Ausfertigungeigenhändig

201 r

0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr vatter 0002Ich hab aus dero beyden gnädigen schreiben vom 6ten vnd 10ten dis 0003mit höchsten freüden dero wohlstandt ersehn, hoffe der 0004cattarr werde auch ganz aufgehört haben. Freüet mich, 0005das ewer Durchlaucht so einen guetten schpaß gehabt haben, vnd were 0006ich woll die glüksehligste gewesen, wan ewer Durchlaucht dort 0007hette bedienen können, welches hoffentlich auf den früeling 0008hin geschen wirt. Meiner brüder glüklige ankunft werden 0009ewer Durchlaucht aus meinen vohrigen vnterdehnigsten schreiben vernommen haben. Ihr Mayestät 0010zeigen mit ihrer conduite ein vergnüegen zue haben. Vnd 0011kan ich ewer Durchlaucht vnterdehnigst nit verhalten, das ich an bruder Franz, 0012sider ich ihn das lezte mahl gesehn, eine große enderung 0013zue seinem auantage gefunden, hatt in allem vill zuegenommen 0014vnd wirt von allen gelobt. Bruder Friz hatt sich schon auch 0015mehr aufgedahn vnd wirt allezeit mehr werden, wan 0016vill vnter leüten sein wirt, ist gahr nit so heßlich, 0017wie ihn ewer Durchlaucht beschriben haben, vnd wirt ihm das meiste 0018noch als auswaxen. Bruder Franz wirt jezt balt das jura-


201 v

0019ment ablegen. Der Gall ist noch nit frey von seinem 0020fieber, darnach wirt alles vollich aiustirt werden konnen. 0021Der Stratman hatt auch wider ein anstos vom fieber 0022gehabt, siht übel aus, wehr nit gutt, wan es 0023solte wider kommen. Ihr Mayestät haben dasienige, so ewer Durchlaucht 0024in der pfelzischen sach geschikt, denen, so die sach vohr 0025disem überlegt, geschikt vnd wirt die antwort mit 0026nechstem erfolgen. Mein bruder Ludwig betrefent, wolten 0027ihr Mayestät ihn gern schiken, aber ist halt jezt niemant 0028bey der armeé, dan bede Starenbeg kranker wekgefürt 0029worden. Izt haben ihr Mayestät zwar den Margkraf Herman 0030hinunter geschikt, aber er allein kans nit alles duen, 0031insonderheit weil mit Offen iezt in crisi ist. 0032Bis den ausgang darfon sehen, welchen der almechtig 0033glükhlich verleyen wolle, zue deme auch, weil der 0034Kuhrfürst wider beßer, nit so periculum in mora 0035vnd die quartana bey den jungen leüten nie gefährlich 0036ist, wird er bleiben, solte man aber etwas weiter hören, wurden ihr 0037Mayestät gern mein bruder schiken. Wan mit Offen ein ent wirt, 0038so wirt die campagne sich balt enden, gott geb sein


202 r

0039gnad, das woll möge abgehn vnd steh ihnen bey. Wegen Portugal 0040wehre übel, wan eine solt nemmen, die von Frankhreich 0041dependirte, müeßen halt erwarten, wis gott schiken wirt. 0042Due mich hiermit ewer Durchlaucht vnterdehnigst befehlen vndt werde 0043sterben 0044ewer Durchlaucht 0045vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0046EMT 0047Wien den 19ten octobris 1684