129 ros-id-1

000116 jenner 970002Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0003Ich hab dero liebste schreiben vom 11ten passato 0004woll empfangen vndt mit freüden vernommen, 0005das die differencien mit Heßen Caßel in 0006der güette beygelegt seindt. Die entschuldigungen, 0007so dero Liebden darbey einwenden wollen, seindt ganz vnötig, 0008in deme zue genüegen bekandt die große deferenz, 0009so dero Liebden allezeit gegen ihr Mayestät, mein Keiser, bezeigt, dero 0010verlangen in allem zu erfüllen, in welchen gutten 0011sentimenten ich nit zweifle, dero Liebden bestendigst 0012verharren werden. Den Herzog von Saxen betreffendt,


129 vos-id-2

0013so bedanke mich wegen dero Liebden vohrsorch, allein finde 0014ich in disem herren ein solche erkantnus vnd 0015liebe gegen ihr Mayestät, mich, dero Liebden vndt vnser ganz haus, 0016das ich fast glaube, man habe dise nachrichten 0017dero Liebden geben aus verlangen, diffidenz gegen ihn zu erweken, 0018zue welchem aber, ich hoff, er ein anders im werkh 0019erzeigen werde. Er ist dahir ganz emsich in seinen 0020bischtumb, auch offentlich protestirt hatt beim 0021Nuntio, das er kein promotion weiters verlange, 0022sondern mit disem gahr content sey. Auch hatt 0023er sich gegen mich offerirt aller officia vohr mein 0024haus in allem, was man von ihm verlangen werde. 0025Was nuhn die andern negotien betrift, beken ich, das 0026es mich nicht wehnig schmerzt, das dero Liebden glauben, das ich 0027capabel seye, wegen einiger priuat person als der 0028Hamilton ist, solche wichtige sachen zue vnterbrechen oder 0029verhinderen. Das ist wahr, das weil sein bas sehlig 0030mihr vill liebs vndt trew erzeigt, auch seiner Grauin


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0031Grauin vatter vnsern ganzen cuhrhaus vill trewe vndt er- 0032schprißlige dienst geleist, sie auch mit mihr erzogen vndt 0033nichts als alles guetts vndt dugentligs von ihr gesen, ich 0034sie allzeit estimirt vndt geliebt, auch, weil er so woll 0035ihr Durchlaucht, vnsern gnädigen hern vattern, als auch dero Liebden sonsten trew 0036gedient, ich ihme gern durch meine reccomendation 0037so weit geholfen, das wehnigst seine reputation saluirt 0038bleiben möchte, welche doch zimlich gelitten, in deme er 0039so auf ein stüp hatt wekh müeßen vndt nit erwarten 0040derfen, bis sein Grauin mit ihm hett abreisen können, 0041waruon man hier als wunderlich redet. Auch laße dahin 0042gestelt sein, was vohr vhrsachen dero Liebden zue solcher resolution 0043bewogen, die villeicht größer werden sein als dise, so dero Liebden 0044mihr überschikt, in welches ich mich dan nit ingerirn 0045will. So hoffe ich dannoch, dero Liebden werden von mihr nit 0046glauben, das darumb meine schuldige schwesterlige lieb 0047gegen dero Liebden gemindert oder ich die negotia diswegen abrum- 0048pirn wolte, welche mit disem ganz nichts 0049zue duen haben, vndt selbsten erkennen. Das was den


130 vos-id-4

0050und d' Arcort betrift, ich durch das falsche angeben, so 0051selbiger auf mich gedan, wardurch er mich vndt mein 0052ganz haus in vnglükh hett stürzen können, wan mein Keiser 0053nit so güttich wehren vndt beßere opinion von mihr hette, 0054woll vhrsache habe, nit zue verlangen, weder mit ihm noch 0055einigen franzosen in etwas einzulaßen, dan dorten 0056nichts als falscheit und bedrug zu fin0057den. Das dänische anlangendt, so ist es so 0058ein heikele sach, das man darinnen nit sicher noch 0059behuetsamb genuech gehen kan, also mihr nit übel 0060kan genommen werden, das darinnen alle precautions 0061genommen vndt man woll sicher geh, das kein0062fictio iuris dahinter steken, die decla 0063ration des Königs ist gahr gutt, erwarte 0064das von der Prinzessin, ohne welches 0065nichts zue duen. Ich kan aber dero Liebden nit bergen, das wie0066der König in Schpanien so kra0067nk, mir die Perlips geschri0068ben, man soll sich doch nit übereilen, meinen s0069on zu verheiraten, das übrige könen


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0070sich dero Liebden woll ein bilden. Obwollen nuhn so woll mein0071Kaiser als ich und mein sohn solch0072es nicht vor convenient halten aus 0073villen vhrsachen, welcher hier anzuezihen zue lang 0074fallen wurden, vndt dero Liebden selbsten, wan sie die sach 0075mitt allen vmbstenden reiflich überlegen werden, 0076mit vns gleicher meinung sein werden, so hatt 0077man doch vohr guett gehalten, der Perlips0078also zu andworten, da mann von hir0079aus ihr nit so plat die hofnun0080g benemme. Darauf ist 1? wider be0081sser worden, so hab alle weil gedr0082ungen, das die succession vor mein0083Carl mög versichert werden, 0084so wer das eine vohr sich selbsten aus. 0085Ietzt hör aber leider das 2?0086wider aufs neu krank, so wird 0087man dort auf die gedanken 0088geraten. Es ist mihr ganz angst bey dem 0089handel wie mir dises mit


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0090gelimpf ableinen und verhinderen, 0091das die Königin nit offen0092dirt werde. Ich mein, wan villeicht directe 0093vel indirecte etwas dergleichen dero Liebden vohrkehme, kön0094ten dero Liebden es wideraten, die uhr0095sachen remonstriren, welche sehr erheb- 0096lich vndt handgreiflich, das es einmal der0097Königin conveniens nit ist, 0098sondren vil mer, das sie fu den Ca 0099rl suechen hinein zu brin0100gen, welcher von ihr als ein0101eigen kint dependiren wurde. 0102Wegen der portugesischen heirat seh ich, das vnser fraw 0103schwester sider des Ligni schandliger daht nicht mehr 0104darzue inclinirt, also darinn weiters nichts zu 0105duen wirt sein. Wegen des Prinzen Don Gaston hab ich alzeit 0106ganz klar in diser sach geschriben vndt gerett, auch wider 0107den Herzoch noch ihn mich gahr nit zue beklagen, wie 0108woll ich hette hoffen können, das mein fraw schwegerin, das 0109ist die wittib, vndt dero Liebden mihr hetten können confidenter 0110eröfnen, wie weit sie in der sachen kommen, das ich nit


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0111nit von dem gemeinen ruef vndt durch ihr hinuntereis 0112die richtichkeit der sachen hette nuhr erfahren müeßen. Wie sie 0113dan bis dahto noch nie kein einziges wort mihr daruon 0114gemelt, iah so gahr als zue Neüburg ihr Durchlaucht, vnser 0115geliebste fraw muetter, sie darmit vexirt, sie ihr niks bestanden, 0116dah ich doch glaubt, dass sie ihrer schwiger fraw mutter vohr 0117allen andern confidenz daruon machen vndt vmb 0118raht hette fragen sollen. Das seindt aber alles schon 0119geschehene sachen, also in vergeßenheit zue stellen, habs 0120nuhr melden wollen, damit man vns nit vohr so gahr 0121einfältig halte, das man die sachen nit kenne. Auch 0122kan ich dero Liebden nit verhalten, was die Königin in Schpanien 0123mihr schreibt, welchs dero Liebden aus bey kommenden ersehen werden. 0124Ich hab ihr geantwort wie vnser geliebste fraw mutter, 0125das ich nichts wiße, hette dero Liebden daruon geschriben, so hetten sie 0126mihr geantwort, er sey frey vndt practicire dorten 0127vndt in keiner gefangnus, sie wurde aberein 0128heiligs werkh duen, wan sie auch darzu helfe, das 0129er dort stabilirt vndt accommodirt wurde


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0130vndt nimmer mehr in Deütschlandt komme. 0131Dises alles, in sonderheit was in zifra dero Liebden bericht, ist 0132als wie in der beicht, dan ich sonst alle 0133confidens bei der Königin0134verliren wurde, vndt Tiberiusweis, 0135wie vile sonderheiten d 0136iser coniunctur daran ge0137legen, selbige zu conserviren. 0138Gestern seint mihr zue Hiezing im schlitten gewesen, 0139heündt ist in der statt beim Landmarschalkh 0140ein große schlittenfart, seindt gahr schön aufbuzt. 0141Mitt disen due mich dero Liebden befehlen vndt werde 0142sterben 0143dero Liebden 0144getrewste schwester 0145Eleonora 0146Wien den 16ten jener 1697 0147Hab vergeßen wegen des incolat 0148vohr den Prinzen, mueß die heirat vohrangehn, als dan 0149kan man daßelbige anbrengen. Ihr Mayestät werden mit nechsten 0150iemandt hinunter schiken zue den tractaten, weil der Cau- 0151niz dorten nit abkommen kan. Auch kan nit vnterlasen, dero Liebden zu 0152berichten, das man hir gehört, der Eschenbrenner zu Cöllen bemüe 0153sich um dero Liebden protection wider den Cuhrfürst. Das möchte wider newe bitterkeit 0154erweken, dan ohne dem beim Curfürst der magen noch nit recht sider der lütischen 0155sach.


1gemeint ist der König von Spanien
2gemeint ist der König von Spanien