue geben vndt deßen genehmhaltung vndt verordnung 0016darüber zue erwarten. Es wirt auch vohr allem nötich sein, 0017das ihre Mayestät, den Kaißer, autentisch das instrument vndt alles, was hierinnen 0018zue Florenz geschen, außfürlich participirt werde als eine 0019sach, warinnen der Kaißer so woll wegen seines kayserlichen officio, rechten 0020vndt gerechtichkeiten so sehr interessirt sich befindet, welchen 0021er nit prejudicirn kan. 0022Also erwarten mit nechsten, das dero Liebden vom Großherzogen Liebden solche 0023empfangen werden. Ich glaubete auch, das guett wär, wan 0024mihr möchten die copejen von allen concessionen, ordina- 0025tionen oder gerechtichkeiten des hauß Medici vndt der 0026florentinischen republique, sonderlich von Carlo Quinto 0027her, überschikt werden, damit ich mich darinnen infor- 0028miren vndt, so es nötich, vohrzeigen könne. Im übrigen könen 0029dero Liebden versichert sein, das der Kaißer sich gahr woll zue erinnern 0030weiß, was zue Frankfort vohrgangen, vndt bestendig 0031verharret, dero Liebden vndt ihr Liebden der Cuhrfürstin allen geneichten 0032willen vndt lieb zue erweisen, so vill sie es ohne dero 0033kayserlichen vndt des Reichs prejudiz duen könen werden. 0034Ich kann auch nicht genugsamb beschreiben wie beschwerlich nit allein


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0035mihr, sondern vordrist dem Kaißer gefallen, das der fridt nicht 0036hatt können als mit dero Liebden so prejudicirligen conditionen geschloßen 0037werden. Er nimbt es sehr zue herzen, vndt können dero Liebden ver- 0038sichert sein, das er alles möglige beydragen wirt, was zue 0039deroselben consolation gedeyen möchte. Was sonsten 0040die auchschpurgische coadiutoria anbelangt, erfrewet mich, 0041das dero Liebden so gutte intention vohr den Prinzen Franz von Lottring 0042hierinfals haben, auch deswegen der bullam eligibilitatis 0043halber nacher Rohm die nötige verordnung haben ergehn 0044laßen. Vernemme zwar auch, das dero Liebden gleichfals befohle, 0045dem Bischoffen von Constans hierinfals nicht mehr hinderlich 0046zue sein. Nuhn ist zwar in dißer conjunctur woll zue 0047betrachten die gefahr, das, woh fern dises bischtumb nit balt mitt 0048einem coadjutorn versehen würd, nicht zue zweiflen, das einer 0049von den beyrischen prinzen darzu gelangen werde, wie dan 0050die nachricht eingeloffen, das schon iemandt zu Augschpurg ankom- 0051men, welcher vnter der handt dißes negotiert, also das 0052noht wendigste ist, dises zue verhindren, einen coadjutorn zu 0053haben. Nuhn wäre vohr allem zu wüntschen, das der Prinz 0054Franz von Lottring dazu gelangen möchte, zweifle auch nit, 0055dero Liebden werden ihres orts alles möglige dazu beydragen.


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0056Solte aber vnmöglichsein es zue erhalten, wurd das beste sein, 0057nicht zu lang ohne hoffnung darauf zue verharren vndt 0058dardurch dem haus Beyrn zeit zue laßen, sondren ehnder dem 0059Bischoff von Constans zu helfen, als das der dritte drein 0060kommen möchte, welches vnfahlbar zue förchten, wan es 0061nit balt geschen solte, vndt solches vohr dißes erz vndt vnser 0062cuhrhaus gahr zue prejudicirlich wäre. Bedanke mich auch, 0063das dero Liebden mihr participiren wollen die antwort von meiner fraw schwester 0064von Parma, das wegen der vermeinten heirat nichts sey, welches 0065mich erfrewet hatt. Due auch dero Liebden in höchsten vertrawen nit 0066verhalten, das die Kaißerin Amalia mihr ein anwurf gedahn 0067wegen des Prinzen von Modena. Ich hab meiner fraw schwester 0068dauon geschriben, welche sich gahr nit vngeneigt zeiget, im 0069fall zueuohr die differenzien wegen deren granizen zwischen 0070beden haüßern könten beygelegt werden. Ich glaub, das dißer 0071heirat vohr das publicum guett währe, dise haüßer 0072widerumb in gutte verstantnus zue bringen, dero Liebden 0073würden auch darzu vill beydragen können. Wüntsche 0074von herzen, das vnser bruder Carl ein mahl ein 0075erwüntschte resolution faßen möge, ich hor, er gebe 0076hoffnung dazu vndt auch, das wegen der von Weißenfels


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0077er nit inclinire, welches mich woll freyen duet. Bitte 0078gott, das er eine solche erwäle, die zu seiner ehr, des 0079gemein vndt vnsers cuhrhaus besten vnd seiner eignen satis- 0080faction sey. Sage dero Liebden schuldigen dankh vohr die granatis vnd 0081das sie dem geistligen begnaden wollen, es wirt das atesta- 0082tum iezt dero Liebden schon bekomen haben, habs selbigs mahl vergeßen 0083einzuschließen. Hab dero Liebden gahr zue lang mit mein geschwäz 0084vngelegenheit gemacht, due mich in dero vnschezbahre 0085affection befehlen, werde leben vndt sterben 0086dero Liebden 0087getrewste schwester 0088Eleonora 0089Wien den 26ten merz 1714