Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 13.04.1701

Generallandesarchiv Karlsruhe Karlsruhe, 77 Nr. 8806, Korrespondenz des Kurfürsten Johann Wilhelm von der Pfalz mit Kaiser Leopold I., der Kaiserin Eleonore, König Wilhelm III. von England, König Friedrich I. von Preußen, den kaiserlichen Gesandten ... / März 1701-Juni 1701

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0002Zue vodrist wüntsche dero Liebden alles erdenkhlige wollergehen zu 0003dero herzuenahenden geburzdag mit vnzahlbaren villen 0004volgenden in allen contento zue erleben. Es ist mihr 0005vnmöglich, das ich auf einmahl auf alle die puncta 0006aus dero libsten schreiben antworten kan, werde also nach vnt 0007nach so vill möglich es verichten vndt iezt nuhr das 0008nohtwendigste, so dero Liebden so sehr verlangen zue wißen, 0009berichten, nemlich wegen der anstalten im Reich. Ihr 0010Mayestät haben zwarn an den Oberen Rein destinirt 20000 man, 0011welche auch meistens schon im marsch vndt hoffentlich 0012balt oben sein werden. Von disen aber müeßen auch 0013die guarnisones versehen werden, welche ein großes 00141Bitt bey der lieben gemahl Liebden mich0015zue entschuldigen, ist mihr ein mahl vnmeschlich zu schreiben, bitte mich ihr zum schonsten zu befehlen. An schwester in Parma wollen 0016dero Liebden in mein dienst willige ???


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0017vonöten vndt also von disen 20000 man nit gar zuevill wirt 0018übrich bleiben in das felt zu sezen. Man wirt aber 0019suchen, von den creisen vndt alijrten zuesammen zu 0020bringen waß möglich wirt sein. Das ihr Mayestät auch an 0021Vnteren Rein vndt Niderlandt troupen schiken sollen, wirt 0022schwehr sein, dan man mus ein starks corpo in Italien 0023schiken, woh die franzosen sich däglich versterken vermehren. Auch ist0024heündt die schöne zeitung kommen, das der Herzoch von 0025Mantua so generos gewesen, nach dem ihm doch der 0026Papst offerirt hatt, alsobalt 4000 man in Mantua 0027zue schiken, eh er französische guarnison hinein genommen, 0028welche bey mitternacht hinein marchirt vndt er auf 0029einen balcon, gleich wie der Nero das in brant 0030stehende Rohm, dißem schönen einzug mit vergnügen 0031zue gesehen hatt. In Vngern derf man sich auch nit 0032alzuefill entblößen, dan dißer nation, bey welcher Frankreich 0033vnd villeicht noch andere bey dißer coniunctur woll 0034arbeiten werden, nit zu trawen ist. Mehrer manschafft 0035ist nit vohrhanden, wan man auch newe will 0036zusammen brengen, so lest sich das nit in ein


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0037augenblik duen, wie dero Liebden das selbsten höchsterleücht wißen. 0038Also wirt es schwehr sein, das man an Obern Rein vill 0039offensiue noch wirt operiren können, bis auch die 0040kreis vnd ander alijrte sich in beßern standt sezen. 0041Nuhn werden ihr Mayestät mein sohn, den König, nit hinauß schiken, 0042wan nit ein gutte aparenz, das ein gloriose operation 0043könne vohrgenommen werden, damit er gleichwoll 0044bey seiner ersten campagne einige ehr erwerben möge, 0045so wirt, glaub ich, woll vnterdeßen das comendo 0046auf den Markgraf Liebden angedragen werden. Ehr hatt mihr 0047aber bey seiner hiesigen anweßenheit solche sincera- 0048tiones gegen dero Liebden duen laßen, wie es er von grundt seines 0049herzens in allen occasionen recht vertrewlich, jah als wie 0050mit seinen leibligen vndt liebsten bruedern wolle tractiren 0051vnd handlen. Was die vohrige campagne geschen, mein ich, 0052sollen dero Liebden als ein guetter christ in vergesenheit sezen, 0053vndt villeicht hatt ers auch nit so böß gemeindt 0054vndt auch nit alzeit als enden können. Der Lebenstein 0055wirt dero Liebden mehres in diser materi zuereden. Einmahl 0056werden dero Liebden mein Keißer, dem publico vndt sich selbsten 0057den grösten dienst duen, wan sie sehen, das sie mit


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0058jenem herrn Markgraven in gutter vndt vertreüliger verstantnus 0059stehen vndt auch dazue cooperiren, das die andren 0060cur vndt fürsten mit ihm woll übereins stimmen, dan, 0061mein liebster herr bruder, was werden vns helfen große armaden, 0062wan nit ein solcher mit derbey, der den handel recht- 0063schaffen versteht vndt den franzoßen gewaxen ist. 0064Es seint keine türken, mit denen leichter zue fechten, 0065vndt ein mahl ist iezt keiner des Margrauen gleich nit, der 0066dise experienz vnd alles, wan in einem gutten gene- 0067ral zu verlangen, beysammen hatt wie ehr. Ich 0068weiß von gahr gewißer hant, das Frankhreich ihn allein 0069förcht vndt alles in der welt duen wurde, nuhr zu 0070machen, das er still sizen, also muß man disen heren 0071auf alleweis suechen zu gewinnen vndt dero Liebden, auch 0072mit ihm woll sich verstehen, wollen mihr anderst, das 0073die sachen woll ablaufen sollen. Hiemit mus ich wider 0074mein willen enden, mitt nechsten ein mehrers, due 0075mich dero Liebden ins eyl befehlen vnd werde sterben 0076dero Liebden 0077getrewste schwester 0078Eleonora 0079Wien den 13ten aprill 1701 0080Wegen der quartier vnd subisdien werd ihr Mayestät 0081eifrich reccomendiren. Wehr villeicht nit vbl, wan dero Liebden wen her schikten, dis zu 0082vrgiren, der arme Schellerer ist auch gestorben.


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