Ausfertigungeigenhändig

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000131 maij0002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich traw mihr schier nit zu erscheinen, nach dem 0004ich so lang vnterlaßen, dero liebe schreiben zu beant- 0005worten. Es ist die heilige zeit, auch vill die übele 0006zeitungen aus Schpanien, welche veruhrsacht, das vill 0007hab schreiben müeßen vndt mihr kein zeit überbeliben, 0008daran vhrsach. Gott sey dankh, das es widerumb 0009beßer ist, der geb verners sein genad vndt er- 0010halte König vndt Königin bestendigst, vmb welches 0011mihr woll vhrsach zu bitten haben. Ihr Mayestät, mein Keiser, 0012seindt dero Liebden sehr obligirt des eifer vmb gutte intention, 0013so sie in disen erwißen. Man duet aller0014seits arbeiten in disem wich 0015tigen werk, vndt werde ich dero Lieben schon alsdan von allem


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0016nachricht geben. Es wirt gleich nach den feirdagen der Bischoff 0017von Baßeaw her kommen, der wirt als extraordinari 0018botschaffter in Portugal gehn, nachdem der König wider 0019ein inuiato hatt her geschikt, der wegen das, so mit 0020dem vnglüksehligen Botschafter passirt ist, vill schöne 0021contestationes gedohn. Ich sage auch dero Liebden schuldigsten dankh 0022vohr die gutte officia, so sie bey der osnabrukische 0023wahl gedan, das ihnen diser gelükhlige ausgang zum 0024meristen zu zu schreiben. Ich kan dero Liebden nit beschreiben, was 0025ein meritum sie sich dardurch bey mein Keiser, obligation 0026beim haus Lottring vndt aplaußo vndt lob von 0027der ganzen welt erworben haben. Ihr Mayestät werdens auch 0028nit vnerkandt laßen, wie auch gegen den Fürst von 0029Heidersheim, seinen vettern vndt allen, die dazu cooperirt 0030haben. Gott wirts auch dero Liebden absonderlich vergelten 0031wegen des großen vortels, so der religion darab 0032zuewaxet. Bedankh mich auch wegen des negotio 0033finto, so dero Liebden dem Telliers aufgedragen, hoff, es werde 0034nimermehr ernst werden, dan es vnsern cuhrhaus 0035gahr zu precudiurlich wehre. Im übrigen


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0036seint der Tellier und Garelli zuruk0037kommenund haben von allem bericht erdeilt. Iezt werden ihr Mayestät 0038die sach reiflich überlegen und0039sodan resolviren, von welchen ich dero Liebden schon alles 0040berichten werde, es geht halt nach vnserem brauch, das 0041man niks mus übereilen. Was die Königin0042in Spanien in diser materi Tiberius ge0043schriben, hatt sie auch an mein Ke0044iser und an mich gedan auf das allereifrigste, 0045ia zeigt, das vor ein grosse offen0046s anemen werde, wan es nicht ge0047schicht. Ich hab geantwort, das ist ein 0048sach von einer großen importans, die woll überlegens 0049braucht vndt man die erleüchtung von gott erbitten 0050mueß, auf auf keine andere sach sei zu schawen alls 0051allein auf gottes ehr vndt der sehlen heil. Zu dis0052em sei notwendig, das auch00531? sie lieben und ihm gefallen0054möge. Man ret dahier vil pro und con 0055tra, doch mer darwider als darvor, 0056dises macht die resolution au0057fhalten, dero Liebden kann aber versicheren, das0058nicht zuvohr Tiberius2? durch 3? partici 0059pirt 4? negocirt wirt werden. Der Tel0060liers hat sein negotiation mit dem 0061Garelli wohl voricht, wer aber zu wün 0062schen, das es vohr der zeit nicht auskommen.


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0063Ich weiß woll, das dero Liebden nit schuld daran haben, aber das 0064vnglükh ist, das hier wehnig verschwigen blaibt. 0065Vnmasgeblich könten dero Liebden der Königin in dißer materi vngefehr 0066antworten, wie ich gehantwort hab, vndt schadet auch nit, 0067wan dero Liebden sie berichtete, das die prinzessin 0068nit so schön, wie sie glaubt oder 0069vns will glauben machen. Ich hab eben in diser materi 0070gehort, waß dero Liebden mihr schreiben, darumb ich ebenfals ni0071chts davohn hab melden wollen, das 0072negotium, so der Telliers zu Flore0073ns dem schein nach gehabt, wehre woll nit gutt 0074vndt vnserem curhaus überaus preiudicirlich, wan 0075sollt ernst daraus werden, welches ich 0076nicht hoffen will. Wegen der subsidien werden ihr Mayestät duen, was 0077sie möglich werden können, dero Liebden können selbst woll erachten, 0078wie schwer alles ist bey disen so lang continuirenden 0079krieg und komt darzu, das man mus vohrs0080ehung und anstalten machen wegen0081Spanien, wan der casus kommen solt, welchs 0082däglich zu beförchten. Also auch wegen überlaßung dero 0083troupen werden ihr Mayestät alzeit dero Liebden seine troupen vohr 0084allen andren gern nemmen vndt verlangen, wan nuhr 0085dero Liebden nit schwerere conditiones machen wolten als andere 0086duen, dan iezt man einmahl wirtschafften mus, vndt 0087woh man sie zum wolfeilsten bekombt, wirt


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0088man sie müeßen nemmen. Das der Deütschmeister 0089dero Liebden hart geschriben, weis ich nit, aus was 0090vrsachen oder in was occasion solches möge geschen sein, dan ich woll ken, was 0091dero Liebden alles duet vndt was vnsere brüder ihnen als schuldich 0092sein. Den Forstmeister wolt ich gern 0093weit dauon sehen, due mich auch sehr darumb bemühen 0094habs durch Pater Wassenhoven lassen0095stark anbringen, aber biß dato noch nichts 0096ausrichten können, werde aber nit ermanglen, mein 0097bestes zue duen, wie auch wegen des Schalenberg, 0098aber mit dem gutten Bischoff ists niks zu richten, 0099er last vns schreiben vndt duet, was er will. Iezt 0100ist er doch ein wehnig still, das man nit vill sproposti 0101höret. Er, der Bischoff, macht iezt medicinen vndt 0102will villeicht gahr golt machen, ist schon ein occupation, 0103ein gutte wirtschafft zu füren, das gott erbarm. Wegen 0104bruder Carl findt ich ein mahl nit, das er in Polen soll 0105gehen, der König verlangt nit mehr vnsere volker, 0106vndt dero Lieben kennen ihn woll, ich forcht, vnser brueder 0107wurdt dorten mehr in seinem furm zu leben confir- 0108mirt als beßer werden. In Schpanien ist nit zue gedenken, 0109dan die Königin clar schreibt, das dardurch alles


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0110alles verderbt vns sie noch mehr odios bey der 0111nation sein wurde, welches ich ihr nit vnrecht 0112geben kan vndt es woll glauben mues. Man sicht 0113iah, was sie vohr ein mühe, vetter Görgel zu 0114manteniren, vndt förcht mich alleweil, er wirt noch 0115ein mahl mit schandt vndt schpott abzichen müeßen. 0116Dah ist also gahr nit auf zue denken. Ich weiß 0117niks beßers vndt sichers, auch die sucession 0118in vnseren cuhrhauß, woran so vill gelegen, zu 0119stabiliren, als das dero Liebden ihm so vill an die hand 0120gehen vndt sein apanaggio so vill vergrößere, 0121das er mit einer gemahlin vnt kindern erlich 0122nach seinem standt leben kann, vndt ihm so 0123dan ein weib geben. Die von Darmstatt wurdt 0124villeicht dazue woll zu consideriren sein, dero Liebden 0125wollen die sachen woll bedenken vnd was dem 0126cuhrhaus vndt der religion daran gelegen ist. Ich 0127hoff zwar, der almechtig werd dero Liebden noch segnen, 0128aber dise sach ist von solcher importanz, 0129das man mues das sicherste schpilen. Wan dero Liebden 0130selber sucesion bekomen, wie ich hoff, ists desto


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0131beßer, so können seine kinder ihr fortuna mit dem 0132degen suechen. Wie ihr Durchlaucht, vnser gnädiger her vatter sehlig, 0133nuhr Herzoch wahr, hatt er 3 söhn heiraten laßen, wie 0134vill mehr können dero Liebden iezt duen, dah sie die 0135cuhr darbey haben. Ich hoff, dero Liebden werden diese sach woll 0136consideriren. Wegen Veldens zweifle ich nit, dero Liebden werden 0137in alem, waß ihr Mayestät werden ausschprechen, gern 0138nachkommen, dan ihr Mayestät gewißlich dero Liebden kein vnrecht 0139werden geschen laßen, vndt befrembt mich sehr, 0140warumb dero Liebden meinen, das andere sollen preualirn. 0141Ihr Mayestät haben noch nieh niemandt, auch keinen grundt, 0142vnrecht gedahn, werden sies dero Liebden wehniger duen, vndt 0143wan andere ihr Mayestät den respect verlohren, werden 0144dero Liebden durch ihr guetts exempel sie ihn ihr torto 0145sezen vndt zur bekerung bewegen. Die pacta 0146dotalia haben ihr Mayestät confirmirt, ist gutt, das 0147dero Liebden ein testament machen, reciproque wirt auch 0148ohne zweifel so eingericht sein, das dem 0149cuhrhaus niks preiudicirn wirt. Wegen des 0150Sinzendorf haben ihr Mayestät nieh resoluirt, in in 0151Frankreich zu schiken, sondern alzeit vohr den Walstein


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0152mehr sich geneicht erzeigt. Den Pecori werd auch 0153recomendiren . Der gutte Pater Rodler ist gestorben, aber gott 0154lob, es ist wider ein jesuiter erwelt worden. 0155Bitt, dero Liebden wollen mich bey meiner fraw schwegrin 0156entschuldigen, das nit schreib. Ich hab an disen brif 14 0157dag geschriben, werds so balt mochglich ablegen, 0158ich hoff, dero Liebden wollen ihr vill schöns von mihr 0159aus richten. Ich werd sterben 0160dero Liebden 0161getrewste schwester 0162Eleonora 0163Fauorita den 31ten maij 01641698 0165Den Pater Hilair werd ihr Mayestät gern reccomendiren 0166vndt mihr die Ecken laßen befohlen sein.


1Es handelt sich um ein unbekanntes Zeichen für eine Person.
2Es handelt sich um ein unbekanntes Zeichen für eine Person.
3Es handelt sich um ein unbekanntes Zeichen für eine Person.
4Es handelt sich um ein unbekanntes Zeichen für eine Person.