Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1677.08.11
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8
Ausfertigungeigenhändig
75 ros-id-71
0001Durchleüchtigster Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Mein hochste freüdt ist gewesen, aus dero wertestem 0003schreiben vom 28 julij dero wohlstant zu vernemmen. 0004Was die comission wegen des Bischoff von Gork an- 0005belangt, so soll freilich in alle weg die expedition 0006erfolgen, aber man hatt darmit eingehalten, bis die 0007licenz von Rohm ankomen, welches der Cuhrfürst 0008auch selbsten vohr guett befunden. Es soll aber dannoch 0009durch den Bischoff von Gurkh geschehn, vndt haben ihr 0010Mayestät gesacht, der weg wehre so weit nit von 0011Nimwegen auf Cöllen, der Bischoff könte woll ein 0012rutscher hin duen, wan es zeit würde sein. 0013Dan ihr Mayestät sagen, wan man ihnen iezt gleich 0014die brief gibt, so werden sie nuhr in genere 0015darauf antworten, wan aber die licens ergangen, 0016so kan der Bischoff inen eifriger zu reden vndt können0017sie auch gezwungen werden, mit mehrer schicherheit 0018zu antworten, also das es nuhr aus guetter 0019meinung so lang verschoben worden. Begeren es aber 0020ihr Durchlaucht ehnder, so wollen sie es mihr schreiben 0021vndt wirt allsobalt ohne dificultet expedirt
75 vos-id-72
0022werden. Gott gebe, das die waffen in Niderlandt 0023balt was guetts auswürken mögen. Ich mues 0024diesmahl widerum vmb vergebung bitten, das nit 0025vil schreib, mihr werden iezt gleich in die galerie 0026gehen, selbige zu besehn, vndt morgen nach dem 0027Heiligen Creüz zu iagen. Befehle mich also gehorsamist 0028vndt sterbe 0029ihr Durchlaucht 0030ganz ergebenste trewgehorsamste 0031dochter bis in doht 0032EMT 0033Wien den 11 august 16770034Der Grau Forbeni ist iezt hier, ihr Mayestät werden 0035eifrich mit ihme reden lasen wie ich auch.
76 ros-id-73
0036Das schreiben durch Pater Danner habe wohl empfangen. Ihr Durchlaucht habe schon 0037bericht, was die vhrsach, das die expedition noch nit erfolgt vndt 0038es also dem Königsekh noch nit befohlen worden. Erwarte ihr Durchlaucht befehl, 0039förchte nuhr, wan es vohr der zeit komt, das nit so guetten efect wirt 0040bringen als wan es zugleich geschicht. Will aber darob sein, das vnterdesen 0041alles fertig sey, das abgehen kan, wan ihr Durchlaucht schaffen. Was ihr Durchlaucht 0042befehlen wegen meines bruedern, darüber will mit dem Hoher vndt Kaiserin 0043reden. Sie hatt mitt ihr Mayestät meinem Kaiser gerett, was aber, kan noch nit wißen 0044bis sie widerkommen von Heiligen Kreüz . Ich vermeine aber, ohne gehorsamst mas- 0045gebung, es seye schon recht, das mann Pater Emerick cogiolire, aber daß 0046ich mich ihm durch diese sach vill verbinden solle, wie es schiene zu 0047sein, wan durch ihn solliches suechte zu tractiren, das weis nit 0048ob rahtsam sey, dan er dardurch gelegenheit würt nemmen, sich in 0049alle ander negotia einzumischen. Welches ihr Durchlaucht vohr allem vermeint 0050das notig sey zu sciniren, auch zu dem deme, das der Hoher 0051hoft, es nit lang mehr anstehn wirt, auch vergangen. Wie ihr Mayestät 0052in ihr Durchlaucht brief geleßen, das ihr Durchlaucht wohl zuefriden, etlig andwort zu 0053warten, wan nuhr nit iahr daraus wurden, sachten ihr Mayestät, ey
76 vos-id-74
0054behüett gott, freilich nit. Welches dunkt mich ein genuechs- 0055ames zeichen, das nit lang an wirt stehen. Meine vngereim- 0056te meinung wehre, das man iezt erwartet, bis ich 0057vernemmen, was die Kaiserin mit ihr Mayestät gerett, 0058wie auch der Gonzaga, welcher gestern bey ihr 0059Mayestät gewesen, vndt darnah die mesures nehme, was 0060weiters zu duen sey. Will aber alles fleisich, 0061was ihr Durchlaucht schreiben, mit der Kayserin vndt 0062Hoher überlegen. Befehl mich vnterdehnig.