Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1699.06.03
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Mit dißer gutten gelegenheit, das der Grav Sinzendorf 0003von ihr Mayestät, mein Keiser, befehl hat, sein Weg über 0004Düßeldorf zu nemmen vndt dero Liebden befehl zu 0005empfangen, worin vndt wie er ihnen in Frankreich 0006dienen könne, hab ich auch zugleich dero liebsts 0007schreiben vom 20ten passato beantworten wollen. Vndt 0008ist mihr woll sehr schmerzlich geweßen, zue vernemen, 0009das dero Liebden sich mit einem cattarr vndt schwindel 0010haben incommodirt befunden. Förchte nuhr, das 0011sie mit disen schreiben, in sonderheit, weil sie
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0012iezt in der saurbrunnen cur begrifen seindt, schaden möchten, 0013welches mich vnanschprechlich bedrüeben wurde, vndt bitte auf das 0014höchste, dero Liebden wollen sich doch meinetwegen nit die geringste vngelegenheit 0015machen. Den Prinz Iacob anlangendt, so hatt er iezt seine deilung 0016mit den brüdern gemacht, vndt ist alles gutt abgangen. Iezt werd 0017ich auf alleweiß darob sein, das er das gelt herauß anlege 0018vnd vnser schwester Lischen alle sicherheit verschaffe. Die negotiation 0019in Portugal betreffendt, wurde ihr Mayestät, meinen Keiser, lieb sein, wan 0020dero Liebden vnter der handt sondiren könten, was sie vohr intentiones 0021füren die schpanische sucession betreffendt, vndt ob man ein alianz 0022erlangen könte im vall ein casus geschen solte, das sie 0023vnser parti nemmen vndt in allem assistirn wolten. Der 0024Grav Carl von Walstein, des Obristcammerer sohn, der wirt 0025in wehnig dag als Botschaffter hinein gehen vndt wirt 0026ihm dißes seine negotiation facilitirn. Dero Liebden müßen sich aber 0027nit anemen, als wan ihnen vohn hir dis wehr aufgeben worden, 0028sondern nuhr aus sich vndt ohne einzigs impegno von ihr Mayestät 0029die sachen sondirn. In Schpanien geht es wunderlich, die 0030Königin hatt sich sider des Corpiz doht etwas beßer gezeicht, 0031doch aber hat nuhr alles ein schönen worten bestanden vndt wirt woll 0032kein effect volgen, solang die Perlips dorten. Dero Liebden raht, sie 0033wekh zu brengen, ist gahr gutt, aber sie hatt sich einmahl
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0034vnauschprechlich über den Grav von Mansfelt offendirt, das er hier 0035etwas dergleichen geret vnd sie es innen worden ist, andertes, 0036so wirt schwehr sein, einen solchen zu finden, der die figur 0037wirt haben mögen. Man meindt mit disen auflauf, der dorten 0038ist, werd sie villeicht wekhmüeßen. Wan ihr sonst niks vbels 0039geschete vndt der Künigin reputation nit leidet, könt man es 0040woll verschmerzen. Dem Don Sebastiano werden ihr Mayestät die besoldung auf 0041sein lebtag laßen, auch anbefehlen, das er mit vnsern musicis zugleich 0042bezalet werde. Die caresanische sach will eifrich reccomendiren, 0043will mich auch informiren, in was es noch bestehn duet. Es erfreüdt 0044mich, das dero Liebden die einladung so gutt angenommen vndt 0045wird ihr Mayestät lieb sein, wans dero Liebden dero reis ein richten, wan es 0046ihnen zumb gelegensten sein wirt. Due mich gegen dero Liebden schönstes 0047bedanken vohr den pumpernikel, welcher gahr woll geschmekt hatt, 0048hab auch ein verschben mit ciocolate bekommen, warfohr dero Liebden 0049herzlich danke. Ihr Mayestät haben iezt waß gebraucht, das kein ciocolata 0050haben nemmen derfen, diße aber habens gleich woll probirt. 0051Sie ist zwar gahr guet vnd dun sich ihr Mayestät gegen dero Liebden schönsten bedanken, 0052allein seindt sie schon dern gewohndt, so mihr dahir machen laßen, 0053also wollen sie darbey verbleiben. Es ist auch dersider halands, 0054tex vndt lantert käß ankommen, waruohr dero Liebden schönsten dankh 0055sage, haben gahr woll geschmekt, mein Keiser vndt meiner fraw dochter 0056aber absonderlich der holendische, welcher woll in der höchsten
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0057perfection ist. Das botheidisch regiment marchirt schon, dise aber, 0058so vnter des Deütschmeister regiment sein, so kan ich dero Liebden nit ver- 0059halten, das man zwar ihr Mayestät eingeraten, die 800 man zuerukh zue 0060schik, aber auch das regiment zu reformirn, welches ich woll 0061weis, das dero Liebden nit gern sehn wurden, auch es dem Deütschmeister 0062wehnig reputation sein wurde, wan sein regiment alls solt 0063reformirt werden. Man macht hier andere pretensionen offt, 0064also wan dero Liebden dauor dise 800 man laßeten, bleibt das regiment 0065stehn. Der Sinzendorf wirt dero Liebden weitleüfig herin informiren, auf 0066welchen ich mich bezie, wie auch wegen der sachen zue Frankfort wirt 0067er dero Liebden befehl empfangen, was er in Frankreich disfals zu 0068negotirn haben wirt. Die veldenzische sachen wegen des Prinz von Birkenfels 0069hab ihr Mayestät reccomendirt, werd auch nit vnterlaßen, es den Grav von 0070Öting, welcher ohnedehm dero Liebden ganz zuegehört, selbiges zu recomen- 0071dirn. Die beis ist woll abgangen, auch das wetter fauorabel. 0072Ich due mich dero Liebden bef dero affection befehlen, hab sie schon zu 0073lang mit mein gekrizel aufgehalten, werde sterben 0074dero Liebden 0075getrewste schwester 0076Eleonora 0077Laxenburg den 3ten junij 1699