Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1688.11.07
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/15
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich habe dero gnädiges schreiben vom 1ten dis durch den 0003curir mit vnterdehnigstem respect erhalten. Hoffe zue 0004gott, das die kreften däglich ie mehr vnd 0005mehr zuenemmen werden vnd ewer Durchlaucht sich baldt 0006vollich restituirt finden. Ewer Durchlaucht werden leider schon 0007vernommen haben, das entlich Pfilipßburg über 0008ist. Ihr Mayestät haben aber den Tun zue Cuhr Saxen 0009geschikt, selbigen zue ersuechen, das die völker, welche 0010sie haben zue sucurirung von Pfilipsburg schiken wollen, 0011möchten marchiren laßen, Frankendal vnd Manheim 0012zue sucuriren. Wan sie das duen, werden hoffentlich 0013die franzoßen dorten braf einbüeßen, dan sie vill 0014vnd gutte leüt vohr Pfilipsburg sizen laßen,
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0015gott wirt dise vngerechtichkeit nit zue laßen vnd 0016vns beystehen. Wegen der polnischen sach wirt der Hoffkanzler 0017ewer Durchlaucht alles wider ausfürlich berichten. Ich glaub, er 0018werd balt wekh, ewer Durchlaucht zu bedienen, doch werd mit 0019nechstem ewer Durchlaucht die sicherheit vnterdehnigst berichten könen. 0020Wegen das der Cuhrfürst in Beyhren wider instans gemacht 0021wegen einer meiner brüeder, wan man es hett 0022vohrsehen können, so wehre leichter gewest. Mit bruder 0023Pfilipp Wilhelm aber iezt ist schon zue schpaht, 0024dan der hett mehr von hir die scusa gehabt, nuhr 0025auf der post hin zue kommen, das nit so vill spese 0026bederft hett, aber auch iezt die kürze der zeit 0027kan wegen mein bruder Fridrich auch alles excusiren. Mit dem 0028Herzoch Max, hör ich, steht es schlecht. Die heüntigen 0029brief von Insprukh bringen auch nit vill gutts, 0030mit dem Herzoch geht es zimlich schlecht vnd 0031förchten sie, er bekomme die quartana dopelt. Er ist alzeit 0032gahr schwach im fieber, hatt gahr sein nahmen nit könen 0033an ihr Mayestät vnterschreiben. Iezt ist es gahr zue einer
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0034üblen zeit, gott geb, was zue seiner ehr ist. 0035Ich will ewer Durchlaucht nit lenger mit schreiben vnge- 0036legenheit machen, due mich in dero genad 0037vnterdehnigst befehlen vnd werde sterben 0038ewer Durchlaucht vd trg 0039vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0040EMT 0041Wien den 7ten novembris 1688 0042Jezt gleich empfange ewer Durchlaucht gnädiges schreiben durch 0043ein curir vom 3ten dis. Hab das beygeschloßen 0044also balt ihr Mayestät überliuert, sie werdens 0045gleich mit disen beden, Oting vnd Stratman, delibe- 0046riren, vnd hoffe ich nit allein, das die antwort 0047balt erfolgen werde, sondern, das der Stratman 0048sie selber bringen werde, wan nihkß anderst 0049drein kombt.