Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ödenburg / Sopron am 1681.10.08

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

279 r

0001Durchleuchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Aus ewer Durchlaucht gnädigem schreiben vom 26 passato hab ich mit 0003großen freüden ewer Durchlaucht guetten wohlstandt vernommen, 0004vndt das zwahr mit der bürst noch langsamb her 0005geht, aber doch schon noch so einen guetten hirsch geschoßen 0006haben, ist wohl vill bey der zeit. Zu Eberstorf 0007wer iezt niks mehr, so der müeh werdt wehre 0008zue schießen. Heündt ist es zimlich küel vndt haben ein 0009reif gehabt, so heier hie noch der erste ist, so, 0010vermein ich, werde es iezt beßer von statten 0011gehn. Hier duen mihr niks als auf den abendt 0012lerchen fangen, so doch auch gahr schlecht her geht. 0013Den ersten abendt haben 200 gefangen, darnach nuhr 001420 vndt 10, werden ein meisenhüetten probiren. 0015Was ewer Durchlaucht mihr gnädigst befehlen wegen des Oxenstern, 0016hab mit ihr Mayestät gerett, sie sagen, sie wolten auf 0017alleweis diese krohn cultiuiren. Wegen der zwey 0018brükischen lehen hatt er noch niks angebracht, also 0019haben ihr Mayestät nichts können duen bevohr er es 0020anbringt. Mihr haben freilich vhrsach an allen 0021orten wegen Frankhreich vns vohrzue sehn. Ewer Durchlaucht


279 v

0022werden ohne zweifel schon die schöne zeitung von 0023Straßburg vernommen haben wie auch von Casal . 0024Auf sollige lache weis ist es kein kunst, wehniger gloire, 0025conquesten zue machen. Die reichsständt müeßen wohl 0026gewaltich verblendt sein, wan sie dieße insolenzen 0027mit den henten in sakh zueschawen, vndt wan 0028man nit werdt, wirt es einem nach dem andern 0029eben also ergehn. Ich förcht nuhr, dieße sachen werden 0030vnß den lantag noch schwehrer machen, dan die 0031schlimmen werden hierdurch mehr hiez bekommen vndt 0032halsteriger sein. Der almechtige gott gebe waß 0033zue seiner höchsten ehr ist, sein will werde 0034erfült, so wirt alles wohl gehn. Die rebellen 0035haben auch zwey örtel wekh genommen, seindt zwar 0036von keiner importanz vndt so schlecht, das sich 0037alle verwundern, das so lang gehalten haben. 0038Die Kaiserin ist übelauf geweßen, vermein wohl, 0039die casalische sach werdt nit wehnich darzue 0040geholfen haben. Sie hatt wohl auch vhrsach 0041darzue, dan es die infamiste sach vohr ein 0042solchen herrn als balt ist erhört worden. 0043Sie schreibt mihr mit großem risentimento, ist mihr


280 r

0044herzlich leidt vmbsie, insunderheit vohr vnser Erzherzogin 0045Maria Anna vndt Königin, das sie das ihrige so 0046malamente verlieren müeßen. Gott weis schon alles, 0047wan es zeit ist. Ich hab alleweil gutts herz, 0048vertrau auf ihn vndt auf Pater Marcus 0049vertröstung. Due mich hiemit ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0050befehlen vndt werde sterben 0051ewer Durchlaucht 0052ganzergebenste trewgehorsamste 0053dochter 0054EMT 0055Edenburg den 8 octobris 1681