Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0002Ich bitt vmb vergebung, das ich dero schreiben bis dato 0003nit ausfürlich beantwortet, ist meins Keisers übel- 0004aufsein dran schuldich gewest. Wie dero Liebden von ihr Durchlaucht, meiner 0005geliebsten mama, werden vernommen haben, welche ich vnterdehnigst gebetten, 0006dero Liebden zu participiren. Izt aber kan ich gottlob dero Liebden berichten, 0007das ihr Mayestät sich wider ganz woll befinden vnd die 0008schmerzen vollich vergangen. Es geht woll noch vill 0009schleim vndt sandt wekh, auch großere körnel etlige wie 0010brein körnel, aber gottlob ohne vngelegenheit. Wan nuhr 0011nit noch was darhinten stekt, das wider newe schmerzen 0012macht, ich will hoffen von nein. Es seint vohr 3 dagen


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00132 steinel wekh gangen, eins war zimlich hart, aber klein, 0014wie ein kleine halbte linsen, aber das ander war schir wie ein linsen, 0015doch ist mehr wie ein zuesammen gesezter sandt, dan sichs gleich 0016hatt zereiben laßen mit den fingern, also hoffe ich werde es iezt 0017ein bestand haben vnd keine schmerzen mehr kommen, welchs 0018der liebste gott also gnädig verleyen wolle, amen. Dero Liebden bitte 0019ich vmb vergebung, das der Ansalone so lang nit de- 0020pechirt wirt, ich hoff, als die verlangte mineralen mit 0021zu schiken, ich erwart sie däglich. Die reccomendation, die dero Liebden 0022mihr melden vohn den Frätislaw werd nit vnterlaßen, 0023ihn alzeit bestens bey mein Keiser aufs beste zue 0024reccomendirn, wie auch die von bevorstender Fürstenberg. 0025Dero Liebden derfen sich gahr nit bedanken wegen das, was dem Wißer 0026geschen, weil es zuefodrist verdient ist, so woll wegen dero Liebden vnden ganzen haus 0027verdienst, auch wegen der treuen dinst, die er dero Liebden geleist hatt, 0028es wirt woll nit vbl sein. Dero Liebden seindt gahr zu 0029gutt, daß sie die schlechte bilt haben angenommen haben. 0030Bedankh mich vohr alle gutte sach vnd das billt vohr 0031mein Keiser, alle konnens nit genugsamb 0032loben. Die sachen von Colln stehn woll übel, gott wolle


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0033alles zum besten schiken, mein Keiser wirt alls möglige duen. 0034Wegen des Deütschmeister stehn die sachen in allten, er macht ein 0035haufen complimenti, aber den kerl duet er halt nit wekh. 0036Er hat sich auch offerirt, dem Herzoch Carl von Lottring zu 0037dem Bischtumb Münster zue verhelfen, wan er ihm hingegen 0038will Olmiz abtretten, das wirt er kein narr sein, das ers duet, 0039dan ihm das mehr eindragt als Münster vnd Osnabruckh zusam. 0040Es ist iah genug, das ihr Mayestät, mein Keißer, versichert, bey andern 0041aperturen als Trier, oder was sonst möchte vorfallen, zue verhelfen, 0042wann ers nuhr nit selbst mit dem abgeschmachten Forstmeister 0043verderbette. Dah ist aber niks zue duen, er verlangt her zu 0044kommen, so hab ich den Eißenheim gesacht, wan der Forstmeister 0045werd von ihm sein, werd er mein Keiser vndt mihr gahr angenehm 0046sein, aber er vnterlast ehender her zu kommen, als den kerl 0047zu verlaßen. Es ist über mein verstandt, vnd kan ich nit 0048capiren, das er sich so in den menschen incapricirt wider 0049aller seiner geschwistern vndt ihr Mayestät, meins Keiser, willen. 0050Ich hab mit dem Cauniz gerett wegen was dero Liebden schreiben wegen Münster, 0051so meint er noch als, der Herzoch von Lottring werds konnen em- 0052portiren, wan man nuhr machen könt, das er dort ein ca- 0053nonicat bekomete. Dero Liebden konnen aber dem Cauniz selbst


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0054informihren, das er es mein Keiser vohr dragt oder durch 0055den Wißer, wan er her kombt. Wegen der cölnischen sach ist heüdt 0056conferenz gewest, vnd werden die courir gleich geschikt. 0057Mihr ist auch recht angst vohr den Herzoch von Saxen, der Curfürst 0058von Cölln oder villmehr der Cardinal laßen ihm auch aufpaßen, 0059er weis es aber woll, so wirt er sich schon in acht nemen. 0060Aber ich bitt nachmahlen dero Liebden wie im gestrigen schreiben mit dem 0061courir gebetten hab, sich in acht zue nemmen vndt 0062nie so auf die iacht zu gehen ohne gutte conuoy, 0063ich befehl es dem liben gott, der wirt dero Liebden bewaren. Werd alle 0064fromme leüt betten laßen, das gott dero Liebden bewaren wolle, bin 0065dah in großen sorgen, wan ich mich nit auf gott verlaßete vnd 0066ganz vestiglich, wie Pater Marcus sacht, so wehr ich vntröstlich. 0067Ich verlang woll sehr, bis die anwort kombt, das der 0068courir ankomen, damit dero Liebden sich können in acht nemmen. 0069Wegen verschonung des papstlande haben ihr Mayestät schon zu verstehen geben, 0070das dero Liebden dis werkh sehr solicitirt haben, dero Liebden kan versichert 0071sein, das sie auf alle weis werden verschonet sein. Es freüt 0072mich, das der Herzoch von Saxen so woll duet vnd in allen mit 0073dero Liebden correspondirt, aber auf Munster wurdt es woll nit


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0074angehen, weil er dort gahr kein canonikat oder niks hatt. 0075Es ist mihr sehr leidt, das dero Liebden mit den dänischen volkern so 0076incommodirt worden, zweifl nit, ihr Mayestät werden möglist remediren 0077vnd den comissari ein displinz bezeigen. Iezt bekom 0078gleich mit einem courir dero schreiben vom 8ten octobris, auch 0079eins hab mit der post bekommen, das vmoglich nit antworten 0080kan, mit ersten wirts geschen. Kan auch vnmöglich mein 0081fraw schwägerin schreiben, ist zu schpaht worden. Gottlob, mein 0082Keiser ist heüt beßer, ist wider aus dem bett, mihr halten 0083iezt schon die ordnung mit eßen, so mus enden, es 0084nit zu brechen. Befehl mich dero Liebden und meins lesten fraw 0085schwägerin, bitt vmb gotswill vmb vergebung, das 0086nit schreib, mit nehsten wirts gewis geschen, lebe vnd 0087sterbe 0088dero Liebden 0089getrewste schwester 0090Eleonor 0091Wien den 14ten decembris 1701 0092Gestern hatt mein Fürsten sohn die elteste von Locowiz 0093geheirat.