Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Nach dem dero Liebden schon werden vernommen haben, das vnser armée 0003vohr Toulon abgezogen, so können dero Liebden leichtlich erachten, 0004in was sorgen ich iezt gesezt bin, meinen sohn so abando- 0005nirt vnd exponirt zu wißen, dan ohne fähl iezt alle 0006feintlige macht, so in Provence gestanden, auf in fallen 0007wirt. Also weilen dero Liebden schon einmahl so generos dero troupen 0008concedirt haben, so hab ich all mein vertrawen auf dero Liebden, das 0009sie in dißer grösten noht dis meinen sohn nit verßagen 0010werden vndt also baldt die ordre an die officir schiken, 0011das sie in Catalognen so balt möglich sich begeben sollen. 0012Wegen des consenz der holländer wirt kein difficultet sein 0013vndt duet mein son, der Keiser, es auf sich nemmen, mit 0014ihnen alles zu aijustiren wie auch die spesen des transport 0015vnd in Schpanien die verpflegung vnd sold über sich zu nehmen,


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0016westwegen eben dißer courir an bede potentien abgeschikt 0017wirt. Die proposition der redoucirung der troupen, so man dero Liebden gedan, 0018so werden selbige nachmahlen darumb ersucht, dan obwollen 0019sie etwan selbigsmahl nach der tabel, so dero Liebden ihr comissar 0020ihnen geschikt, möchten starker gewesen sein, als man hir nit 0021glaubt hatt, so ist doch dißer vnglükhsehlige march 0022in Prouence so schwär gewesen, das sie, gleich auch alle 0023vnsere troupen, ein nahmhafftes werden abgenomen 0024haben. Erbiet sich auch der Keiser, nachgehns darob zu sein, 0025damit durch ersezung andere regimenter oder sonsten die 0026officir zu dero Liebden dienst widrumb könten accomodirt werden. 0027Bezihe mich in allem disen, was mein geliebster sohn, der Keiser 0028Mayestät Liebden, dero Liebden schreiben wirt vndt der Wißer dero Liebden berichten, dan ich dises 0029so in eil geschriben, den courir nit aufzuhalten, das ich 0030woll möglich einigen fäller möchte gedahn haben. Ich hab alzeit 0031so vill lieb von dero Liebden gegen mich vndt auch meinen sohn, 0032den König, geschpürt, das sie vns in diser noht nit 0033abandoniren werden vnd dise zu so villen andern obligationen, 0034so mihr dero Liebden bereits getan haben, zuesezen werden. Ich hab alle mein vetrawen 0035vnd gänzlige hoffnung auf dero Liebden, sonst wär ich vntröstlich,


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0036mein sohn in so großer gefahr zu wißen, welcher mihr 0037schreibt, resoluirt zu sein, seine trewen vnterdahnen 0038biß zu lezter extraemitet nit zu verlaßen. 0039Wegen Napoli machen sie wider newe instantien, 0040ich halt mich aber, das ich ohne Königs begern vnd 0041der allijrten garantie niks verschprechen kan. Sie schreyen, 0042ich solls nuhr dan auf dise conditiones verschprechen, 0043wan der Konig es verlangt vnd die alijrten guarantiren, sonst 0044werd das Königreich verlohrn gehn. Ich halt mich aber 0045auf dises fäst, doch habs dero Liebden schreiben wollen vmb raht, dan 0046wolt mihr auch nit gern adossiren laßen, das ich schuld 0047sey, das das Königreich verlohrn gangen. Sie sagen, sie verlangen 0048nit, das ich ein zeit benenn, sondern wans auch nuhr 0049auf etlich wehnig monat währ, so wurd es den 0050erwünschten effect haben, auch dis nit ender, bis das 0051vollige Königreich sich ergeben vnd vereingt hab. 0052Due mich dero Liebden befehlen, die ich lebe vnd sterbe 0053dero Liebden 0054getrewste schwester 0055Eleonora 0056Wien den 17ten septembris 1707 0057Bitt mich bey meinder liebsten fraw schwegerin zu entschuldigen, der 0058courir geht gahr zu eilich, bitt ihr vill schöns auszurichten.


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0059Ihr Liebden herrn Curfürsten 0060zu Pfalz, meinem herz 0061allerlibsten herrn brudern