Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Ödenburg / Sopron am 1681.10.22

Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/8

Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Beyde ewer Durchlaucht gnädige schreiben vom 10 vndt 14 dis hab ich mit 0003schuldigstem respect empfangen. Es ist mihr der groste trost, 0004das sich ewer Durchlaucht in so guettem wohlstandt befinden, 0005der almechtige wolle ewer Durchlaucht lange zeit darbey erhalten. 0006Ich due mich auch gegen ewer Durchlaucht vnterdehnigst bedanken vohr 0007die allzugnädige anwüntschung, so sie mihr auf dem 0008fest der heiligen Theresia duen wollen. Wan ich nuhr vill capacitet 0009vndt gelegenheit hätte, ewer Durchlaucht meine trew schuldigste dienst 0010zue leisten, wurde ich gewiß ale zeit, die mir gott das 0011leben verleien wurd, mit herzinigliste kintlige deuotion vndt eifer 0012darzue anwenden. Mit Straßburg ist wohl ein schantliger 0013daht von König, gott gebe, was zue seiner ehr vndt 0014vnser allen besten gereichet. Iezt, mein ich wohl, werden auch 0015im Reich die augen ihnen aufgehn vndt eben Beyern zue 0016erkantnus kommen, wie mihr des Irschen relatione noch 0017mehrer hoffnung darzue gibt. Ihr Mayestät werden auch hinauf 0018schiken, der lo aber Lokowiz aber ist dorten nit recht angenehm, 0019so vill ihr Mayestät vernommen, also müeßen ihr Mayestät auf 0020einen andern bedacht sein. Sie werden es aber auf das 0021baldiste duen, befleisen sich wohl auch hie mit dem lantag, 0022gottt gebe bat balt ein guettes endt. An ihr Mayestät duet


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0023nichts ermanglen, aber es komt halt alleweil etwas neus 0024heruohr. Ich hoff aber, es werde iezt nimmer lang weren, 0025damit mihr nacher baldt einmahl auf Regenschpurg können, 0026welchs gott geben wolle, als dan hätten ewer Durchlaucht nit vhrsach, 0027so balt etwaß von Frankhreich zue besorgen, er wirt iah 0028nit so gahr brechen ohne einzige ragion. Ihr Mayestät werden 0029auch iezt weiter armiren, gott verhüete, das er nit 0030so weit kommen, sonst wehren mihr zue Wien 0031ebensowohl in gefahr. Man mues es bey zeiten 0032wehren, wan er mit Schweiz etwas wolt anfangen, 0033wehr es freilich guett, aber ich förcht, er wirts wohl 0034bleiben laßen. Ich hoffe, ewer Durchlaucht werden mihr nit 0035in vngnaden vermerken, das ich ihnen eine sach 0036erinnere vndt meine vnmaßgeblige meinung 0037schreibe, es geschicht alles aus kintlicher schuldigster 0038deuotion vndt eifer zu dero dienst. Es seindt 0039etlige sachen ausgeschwezt worden, so ihr Durchlaucht ihr Mayestät 0040geschrieben vndt in schpezie ewer Durchlaucht ihre meineung, 0041das man den vngrischen lantag solt schließen, 0042es koste auch was es wolle. Ich hab vermeindt, 0043es sein filleicht die brief ligen blieben, das iemant 0044drüber kommen, so hab ich aber nachgehens vernommen,


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0045das es durch mein Fürsten ist auskommen, deme ewer Durchlaucht auch 0046in diser materi geschrieben. Nuhn ist er ein haubt 0047guetter erliger man vndt wehr nit möglich, das ich 0048von einem konte beßer bedient werden als von 0049ihme geschicht, aber die gab zue schweigen hatt er nit. 0050Also wehre mein vnterdehnigste meinung, das ewer Durchlaucht in 0051negotis, es sey auch waß es wolle, keinem menschen 0052nichts schreibeten außer ihr Mayestät, dem Hoffkanzler 0053vndt Schelleren, bey den andern allen sich auf den 0054Scheller bezihen, das es müntlich gesche, dan die brif 0055werden immereinmahl hin vndt her gezeigt. Dises 0056schreibe aus kintligem herzen vndt höchsten vertrawen, 0057dan die hiesigen leüdt wurden mihr alle feindt, wann 0058sie es wusten. Bitte nochmahlen, mihr diese meine 0059große künheit nit in vngnaden auf zue nemmen, 0060hab vermeindt, mein schuldichkeit erfordere, dises 0061ewer Durchlaucht zue berichten. Due mich hirmit in ewer Durchlaucht 0062gnade befehlen, die ich sterben werde 0063ewer Durchlaucht 0064ganzergebenste trewgehorsamst 0065dochter 0066EMT 0067Edenburg den 22 octobris 16810068Bitt vnterdehnigst vmb vergebung wegen 0069der falten, so gemacht, ist wegen eil geschen, weil aufs 0070lerchen iagen seint.