Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1687.08.16
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster her vatter 0002Gott sey lob, er vnd dankh, das ich ewer Durchlaucht einmahl 0003mit einer gutten zeitung erfreüen kan, wie woll mihr noch 0004die mehrer particularien nit wißen, dan der 0005Taff wirts erst mitbringen, welchen der Herzoch 0006geschikt hatt, dis hatt der Prinz de Sauoie gebracht, 0007hatt ihn der Cuhrfürst geschikt. Ich mein, der 0008mensch sey geflogen, den 12ten vmb 8 vhr ist er 0009dort wekh von Sicloß vnd ist heünt in der nacht 0010vmb 3 schon hier gewesen. Er bringt kein brif als 0011die müntlige relation, das vnsere armee auf Siclos 0012marchirt zue sehn, obs zue erhalten oder demoliren, 0013vnd in solchem vall das munition zu saluiren. 0014Gott hatt aber die türken verblendt, das, so balt 0015sie hin kommen sie vns angrifen, vnd zwar in 0016die anderte lini gefallen, der Herzoch aber mit seinem 0017flügel gleich zuehülf kommen vnd sie glükhlich 0018geschlagen, in ihr leger mit ihnen pele mele kommen, 0019alle stukh, so 100 sein sollen, vnd alls bagage bekomen, 0020auch meint der Prinz, das gewis mehr als 7000 auf
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0021der walstatt bliben sein. Haben sie etlige stundt ver- 0022volcht, aber die nacht vnd vnsere abgematte 0023pfert von dem marsch, auch, das die vngren vnd 0024crowatten nit bey vns, weil deils mit dem Veterani 0025comendirt, deils in Crowatten dorten acht zu haben 0026haben weiters nit zue gelaßen.0027Dis ist woll allein von der almechtigen hand 0028gottes, der zeigt, das ers allein duett. Ich hab 0029mit dem Prinz noch nit gerett, aber so vill 0030ich gehört, ist der Deütschmeister woll auf vnd 0031hatt auf des Herzoch seiten die fanterie comendirt 0032in diser occasion. Die venediger haben auch ein 0033große victori erhalten, schik ewer Durchlaucht daruon vnterdehnigst die 0034relation, auch ein composition von einem schwaben, 0035welche der Deütschmeister mihr geschikt, ist ein 0036nerrische gedanken. Bitt vnterdehnigst vmb vergebung, das 0037des Josephl schreiben die vohrige post vergeßen bin, schik 0038hir. Hirmit due mich vnterdehnigst in ewer gnade befehlen, 0039vnd werde sterben 0040ewer Durchlaucht 0041vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0042EMT 0043Wien den 16ten august 1687 0044Wan der Taff kombt, werd alles berichten, aber ich 0045förcht, er kombt morgen noch nit, dan der Herzoch wirt 0046erst geschriben haben, vnd er ist auch zimlich dick, nit gahr 0047hurtig.