Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Favorita am 1702.07.14
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/8
Ausfertigungeigenhändig
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000114 julij 17020002Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibsten herr bruder 0003Ich hab woll vhrsach, dero Liebden vmb vergebung zu bitten, das 0004ich so lang auf dero libste schreiben vom vom 4ten, 8ten vnd 26ten 0005nit beantwort, wahr eben meins sohns reis vohr der dür, 0006so hatt in allen vill zu duen geben, das ich vnmöglich 0007hab schreiben können. Zu deme ist jezt der courir kommen, 0008welcher mihr dero Liebden libsts schreiben vom 28ten übereicht hatt, 0009so hab ich mihr gedacht, wolle mit diser schenen gelegeheit 0010alles beantworten. Vohrerst machen mich dero Liebden ganz confus, 0011das sie so vill complimenten vnd dankhsagungen 0012machen wollen, dah sie doch wißen, das ich kein größere freüt habe, 0013als wan ich etwas duen kan, was dero Liebden angenehm ist. 0014Allein beklage ich, das ich nit vill gelegenheit dazu 0015hab vndt nuhr alles in so schlechten sachen besteht, wüntsch 0016von herzen, das mehr gelegenheit mag haben, dero Liebden mein bestendige 0017schwesterliche lib zu erweisen. Ich bin ganz voll freuden zu sehn,
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0018wie dero Liebden rüemmen die asistenz des Bischofen vohn Rahb Liebden, 0019waran ich niemahlen gezweifelt vndt er dise seine lieb 0020gegen dießen erz vnd auch vnser curhauß in allen coniunc- 0021turen bestendig erzeiget hatt. Deßen anfang wahr die 0022assistenz bey vnser Deütschmeister sehligen in seine lezten krankheit, 0023woh er von allen verlasen wahr, vnd dersider alzeit conti- 0024nuirt. Dero Liebden duen gahr recht, ein große confidens in 0025ihr Liebden zu haben, warbey dero Liebden sich alzeit woll befinden 0026werden. Das die zuesamenkonft mit dem König in 0027Preüßen woll abgangen, freüdt mich, ich bitt, dero Liebden wollen 0028ihm in mein nahmen widerumb versichern, das ich mich 0029von herzen erfrewe, widerumb gelegenheit zu haben, 0030dasienige zu ernewern, was ich selbiges mahl inen 0031versichert, das sie allzeit eine guetwiligste schwester 0032vnd muemb an mihr finden werden, die mich werde 0033befleisen zue erzeigen in allen gelegenheiten die hohe 0034estime, die ich gegen ein solchen herrn bruder bestendig dragen 0035werde. Dero Liebden werden wißen vill beßer alle compliment 0036zue machen als ich, also laß ichs deroselben über. 0037Die nachrichten aus Polen seindt sehr nachdenklich 0038vndt werden ihr Mayestät, mein Keiser, nit lasen gehörige reflexion
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0039reflection zu machen, ich förcht nuhr, dass iezt es verhindert, 0040das mihr die 8000 saxen nit bekommen, das ers 0041selbsten wirt vonöten haben, mihr erwarten dauon alle 0042dag antwort vom Schallenberg. Wegen Cuhr Cöllen 0043wehre woll mer zu wüntschen als zu hoffen, das 0044er sich eines beßern begrefen möge, ich glaub, was die 0045contribution betrift werde ein schwert das ander in 0046der scheidt halten. Ich solle auch so woll in nahmen meins 0047Keiser alls vnser allen dero Liebden vnentligen dankh erstatten vohr 0048alles, was sie vohr dises erzhaus vnd dem publico 0049duen, wie der herr Morgraff nit genuegsamb an- 0050rüehmen kan, iah nit allein er, sondern alle vnsere 0051generales vnd officir bey der armee, dero Liebden erwerben sich 0052ein vnentligen ruemb bey der ganzen weldt. Ich hoff 0053auch zu gott, er werde vnsere gerechte waffen also 0054segnen, das ihr Mayestät, mein Keiser, noch mehr campo haben 0055möchten, gegen dero Liebden sein dankhbars gemüht zu 0056erzeigen. Was Niderland angeht, so mein ich, werden ihr Mayestät 0057auf dero Liebden begern den Pfilip von Sinzendorf so balt moglich 0058hin befurdern. Wegen bruder Carl geht es halt hart, er will 0059nit gern dorthin gehn, weil keine keiserlige troupen 0060zu comendiren, forcht auch die competenzen mit dem
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0061Naßaw vndt englischen General, dero Liebden werden ihm schon 0062wißen alles dises aus dem kopf zu brengen, so wirt 0063er sich schon bequemen. Iezt auf das lezter schreiben 0064zu kommen, so kann ich nit laugnen, das nit bis 0065dahto vill fäler im krigsraht geschen, auch diser 0066leztere wegen der büxemeister sehr important ist, 0067er excusirt sich aber, er hab die ordnung geben so gutt er 0068kan. Das glaub ich gewiß, das mehr fäller aus 0069ingoranz als aus malice geschen, er macht gahr zu 0070vill ideen vndt bilt ihm fill sachen ein, die hernach 0071sich nit finden oder nit angehn. Ich mein auch, es 0072wehren mittel zu finden gewest, mitt gutter manir 0073einige verenderung zu duen, aber eben iezt wegen der 0074gebenedeiten büxenmeister hatt der Morgraf ein sehr 0075harten brif an den Greif geschriben, darine er auch verbotten 0076das der Greif nit zu Mansfelt gehn soll, vndt 0077der Greif hatt dis überall ausgeschrien. Der Mansfelt 0078hatt sich sehr hirüber beklagt, zwar nuhr wider 0079den Greif, dan er alzeit gemeldt, er kan vnd werd 0080nieh glauben, das der herr Margraf so hart wider ihn
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0081verfahren vndt gleichsamb vohr der ganzen welt 0082vohr einen traiter passiren machen wolte, nimbt 0083izt dis per punto, das er sich in der charge 0084müese manteniren, zu zeigen, das alles falsch, was 0085der Greif wider in ausgeschrihen. Ich hab zum Greif 0086vnter der hant deswegen geschikt, welcher laugnet, 0087das er was anderst wider den Mansfelt ausgesacht, 0088als das der Morgraf ihm verbotten nit zue ihme 0089zu gehen, sondern der mensch, der die brif gebracht, 0090habe hin vndt her gesagt, was man bey der armee 0091von Mansfelt rede, er hab ihm auch deswegen ein fils 0092geben. Es sey die sach wie es wolle, wan man niks 0093autentisch einer notorien malice oder verstendtnus 0094mit dem gegendeil beweißen kan, in solchen fall dan 0095der herr Morgraf ohne zweifl ihr Mayestät, mein Keiser, 0096in geheimb alles eröffnen würde vnd ihr Mayestät hernach 0097vrsach, justiz sich selbsten zu administrirn. Woh aber nit, 0098wie ich dan gewislich kein formale vntrew glauben kan, 0099so wehre es woll beßer, wan man die sachen so aiustiren 0100könte, das sein ledirte reputation einigen riparo haben möcht,
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0101kan mans doch, wie der Greif woll gedahn, die sach auf 0102den andern schieben, das er so geret, dan ich gewis versichert bin, 0103das des herrn Morgrauen intention nit ist gewesen, das 0104man wißen soll, was er seinen diener, dem Greif, in 0105geheim geschriben hatt. Wan das auistirt wehre vnd aufs 0106wehnigst zum schein der herr Margraf nit so sehr sich wider 0107den Mansfelt zeigete, so wurd man vleist mittel 0108vinden, ihn mit gutter reputation vnd manir zu ?? 0109wekh zu bringen, dero Liebden werden wisen diser sachen zue zu 0110menagiren, die ich ihnen als in höchsten vertrawen berichten 0111due. Due mich hirmit in dero Liebden affection reccomendiren, 0112werde leben vnd sterben 0113dero Liebden 0114getrewste schwester 0115Eleonora 0116Fauorita den 14ten julii 1702