Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab dero gnädiges schreiben vom 8ten dis mit schuldigstem 0003respect erhalten vnd woll mit schmerzen daraus 0004wie auch aus dennen schreiben an ihr Mayestät ersehn, 0005wie graußamb vnd vnchristlich die franzosen 0006in Heidelberg selbsten vnd im land hausen. Dises 0007seint sachen, die der almechtige nit vngestraft 0008wirt laßen. Ewer Durchlaucht generositet aber vnd resignation 0009in seinen gottligen willen wirt ihn bewegen, alles dis 0010leidt noch mit andren glückhsehlichkeiten zue ersezen, 0011welches ich woll von herzen wüntsche vnd gott darumb 0012bitte. Dörfte auch der vnuermuete dohtfall 0013in Schpanien deßen ein anfang sein, dan man hier genzlich


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0014verhoffet, das die wahl auf meine schwester werde kommen, wardurch 0015vnsren beden heüsern ein großer aduantage zuewachsen 0016dehte. Aus Schpanien ist zwar der courir mit der 0017notiffication des dohts ankommen, aber weiter hat er niks 0018gebracht, als das der König gahr bedrüebt. Der Mansfelt 0019aber hatt ein dag vohrhero ein courir geschikt, 0020der ist noch nit ankommen, der möcht etwas mehr 0021brengen. Der verwitibten Königin brif haben noch nit deciffriren 0022können, seint dis mahl extra schlim geschriben, wirt 0023sich geeilt haben. Der Botschaffter hier aber ist ganz vohr 0024vns, vnd vermeint ehr vnd der Harrach, welcher in 0025den schpanischen sachen sehr erfahren ist, es möchte nit übel 0026sein, wan ewer Durchlaucht mein schwester Maria Anna Liebden mit ihnen 0027herunter nehmeten, damit der Botschafter, Harrach vnd 0028andre augenscheinlige relationes von ihr geben könten. 0029Wegen der andren heiraten, Saxen vnd Parma, hab ich schon bey 0030vohriger post alles vnterdehnigst überschriben. Ohne großen disgusto 0031wirt Parma Saxen nit weichen, doch glaub ich, das sie 0032die hochzeit woll verschieben werden, bis man sicht, was sich


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0033Schpanien resoluirt, vnd wirt vohr dem herbst nit sein 0034können, also ewer Durchlaucht an dero reis nit verhindern. 0035Wan gleich der Cuhrfürst kombt, wirt nuhr auf 0036wehnig dag sein, wie der Herzoch von Lottring, das 0037also dis ewer Durchlaucht nit verhindern wirt vnd ich die 0038so hoch verlangte gnad genißen kann, ewer Durchlaucht vnterdehnigst zue 0039bedienen. Mues wider mein willen enden, weil ich heünt schpaht 0040von meinem lezten ausgang von fuxbrellen heim kommen bin. 0041Due mich in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben 0042werde 0043ewer Durchlaucht 0044vnterdehnigste trewgehorsamste dochter 0045EMT 0046Wien den 17ten merz 1689