Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1686.08.08
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Dero gnädiges schreiben vom 26ten passato hab mit vnterdehnigstem respect 0003empfangen. Gottlob, das ewer Durchlaucht sich in guttem wolstand 0004befinden, der wolle sie bestendig darbey erhalten. 0005Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das ich bey vohriger 0006post meinen brief halbausgeschribner wekgeschikt hab. 0007Die Kaiserin ist kommen, so hatt der Bischoff vermeindt, 0008ewer Durchlaucht würden nit vngenädig werden, wan ich den brif 0009auch vnuolenter vortschike, vnd hatt über sich genomen, 0010durch ein zettel mich zue entschuldigen vnd den brif 0011vortgeschikt. Hoffe ewer Durchlaucht werden mihrs gnädigst vergeben, 0012hab glaubt, es sey beßer als das ich gahr 0013nit schreib. Wegen des Cuhrfürsten brif, so haben ihr Mayestät nit vermeint, 0014das ewer Durchlaucht ihn verlangen, sonst hettens ewer Durchlaucht geschikt. Die 0015deploma aber wirt ewer Durchlaucht zuegeschikt werden. 0016Aus beyligenden zeitungen vnd briefen vom Deütsch- 0017meister wie auch andre dagzettel werden ewer Durchlaucht gnädig 0018ersehn, das zue Offen nit zum besten steht wegen 0019anahenden feindts. Das gebett ist vonöten, sie hoffen aber,
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0020diesen desperaten feindt entlich zue überwinden 0021durch die gnad gottes, welcher es allein kan. 0022Von Pater Marco kommen hirbey auch die antwort. 0023Wegen Pater Hippolito derfen ewer Durchlaucht nit sorgen, das er 0024ewer Durchlaucht mehr importun werd seyn wegen seiner 0025geistligen, wie ewer Durchlaucht aus seinem schreiben woll 0026werden ersehn haben. Er hatt halt nit wehniger duen 0027können, weil sies an ihm begert vnd er in der 0028sach nit informirt wahr. Wie ich ihms aber gesacht, 0029gab er mihr zue antwort, Se hanno fatto 0030qualche cosa contro il comando ò senza 0031saputa di sua Maestà, li cacci pur di la sua0032per altro nel auenire raccomando in 0033genere la religione sappiendo che sua Maestà 0034cossi ci è molto benigno, also, das er sich 0035ihrer gewiß weiters nit anemmen wirt. Sage ewer Durchlaucht 0036vnterdehnigsten dankh vohr die gnädigen wüntsch zue des Josepll 0037vnd mein dag. Weis nit, obs nit villeicht in 0038meinem vohrigen schreiben vergeßen bin, weil ich0039so in eil daruon geloffen. Ewer Durchlaucht glauben, das
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0040das es mein höchste glükhsehlichkeit wäre, wan ich nuhr ewer 0041Durchlaucht könt vnterdehnigst dienen, warzue ich den Josephl 0042auch erzihen werde. Due mich hiermit in ewer 0043Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0046EMT 0047Wien den 8ten august 1686