Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr brueder 0002Ich bedanke mich zum schönsten, das dero Liebden in dero libsten schreiben 0003vom lezten verwicheten iahrs vnd monats mihr so vertreülich 0004dero gedanken in ein vndt andren eröffnen wollen, waraus 0005ich mit meiner höchsten consolation verschpüre, das ich noch etwas 0006bey ihnen gilt vnd dero Liebden in dero ollzeit gegenmich erzeigten lieb vnd 0007vertrauen bestendig continuiren, welches ich von grunt meines 0008herzen verlange hinwiderumb in allen occasionen gegen dero Liebden zu er- 0009weißen, in secula seculorum, amen. Iezt das lütsche weßen 0010betreffent, weilen ihre Mayestät den Hamilton, Schellerer vnd Windischgräz 0011selbiges ich in höchster geheim haben überlegen laßen, also due ich 0012mich in dißen auf des Hamilton relation bezien. Vndt 0013wegen Vlmiz bitt ich, dero Liebden wollen den Bischoff persuadirn, das er 0014dauon absteh, dan ihr Mayestät vnd ich mit der Königin gahr zu


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0015impegnirt seint vndt hingegen ihr Mayestät vnserem herrn brudren zue 0016allen andren benefiziis vnd bischtumen gern helfen werden, 0017auch dise seine resignation gegen ihre Mayestät mit allen anderwertigen 0018genaden erkennen werden. Die sach steht schon in gutten termi- 0019nis vndt hoffe ich, sie werde gahr balt zu dem erwüntschten 0020endt kommen. Wegen der odiosen materi ist freilich des 0021Deütschmeisters anschlach eins deils gutt, wan er nuhr dar- 0022zue wirt zu persuadiren sein vnd etwan im nouitiad nit 0023der reükauf kombt, was wolt man darnach duen. Den brif 0024in gegenwart der obern zue schreiben ist meines erachtens 0025darumb gefehrlich, das offt dergeleichen geistlige das secretum 0026nit allerdings obseriuren, vnd, solte es auskommen, 0027die höchste person in noch größerer disreputation als bis 0028dahto gereichen möchte. Doch ich schreib es mit diser post dem 0029Deütschmeister, eben also, das wan dero Liebden vnd er werden finden, 0030das es sich ohne diser obangerechten gefahren practiciren ließ, 0031Mains in gottes nahmen solle darmit fortfahrn, woh 0032nit auf einiges andres expediens bedacht sein. In sonder- 0033heit, weil die obgedachte person durch den Hamilton auch 0034an mich schriftlich höchst solicitirt, die vollige liberation 0035mit verschprechen verlange, nichts mer von selbigen


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0036zue sehen. Also mues man auf ein oder andere 0037weis darzue duen, es man in erfarnus kommen, 0038woh er ist. Ich wert auch mit dem Hamilton verner draus0039reden. Der Deütschmeister hatt sein meß schon geleßen, der libe gott 0040geb ihm darzu seinen segen. Wegen des prouiant haben ihr Mayestät 0041widrumb gesacht, wollen sie die anstalt machen, das bis er iezt 0042dem Morgrauen schreibt vndt er wider zu rukh ist, gahr 0043zu vill zeit vergeht. Die magazins werden auch schon eingericht, 0044der liebe gott wirt der gerechten sach beystehen vnd sein 0045almacht zeigen, wan mans zum wehnigsten meint. 0046Wegen eines Hoffcanzler zweifle ich gahr nit, ihr Mayestät, 0047mein Keiser, werden den erwehlen, welcher der beste sein wirt, dan 0048sie ihre leüt zum besten kenen. Wegen der schwedischen heirat ist 0049vil zue consideriren, vnd kan ich nit vnterlaßen, dero Liebden in 0050höchstem vertraw zu berichten, das Schpanien vohr Sauoia 0051mit ein eigen curir geschriben vndt starkh vrgirt, 0052auch steht dahin, ob Schweden wurd laßen sie catolisch erzien, 0053one dem es doch absolute nit sein künte. Wegen schwester 0054Dorote wer der vohrschlach nit übel, ligt aber an dem, 0055ob der Großherzoch den Prinzen wirt wollen so balt


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0056heiraten laßen. Der liebe gott wolle alles zum besten 0057schiken. Ich due mich dero Liebden befehlen vndt werde sterben 0058dero Liebden 0059getrewste schwester 0060Eleonora 0061Wien den 18ten jener 1693