Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Nechst widerholten herzligester gratulation zue dem heündtigen 0003gükhsehligen dag sage ich ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh, das sie 0004mihr zue meinen herführgang in dero gnädigem schreiben vom 18ten 0005passato sollige guedte wuntsch duen wollen, der almechtige erhalte 0006ewer Durchlaucht bey bestem wohlstand verners, so werde ich 0007allezeit glüksehlig sein. Ich kan mihr woll einbilden, das 0008dem portugesischen Botschaffter das fuks brellen gahr 0009woll werde gefallen haben, ich glaub nit, das in ihrem 0010landt dergleichen gibt. Weil sich die opera noch so lang 0011verschiebt, wirt sie desto beßer können auswendich 0012gelernt vnd eingericht werden. Ewer Durchlaucht werden iezt 0013schon alles empfangen haben. Freüdt mich auch von 0014herzen, das entlich die guette resolution aus Schpanien 0015erfolgt ist. Ihr Mayestät vnd ich werden dise post widrumb 0016schreiben, das die 100 000 gulden möchten in Portugal übermacht 0017werden. Den brief an die Königin werdt fleisig schiken, 0018die liebe fraw hatt woll gedahn, was sie könt 0019hatt, sie zeigt ein große lieb gegen ewer Durchlaucht vnd 0020allen meinen geschwisterten. Ewer Durchlaucht duen gahr höchsterleücht,


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0021wegen meines bruedren Carl seiner reis gemach zue gehen. 0022Ist mihr auch beygefallen, wan ewer Durchlaucht auch noch in 0023den gedanken sein, gleichfals bey der brandenburgischen 0024wittib die düer offen zue halten, ob man nit 0025durch dise reis selbiges verhindren möchte, vnd 0026wan in Portgal niks draus wurde, würde er schwißen 0027zwehn stüelen nidersizen. Ich hab nit vnterlaßen, 0028in genere ihr Mayestät dauon zue sagen, nuhr bloß 0029ob nit dorthin auch zue refflectiren wehre. Hab 0030aber wegen des freitags noch nit vermeindt, das zeit 0031etwas zue melden, weil ihr her noch so frisch gestorben, 0032will aber erst mit dem Hoffkanzler draus reden. 0033Ihr Mayestät haben sonst gezeigt, das sie vermeinen, das 0034das nit auser acht zuelaßen, angesehen, das sie eine 0035wittib, welche wie man sagt sich auf etlige 0036milionen vermag. Ich hab aber von dem gedanken 0037wegen der polnischen kron vermeint, beßer zue duen, 0038das dauon abstrahire, weilen, wie ewer Durchlaucht bekant, das 0039ihr Mayestät noch immerzue ein consideration vohr 0040den Herzoch von Lottring in disem vall gehabt, welches 0041ewer Durchlaucht auch vohrdisem, wie sie hier wahren, nit allein 0042aprobirt, sondren auch gezeigt, das sie ihre officia 0043bey denen, so ewer Durchlaucht dorten zue gedahn, darzue gern beydragen


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0044wolten, so glaub ich woll, das dersider ihr Mayestät dero 0045intention nit werden verendert haben. Hab also ver- 0046meindt beßer zue sein, es darbey bewenden zue laßen. 0047Glaub auch, das schwerlich was draus werden wurd vnd sie 0048ihr gelt vergebens wurde anwenden. Aber auch ohne dem, 0049mein ich woll, wehre darauf zue gedenken, dan sie so vill 0050mitel hatt, das vnsren hauß ein große hülf sein kunte. 0051Vohrgestern ist Pater Hippolitus wider hier ankommen, hatt ein 0052reis auf Rohm gedahn, vnd weil ich nit gewust, woh 0053in solt antreffen, hab ewer Durchlaucht gnädiges schreiben an ihn so lang 0054behalten, vnd ihme solches so balt er kommen über- 0055liuert. Dise dag, das mihr heraußen sein, haben nuhr 0056zwey mahl auskönnen, das erste mahl aber gleich solche 0057wint kommen, das niks haben richten können, gestern 0058vohrmitag ein krah vnd 2 elstern gefangen, aber kein reiger. 0059Dan gleich nach halber 9 ein solcher sturm windt kommen, 0060das heim gemüest vnd nachmitag zue haus bleiben. 0061Heünt vohrmitag wehrs schön geweßen, aber jezt ist 0062schon wider windig, weis nit, ob werden aus können. 0063Mit disem due ich mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst 0064befehlen vnd werde sterben 0065ewer Durchlaucht 0066vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0067EMT 0068Wien den 1 maij 1687 Pater Marco erwarten alle dag.