Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst mein herzallerlibster herr bruder 0002Mitt der gelegenheit der zurukhreiß des Diemanstein komme 0003ich nachmahlen, dero Liebden zu gratuliren, das nuhnmehro alls zum 0004glükhligen ende kommen ist, der almechtig wols dero Liebden ville 0005jahr mit allen contento genießen laßen. Bin dero Liebden auch obligirt 0006vohr die gratulation wegen der vngrischen zeitung, welche so vill 0007gefrucht, das der Heister Neitra genommen vnd der Otschkai, 0008welcher mit seinen streifen schir dem meristen schaden im land 0009gedahn, mit sein regiment zue vns herüber gangen. Izt 0010marschirt er gegen die bergstätt, wan er diese erobert, währ es 0011ein großes, dan dardurch der feindt sein mittel verlirt 0012vndt diese vns zuwaxen dehten, dan iezt gahr ein reicher segen 0013darinnen, wah man sonst von 1 zentner erst das 8tel golt bekomen, 0014jezt die helfte giebt, gott geb sein segen darzu. 0015Erwarten aus Niderlandt mit verlangen den glückhligen ausgang 0016der belegrung vndt aus Italien, was die flota in Sardegnen


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0017außrichten wirt, waruon alles dependirt, dan sonst mein sohn nit zu 0018leben hatt in Barcelona. Man duet ihm wider ein regiment schiken, 0019aber wirt alles nit erkleken. Es freüdt mich zu sehen den eifer, 0020so dero Liebden zeigen, damit die sach mit dem Papst möge aiustirt werden, 0021vndt zweifl nit, dero Liebden vnd der Großherzoch werden alles dazu 0022cooperiren. Die puncta, so mihr dero Liebden geschikt, wan niks als das war, 0023glaub ich, wurd es sich balt aiustiren, aber der hisige Internunti 0024sehr fest halt vndt sagt, der Papst werd niks eingehen oder anhören, 0025bis zuuohr Comachio wider ihme zuestelle. Das heist, den 0026wagen vohr die pfert schpannen. Ich hör, ihr Heiligkeit haben dero Liebden einen 0027eigenhandigen langen brif geschriben, welcher der der Großherzoch dero Liebden mit 0028eignen courir überschikt hatt. Aus disen wirt man mehr liecht 0029bekommen vnd sehn, was vohr hoffnung zum aiustament ist. 0030Das ich solle an ihr Heiligkeit geschriben haben, seindt dise nit woll infor- 0031mirt, welche es dero Liebden bericht, dan das negotium gahr zu important 0032vndt heiklich, das ich als ein weib mich vnterfangen solte, 0033mich darein zu mischen. Weil ihr Heiligkeit aber selbst an dero Liebden schreiben, 0034wirt vileicht durch sie die sach sich zum besten schlichten. Den Prié 0035betreffendt, so glaub ich nit, das einige gefahr sey, das er in 0036disen negotio nit mitt allem fleis sich bemühe, dan 1 ich ihn alzeit 0037ein erligen man gefunden vnd nie gehört, das er gesacht, der Großherzoch 0038hab nit hir tractiren wollen. Das weis ich aber woll, das er es gern gesehn 0039vnd sich hier sehr darumb bemüet hatt, aber durch andere verhindert worden ist,


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0040vndt hab ihm alzeit sehr portirt vohr den Groß Herzoch gefunden. 0041Das er aber von andren ist überstimbt worden vnd duen müsen, 0042was seine orders wahren, dah kan er nit daruohr. Er hatt 0043sich noch etwelche dag aufgehalten vnd gemeindt, es werd sich endren, 0044hatt aber nit sein können, wie ihm der Antenori selber 0045wirt müßen zeüchnus geben. Ich glaub nit, das er sich vill 0046reisen wirt vmb die charge, so er izt in Italien hatt, 0047sondren vill mehr sich bemüen, die sach mit dem Papst 0048bey zu legen, wardurch er könte hoffnung bekommen, dorten 0049bottschaffter zu werden, welchs ihm lieber währ als dißes. 0050Ist mus man schon erwarten, was ihr Heiligkeit an dero Liebden schreiben werden 0051vnd sich weiters darnach richten zu können. Bin dero Liebden auch 0052höchst obligirt, das sie mein dochter mit dero libsten gegenwart 0053haben wollen erfrewen vnd ist die arme vnausschprechlich 0054mortificirt vber ihres schwagren Botschaffter stättichkeit. 0055Der Bischof von Labach hatt auch niks mit ihm richten können. 0056Es währ woll gahr zu vill, wan dero Liebden sich noch in Holand 0057wurden bemüen, wie woll es vohr sie ein großer trost 0058sein wurd. Es ist ihr so zu herzen gangen, das sie gahr 0059ein kopfweh daruon bekommen hatt. Er hatt sie auch 0060wollen per forza zu Rotterdamb bleiben machen, woh sie 0061alle weren krankh worden, doch hatt entlich der Bischoff ihm 0062scharf die warheit gesacht, so hatt ers entlich in Haag laßen gehen.


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0063Es ist ein wunderlige vndt stättige nation, forcht, mein 0064arme dochter werde noch ville mortifficationes austehn 0065müeßen, gott wolle ihr beystehn. Dem Dimantstein hab ich 0066ein brif an die schwagrin mitt geben, warin ich so woll die 0067italienische reis als die heirat nochmahlen touchir. 0068Ist schad, das sie nit den portugiesischen Botschafter heiraten konen, 0069dan sie just so ein stättigen kopf hatt. Werd halt mein 0070heil noch einmahl probiren. Die von Sulsbach weis ich nit, 0071obs ihnen so anstendig sein wirt, weil sie gahr niks hatt, 0072dise aber würden sie auch wegen ihrer mittel consideriren. 0073Erfrew mich auch, das der Prinz Joseph balt zu dero Liebden kommen 0074wirt, damit er beßer erzogen werde. Bedanke mich 0075auch gegen dero Liebden vohr alle gnaden, so dero Liebden auf meine reccomen- 0076dation verleyen wollen, wuntschte nuhr, das noch verners 0077ich auch gelegenheit haben möge, dero Lieben in etwas zu dienen. 0078Leztlich kom, mit besten dero Liebden anzurümen, wie sich dero bede gesanten 0079hir so eifrig dero dienst haben laßen angelegen sein, das sie 0080bede dero Liebden gnaden woll würdich sein. Der Wißer auch, so 0081lang er hier ist, sich allezeit woll komportirt hatt, nit 0082allein in disen, sondern in allen dero Liebden negotien, vndt wirt dero Liebden noch 0083konftig durch seine gutte capacitet vill erschprißlige dienst 0084leisten können. Dise, so dero Liebden mihr überschrieben, ??? Panciatia vnd


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0085sein geschpan, werd ich gern an die hand gehn, wie ich kan. Den Rogati 0086werd auch bestens mein sohn, den König, reccommendiren. Anbey due 0087dero Liebden nochmahl reccommendiren die arme nönscher zu Münstereifl 0088vnd dan ein gewißen priester Johann Joseph Callenberg, vohr 0089welchen obgedachte cormeliterin instendig bitten, das er möchte ein 0090canonicat bekommen oder zu Münstereifl oder anderstwoh 0091in dero Liebden landen. Duen ihn vnerhört loben wegen seiner dugent vnd 0092auferbauligen leben. Due dero Liebden gahr zu lang mit meiner schlimen 0093schrifft vngelegenheit machen, due mich ihnen befehlen, mich in0094vbrigen auf das, was der Grav Dimanstein dero Liebden müntlich wirt beybringen, bezie, 0095leben vnd sterben 0096dero Liebden 0097getreweste schwester 0098Eleonora 0099Wien den 5ten septembris 1708 0100Die Müllerin geweste Denzlin hatt 0101mich auch gebeten, sie zu reccomendiren, wie dero Liebden aus den einschlus0102sehen werden.


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0103samt einer beylag


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