Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1708.02.06
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Durch disen courir werden dero Liebden vernemmen die resolution, 0003so mein sohn, der Keiser Mayestät Liebden, genommen, dero Liebden nit allein die erste cuhrwürde vnd inuestitur 0004der Obren Pfalz zu verleyen, sondern auch selbe gleich einzu- 0005raumen, doch auf gewiße conditionen. Also lebe ich der 0006gänzligen hoffnung, das dero Liebden darmit content sein werden 0007vndt sich weder in einer noch anderer condition weigern, 0008weilen dardurch der gröste aufnahm vnd stabilirung 0009vnsers curhaus, welches das importantiste ist, erhalten 0010wirt. Die erste wegen der subsidien werden dero Liebden desteo 0011wehniger difficultiren, als man dahier verlangt, dardurch 0012in bestendiger haltung der gemachten tractaten vndt engern 0013verstäntnus mitt dero Liebden zu verharren. Wegen Keißerschwert werden 0014dero Liebden auch vmb so wehniger bedenken dragen, weilen man 0015nit allein den sequester ihnen offerirt, sondren bereit ist, einen
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0016recess darüber zu machen, in welchen sie versichert, das 0017inerhalb jahr vnd dag dero pretensionen, so sie darauf 0018haben, erörtert vndt ihnen die justiz administrirt werden 0019solle, mit welchen sie andern stenden des Reichs vnd inson- 0020derheit Preüßen ein guttes exempel pro bono publico 0021et religionis geben werden, selbsten aber die sach außer des 0022würkhligen posses in vohrigen standt bleibet, in dem ihnen die 0023billige justiz vnfelbar vndt in obgedachten termin wirt 0024administrirt werden, wahmit sie, so sie es erhalten, wie ich 0025hoff, das die iustiz sein wirt, in ruebigen vnd vndisputirligen 0026posess deßelben werden geßezet werden. Vndt wan alles dis nit 0027wahre, welches doch sicher ein so großer vnterschid von ein Keiserschwerdt 0028gegen der ersten curwürde vnd der Obern Pfalz ist, das 0029ich nit finde, das der geringste anstandt darbey sein 0030könte. Über dis ist die gefahr im Reich, vnd wan dero Liebden die troupen 0031nit allso balt marchiren laßen, der Villars vnfahlbar in 0032Beyrn dringen, also dero Liebden der Obern Pfalz auf ewich priuirt wären0033vndt vnser curhaus die erste curwürde verlirn würde, auch mihr hier 0034in den Land obder Ens in gefahr dardurch, mein sohn, dem Konig, 0035die nötige troupen müsten heraus gezogen werden vnd mein 0036sohn in Schpanien so woll als mihr hier in grose gefahr
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0037kommen. Ich bekenn dero Liebden, das ich mich allzeit vber alle 0038raisons, so man anfüren kan, verlaße auf die lieb, so dero Liebden 0039bestendig vohr dises haus, vohr mein vnuergleichlichen Keiser sehlig, 0040mich vndt meine kinder bezeigt haben, das ich nicht mit 0041dopelten verlust meines Keisers vnd des trosts, so ich von dero Liebden 0042allezeit mihr promitirt werde, geschlagen sei. Widerhole in 0043dißen, was in mein fohrigen gemelt, vndt due mihr alles 0044von dero brüderligen, mihr iederzeit erzeigten lieb promi- 0045tiren. Anbey hab auch nit vnterlaßen könen, dero Lieben nochmahlen 0046zu bitten, dero gutte intention, so sie wegen des Prinzen von 0047Sulsbach gehabt vndt den fasching haben wollen bewerk- 0048stelligen, nit langer zu verschieben, dan gewißlich des 0049herrn heil an sehl vndt leib daran ligt. Vndt so lang 0050mihr kein ander sucession im hauß haben, welches hoffentlich 0051gott noch geben wirt, auf an dißen doch vndt seiner erzeigung 0052gahr vill gelegen ist. Due mich hiermit dero Liebden in dero 0053vnschezbare affection, so in allen mein afflictionen mein einziger 0054trost, reccomendiren, lebe vnd sterbe 0055dero Liebden 0056getrewste schwester 0057Eleonora 0058Wien den 6ten februarij 1708 0059Vnser libsten bruder Alexander ist sehr übell 0060vndt förcht ich sehr von sein aufkommen. Wegen vnser 0061geliebste fraw mutter, was ist das vohr ein bedrubnus, 0062mein herz ist sehr bedrangt, ein gutte resolution von dero Liebden wirt einge0063fraw mama sein.