Ausfertigungeigenhändig

272 ros-id-1

0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, herzallerliebster herr vatter 0002Mitt der gelegenheit, das ihr Mayestät den Grauen von 0003Sinzendorf zue ewer Durchlaucht abschiket, habe ich nit vnter- 0004laßen wollen, auch meine vnterdehnigste schuldichkeit abzuelegen, 0005in mit dißen zeilen zue accompagniren vnd 0006ewer Durchlaucht nochmahlen allen segen von gott zue dero 0007angetrettene regirung gehorsamst ahnzuewüntschen, welches 0008er mit mehrerem ewer Durchlaucht exprimiren wirt, auf 0009welches ich mich bezihe. Ewer Durchlaucht werden auch von 0010ihme vernemmen, wie das verwichenen samstag 0011auf den iagen mihr gahr ein lieben gast bekommen, 0012meinen brudern Carl, welcher die frölige zeitung 0013bracht, das der feindt geschlagen, 20 stükh, alle munition 0014vnd bagage erobert. Vnd heündt ist der General Wacht- 0015meister Grav Schafftenberg kommen mit der Nachricht, das sie Neüheusel mit 0016sturm verwichen sontag eingenommen, alles drin bekomen, 0017vnd, wie es in dergleichen geht, nit verwehren können, das 0018in der furie nit das meiste nidergemacht worden.


272 vos-id-2

0019Gott zeigt seine gütte vnd almacht vnd sein liebe 0020heilige muetter, das sie ein hülf der christen, in dem dis 0021in ihrer octau geschen ist. Beinebens ist mihr 0022aber leidt, das ewer Durchlaucht ich vnterdehnigst berichten mueß, 0023das mein brueder heünt ein fieber bekommen, 0024hatt der paroxismus 8 stundt gewert, vnd weil 0025er vohrgestren sich auch nit wohl befunden, haben die 0026docter es erkent vohr ein terzana ohne einigis 0027gefahr, vnd hoffen sie, das er balt daruon werde 0028befreidt werden. Er hatt heündt früe wekh gewolt, so 0029hatt ihn aber das fieber hier behalten, ist noch beßer, das 0030hier geschen, dan ich mich befleisen werde, das ihm 0031an der wart alle versorgung gesche vnd er hoffent- 0032lich balt restituirt wirt sein. Weil ich nit gewust, 0033wie es ewer Durchlaucht mit dem Prinz Clement aus Beyren 0034wollen gehalten haben, welcher als nehrder bey der cuhr 0035die handt pretendiret, so hatt mans scinirt vnd 0036vohrgestern mein brueder vnter dem pretext, wie 0037es dan auch realiteer wahr, das er müet vnd schläffrig,


273 ros-id-3

0038vohran herrein vnd sich ins bett gelegt auf den abendt. 0039Den andren dag zue mittag hatt die verwittibte 0040Kaiserin den Prinz Clement zue sich geladen vnd mein bruder 0041bey vns zue mitag geßen, auf den abent vnter 0042dem pretext, das er von der Kaiserin abschit 0043genommen, weil er heünt wekh gewolt, hatt sie ihn 0044bey sich behalten. Heünt leider ligt er im bett, vnd 0045bis das fieber vergeht, wirt er im zimmer bleiben, 0046das also kein concurenz sein wirt. Due mich 0047hiermit in ewer Durchlaucht gnade vnterdehnigst befehlen, als 0048die ich sterben werde 0049ewer Durchlaucht 0050vnterdehnigst trewgehorsamste 0051dochter 0052EMT 0053Wien den 20ten august 1685 0054Dise brief von Pater Marc vnd Pater Hippolit seindt noch 0055vohr disen gutten zeitungen geschriben, dan mein bruder so 0056eilent wekh, das Pater Marco nit hatt schreiben können.