Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1697.01.03
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/7
Ausfertigungeigenhändig
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00013 januarii 970002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Nach dem ihr Mayestät, mein Keiser, den Grav von Sinzendorf 0004zue dero Liebden abschiken, den tractaten den pactis dotalibus meiner 0005fraw schwägrin beyzuwohnen, so hab ich nit vnterlaßen 0006wollen, in mitt disen zeilen zu accompagniren, dero Liebden er- 0007suchent, ihme glauben bey zu meßen, in dem er ihne 0008mein herzlige affection mit mehren versichren wirt, mich 0009also verners auf ihn bezihendt. Im übrigen, weil 0010dise occasion sicher, das ich ohne zifra frey schreiben 0011kan, bericht dero Liebden, das der Grav Harach morgen oder 0012übermorgen in Schpanien abreisen solle. Mein sohn
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00133 januarii 970014wirt, mein ich, ihm selbsten zue verstehen geben, das 0015er, wan villeicht solche gedanken in Schpanien auf ihn 0016sein möchten, solle suechen, solche mit gutter manir 0017abzueleinen. Mein gott, ich weis nit, woh hin sie gedenken, 0018das wehr iah gahr nit der Königin conuenienz, so 0019ein iungen menschen zu nemmen, die disparitet 0020ist gahr zu groß in iahren, vndt wehre kein 0021sucession zu hoffen, weil sie schon nit weit mehr 0022von 30 ist, vndt er erst 18. Auch wurds hundert 0023difficulteten geben, die cuhr vndt fürsten im Reich 0024werden ihn nit gern wekh laßen. Engelandt halbert, 0025welche verschprochen zu der sucsession zu helfen, werdens 0026woll vohr den Carl duen, aber nit von den elsten, 0027das die lender solten zusammen kommen. Frankreich 0028selbsten wirts ehnder geschen laßen, das der secondo 0029genitus werde, vndt die Königin wirt wie sein 0030mutter sein vndt völlich regiren vndt ihn nach
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0031ihren verlangen erziehen vndt alzeit ein gehor- 0032samen sohn an ihm haben. Mit der lezten post 0033zwar schreiben sie, das der König wider beßer sey, 0034gott erhalt ihn, desto wehniger ist hierauf zu 0035refflectirn. Mein sohn kan sich iah mit der lehren 0036hoffnung nit aufhalten vndt dardurch andere 0037anstendige gelegenheiten, als zum exempl die 0038denische ist, aus handen laßen. Vndt gott behütte 0039daruohr, das der König etwas solches innen 0040wurd, das oder mein fraw schwester oder mihr hir 0041solche gedanken füreten, so wehr iah alles aus vnd 0042das ganze sucession weßen verscherzt. Wegen der 0043dähnischen sach hab ich des Königs schreiben woll noch 0044öffters überleßen vndt gefunden, das man sich mit 0045hineinschikung eines Paters nit zu übereilen will. 0046Der König ausdrükhlich schreibt, er wolle in 0047etligen posten der Prinsez entlige resolution berichten,
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0048wan solche kombt, wirt noch dis zeit sein, vndt 0049wurden sie izt kein geistligen zu ihr laßen, bis man 0050die antwort hatt. Auch ist das nit zue gedenken, 0051das die information vndt bekerung der Prinzeß 0052erst nach geschloßenen heirat geschen solle, dan 0053das müeste alles vohrhero sein, sonst kundt man 0054sich nit einmahl einlaßen zu tractiren, geschweigen 0055zu schließen. Auch weis ich nit, warumb der König 0056nit leiden wolte, das dise information dorten 0057geschen solle, es könte iah heimlich geschen, das 0058kein mensch daruon wuste, vndt wan der König 0059ein lust hatt, selbsten zue vnsrer religion zu tretten, 0060könte er sich mit der occasion heimlich auch 0061informirn laßen, welches, wan die Prinzeßin nit dorten 0062wehr, der König kein gelegenheit dazu hette. Dis 0063laß ich dahin gestelt sein, aber das versicher ich 0064dero Liebden, das man hier niemahlen etwas wirt eingehen, 0065wan nit die Prinzeßin vohrhero wirt catolisch
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00663 januarii 970067sein, weil mihr in disen haus kein exempel, auch 0068von keiner conuertitin, haben, also wan dises geschen 0069solt, es mit aller vohrher gehenden precaution 0070vndt publicitet geschen müste, das so vill wehr, 0071als wan sie fast schon catolisch geborn wehre. Das ist 0072zu verstehen, das sie catolisch werde nit aus 0073motiuo dises heirats, sondern weil sie erkennet, 0074das vnser glauben der einzige rechte vndt 0075sehlichmachende vndt der ihrige vnrecht seye. 0076Ich hoff, dero Liebden werden den Pater haben zurukh gerueft, 0077dan einmahl izt dis nit de tempore ist, 0078vndt verlangen ihr Mayestät ein solchen zu schiken, den sie 0079kennen vndt auf den sie sich verlaßen können. 0080Auch, weil mihr in heirats materi sein, 0081berichte dero Liebden, das eine Prinzeß von Zweibrükh, 0082Herzoch Adolf aus Schweden sein dochter, hier ist, 0083ein wakere manirlige hüpsche fraw, doch hab
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0084ich auch hoffnung, dise sehl zu gewinnen, 0085aber dise fraw hatt niks, der Konig in Schweden 0086gibt ihr niks, so wehr niks beßers vohr sie 0087als ein gutte heirat, müest aber ein catolischer 0088sein, vndt der sie gleich woll erhalten könt, dan 0089sie hatt niks. Also hab dero Liebden vmb raht fragen 0090wollen, ob sie niemandt wißeten. Mihr ist einge- 0091fallen, ob bey Nassaw Hadamar niks ist, oder 0092aber vnser Landgraf Wilmchen von Reinfels, 0093wan er ein mahl mit seinem bruder verglichen 0094wehr. Kinder glaub ich nit, das sie vill mehr 0095wirt bekommen, dan, in confidenza somma, 0096sie ist 33 iahr alt, sicht aber aus, als hett sie 20, 0097recht hüpsch, danst überaus wohl, rett ihr schprachen, 0098ein wakere angenehme Prinzeß. Dero Liebden werden ein 0099guts werkh duen. Ich due mich auch hir bemühen 0100sie zu versorgen. Mit disen due mich dero Liebden befehlen vnd 0101werde sterben 0102dero Liebden 0103getrewste schwester 0104Eleonora 0105Wien den 3ten jener 1697