Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Philipp Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Linz am 1683.11.20
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 45/9
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Sag ewer Durchlaucht vnterdehnigsten dankh vohr dero gnädige schreiben vom 10ten0003dis durch den Mattenklot vnd vom 12ten mit der post und dafür, das 0004sie auch mihr solche gnädige wuntsch zue ihr Mayestät, meines 0005gnädigsten Kaisers, namen dag duen wollen. Wan ich nuhr ewer Durchlaucht 0006meinem verlangen vnd schuldichkeit gemeß könten vnterdehnigst 0007bedienen, wehre dis meine höchste glükhsehlichkeit. 0008Gott sey ewich gelobt, das sich ewer Durchlaucht in so guettem 0009wohlstandt befinden, der wolle sie verners darbey erhalten. 0010Gestren ist der Cuhrfürst von hier wekh, zeigt großen 0011eifer vnd lieb gegen ihr Mayestät, er duet was er kan. 0012Wan alle so weren intentionirt, wurden mihr baldt 0013zue Regenspurg sein, aber ich förcht, das ihr Mayestät 0014allein dort wurden sein mit disem einzigen Cuhrfürst 0015vnd ewer Durchlaucht, sonst niemant vohn cuhr noch fürsten 0016erscheinen, so wurd eben so wehnig dort als hie 0017gericht werden ieziger zeit. Ich wünschete es woll von
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0018herzen, dan ich die freüdt wurde haben, ewer Durchlaucht vnterdehnigst 0019zue bedienen, ihr Mayestät giengen auch gern, wan sie nuhr 0020einige hoffnung wurden haben, etwas guetts zue richten. 0021Darumb seint sie auch nit auf Prag, das sie 0022von hier nehender, vnd, wan die occasion wehre, bälder 0023zue Regenschpurg sein kunten. Der Matenclot ist 0024ankommen, er ist auch ein mahl bey mihr 0025gewesen, aber cuhrz, weil nit zeit gehabt mit 0026dem Cuhrfürst vnd gälen dägen. Morgen wirt Stratman, 0027Schellerer vnd er zue mihr kommen, wollen alsdan 0028ewer Durchlaucht alles mit negstem vnterdehnigst berichten. In 0029meinem vohrigen schreiben hab als vermeld, 0030so woll, das ich hoff, den Gall zue disponiren, 0031das wan es wurd die not erfordern er anhandt 0032stehen möchte,welchs doch beßer wehr, wan man es securiren kund, wie ich verhoffe, es sein wirt konnen, ohne das ewer Durchlaucht einzige vngelegenheit daran solten haben, als auch wegen der administration in tempo- 0033ralibus wegen des Heimans, das alle meinen, mein bruder soll 0034selbst administriren, den Neander vnd Heiman zue räht 0035machen, wie ewer Durchlaucht der Stratman mit mehrem wirt 0036bericht haben. Es hatt mihr der camerdiener ein brif verlohrn
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0037in dem er in auf die post dragen sollen, so hab dises 0038widerholen wollen, imfall es etwan der brif gewesen wehre. 0039Wüntsche hirmit auch ewer Durchlaucht vnterdehnigst alle erdenklige 0040glüksehlichkeiten zue dem dag ihr Durchlaucht meiner geliebsten fraw mutter 0041nahmens, der allemechtige verlei ihnen deren ohne zahl, 0042vnd bitte vnterdehnigst, mich als dero vnterdehnigste dochter in dero 0043gnade zue halten, die ich sterben werde 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigste trewgehorsamste 0046dochter 0047EMT 0048Lins den 20ten novembris 16830049Meine brüeder erwarte alle dag, hab darumb ewer Durchlaucht gnädige 0050schreiben hier behalten, damit sie sie nit verfehlen möchten. 0051Weis nit, woh sie so lang bleiben, ihr Mayestät haben 0052ihnen durch den Stratman auch die gnädigste erlaubnus schiken 0053laßen, das sollen her kommen, sie müsten nuhr 0054vnser brif nit bekommen haben.