Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Ewer Durchlaucht bitte ich vnterdehnigst vmb verzeiung, 0003das ich die vohrige post mein schuldichkeit nit 0004recht ablegen können. Die zeit hatt es einmahl 0005nit zuegelaßen. Heütt seint mihr zwahr eben 0006so schpaht widerumb kommen, aber weil heünt der 0007heilige fastabendt, so gehn ihr Mayestät nit zum eßen. 0008So kan ich desto beßer schreiben. Es wehre auch 0009bey eben selbiger post meine schuldichkeit gewesen, 0010ewer Durchlaucht zue diesen heiligen weinachtfeierdägen vndt newen 0011iahr gehorsamst vill glükh zue wüntschen, ist aber aus eben 0012der vrsach, das mich so eilen müeßen, vnterlaßen 0013worden. Also hoffe ich, ewer Durchlaucht werden mihr solliches 0014gnädigst verzeyen vndt mihr erlauben, das mit diesem ihnen 0015dieses vndt dero noch vnzahlbahre ville volgende 0016in aller glüksehlichkeit vndt wohlstant zue erleben 0017inen mit eifrigstem kintligem herzen gehorsamst anwüntsche. 0018Der almechtige verleye, das ich im könftigen jahr vnde denen


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0019mehreren ewer Durchlaucht dergleichen vnterdehnigste gratulationes möge 0020ablegen, als ich in dem endt von diesem. Ich habe durch 0021durch den glüksehligen ausgang der wahl zue Meriendahl 0022die große freüdt, so ich darob habe wehre mihr vnmöglich 0023zue beschreiben. Gott wolle vernerß seine genadt verleyen, 0024das ewer Durchlaucht von diesem erfolch großen trost zue seiner zeit 0025mögen erleben, wahran ich ganz nit zweifle, dan ich von 0026iedermeniklich ein überaus großes lob von diesem meinem 0027bruedern Ludwig auschprechen höre. Also vermeinet ich, kundte 0028es nit schaden, wan ewer Durchlaucht ihn einen post ritt auf 0029wehnig däg mit wehnig leüten hierher duen ließen, ihr Mayestät 0030dem Kaiser selbsten zue danken, damit ihr Mayestät sehn, 0031das die gnadt, so ihme ihr Mayestät gedahn, wohl meritirt. 0032Iezt weis ich nit wort so zue finden, meine vnterdehnigste 0033danksagung vohr so ville gnaden, so mihr ewer Durchlaucht in dero 0034gnädigstem schreiben vom 15 dieß erweisen mit solchen genadigsten anwüntschungen 0035vnd vätterlige bezeigung. Aber bitte nachmahlen, mihr 0036nit so mit vnuerdienten danksagungen zue überhaufen, 0037ist mihr nuhr leid, das so wenig due vndt nit 0038genuech meine schuldichkeit erweisen kan. Hoff iah 0039nit, das ewer Durchlaucht mihr vngenädig seindt, das 0040sie so vill cerimoni mit dero vnterdehnigstem kindt 0041machen. Wolte gott, ich könte nuhr duen, was 0042ich schuldig bin vndt durch meine incapacitet 0043allein (dan an der deuotion, verlangen vndt eifer ist kein


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0044mangel) vnterlaße, bitte ich, wollen ewer Durchlaucht mihr durch ihre 0045güettichkeit vergeben. Heütt ist vetter Pfilips wekh. Ihr Mayestät 0046haben ihm 3000 Gulden pension geben. Man hatt es einmahl bey diesen 0047zeiten nit höher bringen können, ist auf 2 iahr. Vnterdeßen 0048wirt sich hoffentlich mehrere gelegenheit zeigen, ihme 0049vort zue helfen. Was ewer Durchlaucht gnädig mihr wollen ihn dero 0050bey vohriger post an mich abgelaßenes schreiben wegen 0051des von Welden gnädig befohlen, ist mihr leidt, das ich vohr 0052dismahl nit gehorsammen können, in deme ihr Mayestät 0053schon auf den Hamilton gnädigst resoluirt haben. Weder er weder 0054sie haben zwar von mihr nichts begert gehabt, aber 0055wie ich vernommen, das dieser dienst vaccirent vndt 0056ich ein verlangen gehabt, wegen der guettaten, so mihr 0057Mamere gedahn vndt deren ich nimmer vergeßen werde, 0058auch in ansehung der trewen diensten, so der Iägermaister 0059sehlig ewer Durchlaucht vndt meinem bruedren geleist hatt, ihnen 0060bey ihr Mayestät etwas auszue bringen, das ehr doch darbey 0061bey ewer Durchlaucht du bedinung nichts versaumet. So hab ich 0062nichts daugliger als dieses vohr ihne gefunden, weil 0063es nahet bey Neüburg ist, auch nachgehns mich 0064Pater Isidorus gezeigt, das ihme ein gnade dardurch gesche, 0065welchem ich es es dan noch desto lieber gedahn, in deme 0066er gewis von dieser coadiutori zue Meriendal einziger 0067anheber, mihr solches anhandt geben vndt den ersten 0068alschlag geben, es auch dahin kommen, zue einem glükligen


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0069endt, er auch noch vill guettes im sin hatt 0070vndt hoffentlich auswirken wirt. Er ist ewer Durchlaucht gwis 0071trew, er vndt der Schellerer stehen hier wohl vohr ewer Durchlaucht 0072dienst. Aber diesem allem vngeacht hab ich ihr Mayestät 0073dannoch des Welden begehren vohr gedragen, weil es 0074gescheindt wegen des Meyrs vohr ihr Mayestät dienst zue 0075sein. Dießes haben ihr Mayestät aber aus sonderbahren 0076vhrsachen nit duen wollen, sondren seindt bey dieser 0077resolution blieben vndt haben gemeld, wan es gleich der 0078Hamilton nit bekommen hätte, so hätte es sich doch 0079nit vohr den Welden geschikt. Also, hoffe ich, werden ewer Durchlaucht 0080mihr in diesem nit vngenädig werden, auch ihnen 0081nit, dan ich ewer Durchlaucht gehorsamst versichere, das ich es ohne 0082ihren vohrwißen vndt begern gedahn. Bitte, ewer Durchlaucht wollen 0083ihnen als verners genadig sein. Sag auch vnterdehnigsten 0084dankh vohr die überschikte wein. Mues enden, dan die 0085zeit ist verfloßen. Bitt vnterdehnig, mich bey ihr 0086Durchlaucht fraw muetter zue entschuldigen, das diese 0087post nit vill mitt schreiben auf wart, weil dieser 0088brief so lang worden, ist die zeit zue kurz. 0089Befehl mich vnterdehnig vndt sterb ewer Durchlaucht 0090ganzergebenste trewgehorsamste 0091dochter 0092EMT 0093Prag den 23 decembris 16790094Auf ewer Durchlaucht gnädigen befehl hab den 0095brief von 3 novembris widerumb vberlesen, 0096aber nichts gefunden, was ewer Durchlaucht vergeßen. 0097Ich hab nie daran gezweifelt, das es durch verges geschen, aber die 0098maleuoli machen innen alles zue nuzen.