Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1683.10.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Sage ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr dero gnädiges schreiben vom 22ten0003dis vnd das sie mihr solche gnädige bezeigungen wegen der 0004lezten guetten zeitung, so ich ewer Durchlaucht gehorsamst berichtet, duen wollen, 0005gott gebe, das ich balt widerumb etwas dergleichen überschiken 0006könte, welches ich hoffe, der almechtige gnädig verleyen werde. 0007Seyder der leztern schreiben, so ich ewer Durchlaucht von meinem bruedern Liebden 0008überschiket habe, ist niks von der armade kommen, hoffe 0009aber, das mihr morgen ober übermorgen noch etwas horen 0010werden. Was ewer Durchlaucht wegen bruder Friz Liebden melden, das ihme 0011das capitul zue Trient das canonicat geben, ist zwar 0012guet, beßer aber wehre, wan man zue Passaw 0013die coadiutoria kunten auswirken. Ihr Mayestät, mein 0014gnädigster Kaiser, werden gahr gern darzue cooperiren. 0015Will nit vnterlaßen, mit ihr Mayestät vnterdehnigst zue reden, 0016damit etwan ein anmahnungs schreiben an den 0017Bischoffen von Passaw abgefertiget werde, ihn seines 0018gedahnen verschprechen zue erinneren vnd das er beförder,
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0019den gewünschten effect bald zue erlangen, welches er 0020hoffentlich nit vnterlaßen wirt zue duen. Meinen brudern 0021Franz Liebden betrefendt, so ist iezt der Grav Gall alhier 0022bey ihr Mayestät, auch bey mihr, dem Hoffkanzler, Bischoff 0023vnd Kinski geweßen. Er scheint ein feiner mensch zue 0024sein, zwar von wehnig worten, gefalt ihr Mayestät vnd 0025allen nit übel vnd vermeinen, er möchte wohl zue 0026diesem dienst daugen. Der Kinski hatt mihr auch gesacht, 0027das er in dem prozeß (so er, als der Appelation 0028President selbiges mahl ihn angehört, die sach gahr woll 0029vohrbracht vnd ausgefürd, dah er doch ein starke gegen 0030partei als den Schaffkotsch gehabt. Ein guetter econo- 0031mus seye er, welches vast zum meisten vonöten, 0032in übrigen kend er das land, wirt also leichter 0033vortkommen können. Steht also bey ewer Durchlaucht, was sie gnädigst 0034resoluiren wollen, ihr Mayestät vermeinen aber woll, das es gutt 0035wehre, wan balt zu der sach geschen, damit alsdan derienige, 0036so hoffmeister sein solte, hinein reisen könte vnd 0037die übrige hoffstatt so wohl als die andren noturften 0038einrichtete. Es könte zuuohr der Hoffmeister einen vohrschlag 0039machen, wie die hoffstatt einzuerichten, vnterdeßen wirt auch
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0040des Neanders antwort einlaufen, das man sich darnach 0041richten kan. Erwarte hierüber ewer Durchlaucht gnädigen befehl. Mit 0042lezter post ist die zeitung kommen, das der König in 0043Portugal gestorben, dises wirt ein große verenderung 0044machen, in dem der Prencipe regnante nuhnmehr zum 0045König ohne zweifel wirt declarirt vnd gekrönt werden. 0046Weil er sich dan so guett erzeiget hatt, so kan er 0047es iezt, wan er will, mit dem efect bezeigen, weil 0048er selbsten König vnd niemand mehr zue fragen hatt. 0049Die Königin soll auch noch gahr krankh sein, gott geb, 0050was zue seiner ehr sein wirt. Due mich hiemit 0051in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, die ich sterben werde 0052ewer Durchlaucht 0053vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0054EMT 0055Lins den 30ten octobris 16830056Jezt eben komt der Aurschperg, wie ich meinen brif 0057schließen will, mit der gutten zeitung, das Gran erobert, 0058zwar mit accort. Die brüder beyde haben sich dapfer 0059gehalten, wie ewer Durchlaucht aus dem beygelegten schreiben vom 0060Herzoch von Lotring gnädig ersehn werden. Meins brudern brif 0061ist umb 3 dag elter. Haben drin 20 stükh vndt 20 zentner 0062puluer bekommen, gott sey ewich gelobt, 2 bascha seint drin