AbschriftSchreiber

Erwähnte Briefe: EMT an JW 21.02.1698

Douven hat JW geschrieben, dass der Tellier in Modena angekommen ist. – Bei der Bischofswahl in Osnabrück ist es vor allem nötig, jemanden hinzuschicken, der den Domherren angenehm und mit Bargeld und Wechselbriefen gut ausgestattet ist; nicht um Simonie zu begehen, aber die Domherren verlangen eine Anerkennung ihrer Mühe. Weiters muss er zu allerhand Gnadenversprechungen befugt sein und Tag und Nacht mit ihnen saufen können, Wein, Bier, Branntwein und Tabak . Wird den Domherren von Gymnich zur Vlatten hinschicken, der ein vorbildlicher Geistlicher ist und sich sowohl mit den dortigen „tollen Köpfen“ als auch mit den Bräuchen des päpstlichen Hofs gut auskennt. JW wird sich nach Kräften für den Herzog Karl von Lothringen einsetzen, hält aber den Bischof von Münster, der ein Parteigänger („pensionierte Kreatur“) Frankreichs ist, für den aussichtsreichsten Kandidaten. – Wegen (des Fürstentums Pfalz-)Veldenz muss ein Missverständnis vorliegen. Ist sehr betrübt über EMTs harte Worte, denn er würde es niemals an Respekt gegenüber dem Kaiser fehlen lassen. Den Vorschlag einer Sequestrierung hat er nur für den Fall gemacht, dass keine friedliche Übernahme möglich wäre. Seine Inbesitznahme (der Ämter Lauterecken und Veldenz) war berechtigt, weil Pfalz-Birkenfeld bereits im Anmarsch war, um sie unrechtmäßig und gewaltsam zu besetzen. JW, der dem Kaiserhaus so viele Opfer gebracht hat, wird ständig benachteiligt, und was man von Pfalz-Sulzbach, Pfalz-Birkenfeld oder Schweden (wegen Erbansprüchen der Linie Pfalz-Birkenfeld) akzeptiert hätte, wird ihm vorgeworfen. Weiß sich im Recht und wünscht daher nichts mehr als einen kaiserlichen Schiedsspruch. Außerdem ähnelt der veldenzische Erbfolgestreit dem mit der Madame von Orleans , und der Kaiser wird sicher keinen nachteiligen Präzedenzfall für die französischen Ansprüche auf die Pfalz schaffen wollen. – Dankt für die Erlaubnis für seinen Hofkanzler , nach Frankreich zu reisen. Warum JW gegen seinen Willen in Den Haag einen Sonderfrieden mit Frankreich schließen musste, wird Graf Kaunitz berichten. Falls dessen Erklärung JW in EMTs Augen rechtfertigt, möge sie in Zukunft weniger unvorteilhaft von ihm denken. – Legt die Sache der oberrheinischen, westerwäldischen und wetterauischen Stände nochmals zu ihren mütterlichen Füßen.

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