Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Fürst, herz allerliebster herr vatter 0002Das ich dero gnädige schreiben vom 10ten, 17ten vnd 20ten dis nit 0003ehender meiner schuldichkeit nach beantwortet, 0004ist bey vohriger post die reis auf Closterneüburg 0005schuldich gewesen, vnd ich izt vermeint, das meine 0006brüeder vohr der ordinari sich bey ewer Durchlaucht 0007einfinden werden. Es erfreüet mich vonherzen zue 0008vernemmen, das sich ewer Durchlaucht in guettem wohlstandt 0009befinden, der almechtige geb weiters sein gnad. Was mihr 0010ewer Durchlaucht gnädigst befohlen wegen Portugal, hab ich ihr Mayestät 0011vnterdehnigst beygebracht. Sie haben vohr guett befunden, bede 0012schreiben an König vnd die verwittibte Konigin 0013zurukh zue behalten (welche ich ewer Durchlaucht hierbey gehorsamst 0014überschike, des König seins, damit es nit in der canzlei 0015kome, weil es ewer Durchlaucht auch so vohr guett befinden, der 0016Konigin ihres, dieweil sie niks anderst duen könte als 0017den einschluß dem König geben, welcher es doch durch den 0018Primo Ministro, geheimen raht vnd canzlei wurde vohr 0019nemmen laßen. Also werden ihr Mayestät das creditiu durch 0020den Hoffcanzler dem hiesigen Botschafter schiken, damit 0021er es durch den Primo Ministro negotire, vnd wan 0022sie das creditiu villeicht nit hinein schiken wollen, solchs


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0023widerumb zuruckh kommen möge. Ihr Mayestät werden 0024es auch in ihrem schreiben der verwibten Königin 0025recomendiren, damit sie ihre officia darbey 0026einwende. Wegen der pfälzischen sach komt auch die 0027expedition hierbey, vnd weil ihr ihr Mayestät eracht, das mein 0028bruder in der nehet zue sein vill darbey nüzen werd 0029konnen, als haben sie ihn gleich mit schiken wollen. Es 0030ist freilich hoch zue beklagen, das Offen haben verlaßen 0031müeßen, ihr Mayestät werden wohl alles möglige anwenden, so 0032wohl guette officir, so dise sachen verstehn, als auch 0033ein starke hülf aus dem Reich zue erwerben, 0034gott wolle sein gnad darzu geben. Das mein brueder Friderich 0035glüklich ankommen vnd nuhnmer sein reis in Italien 0036wirt angetretten haben, wolle ihnen deralmechtige verleyen, 0037das sie mit allem glükh mögen widerumb zuerukh komen. 0038Mein bruder, der Bischoff, wirt auch izt balt wekh. 0039Es ist woll ein contratempo, das izt der Gall 0040gestorben, welcher schon von allem informirt wahr 0041vnd alles zimlich woll eingericht hatte. Ihr Mayestät haben 0042vohr guett befunden, das der Hamilton derweil mit 0043ihm hinein soll, bis ihr Mayestät wider ein andren hoffmeister


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0044vohr ihn finden, der dauglich möge sein. Es ist ein 0045gewißer von Turn im vohrschlag, der wehre woll der 0046beste, wan ers nuhr animbt, er ist in Behem gewesen, 0047dort hab ich ihn gesehen, ein gescheider frommer man 0048vnd ein gueder wirt von guettem haus. Von der 0049prager reis ist ganz kein gedanken, aber die 0050leüt habens hier auch schon längst gesacht. Iezt 0051gleich bekomme ich ewer Durchlaucht gnädiges schreiben vom 24ten 0052passato. Die expedition wegen Heidelberg kombt 0053hierbey, wegen der abordnung werden ihr Mayestät bedacht 0054sein, mit dem Seiler werden sie auch reden laßen, 0055vnd ist eben guet, das izt ewer Durchlaucht das geschriben, den 0056in wehnig dagen wirt er auf Paris von ihr Mayestät 0057geschikt. Wegen des Grauen von Öting werden ewer Durchlaucht 0058auch schon vernemen von ihr Mayestät, was dero meinung 0059ist. Seine dochter belangent werde gern duen, 0060was werde können vnd es auch ihr Mayestät vohrdragen, 0061freüdt mich, das sein elter dochter wohl versorgt ist.


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0062Es wirt meines bruder Carl Obrist Leütnant her 0063kommen, also haben ihr Mayestät vohr guett befunden, 0064das er so lang hier verbleibe, damit er sich 0065mit ihm des regiments halbe vnterede vnd 0066in ein vnd andren information einnemme. 0067Wan ewer Durchlaucht aber anderst verlangen, das er 0068soll kommen, so wollen ewer Durchlaucht nuhr gnädigst befehlen, 0069so wirt er gleich abreisen. Due mich hermit 0070vnterdehnigst in ewer Durchlaucht gnade befehlen, die ich sterben werde 0071ewer Durchlaucht 0072vnterdehnigst trewgehorsamste dochter 0073EMT 0074Wien den 2ten decembris 1684