Ausfertigungeigenhändig

3 r

0001Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Schame mich zue erscheinen, nach dem ich so lang nit 0003geschriben, gibt halt alleweil vill occupationen, werd mich 0004aber befleißen zu beßern. Was dero Liebden mihr wegen vnsers schwagern 0005Prinz Jacob überschiken wollen, ist es etwas hart mit 0006ihm, dan er gahr vnbestendig balt eins, bals 0007anderst verlangt. Was die hipotek meiner schwester 0008anlangt, ist auf alleweiß notwendig, das wie bis 0009dahto sie auf Olaw bleibe, welches kein bedenken 0010der confirmation halber haben wirt. Wegen Piombino 0011aber will er allzeit sein schuld von Saxen cedirn, 0012welche ich vohr ein verlohrne schuldt halte vndt in 0013dißen clemmen zeiten das bahre gelt vonöten ist. 0014Sein mutter könte woll waß contribuiren dazu 0015vndt auch der Alexander, wan man in includirt. Jezt


3 v

0016ist noch die frag, 1 obs recht caduc ist, 2 obs der Keiser 0017oder König zu vergeben haben, ich werd aber in allen casu 0018alles gern vohr in duen. Wegen seiner döchter ist freilig 0019beßer, wans nit in Frankhreich heiraten, sonst kombt mihr 0020vohr, er flattirt sich von villen, die nit drauf denken. In 0021Schpanien seint sie zwar gesunt, aber mit dem verlust 0022Denia, dem villeicht Alicanta folgen wirt, stehn sie sehr 0023eng, vnd man man nit die anstalten macht, konftige 0024campagne den grösten effort in Cattalognen vnd 0025Portugal zu machen, werden die andren victorien vndt 0026conquisten in Niderland vnd Piemont wehnig mein sohn 0027helfen. Wegen Rohm hoffe ich, gott werde sein gnad geben, das 0028die sach ajustirt werde, vndt ihr Heiligkeit werden erkennen, wie 0029nötig der religion vnd dem publico also die 0030conditiones, so der Priee proponiren wirt, eingehn, aber 0031balt, dan dise sach kein anstandt leidt, weillen man 0032seine mesurn darnach nemmen mues. Ich finde sein 0033eigenhendigen brif an dero Liebden sehr in generalibus, also währ 0034im vnmaßgeblich wider zu antworten vnd alzeit zu adhor- 0035tirn zue dem ajustamento und alle inconuenientien, die 0036widrigen fals darauß entstehn werden, zu representiren,


4 r

0037was aber der Bischof von Spiga schreibt, sagt ein merers. Die desar- 0038mirung ist gahr gutt, vnd ware nohtwendig darbey auch 0039ihr Heiligkeit nit gefärt, dan man dißerseits gahr nit verlangt, 0040hostiliteten gegen dieselbe zue üben. Hoffen aber, er werde 0041sich als ein pater comune erzeigen, absonderlich wegen 0042erkantnus meines sohns als König in Schpanien, 0043von welchen er nit woll weichen kann, dan nach deme 0044ihr Heiligkeit dem Duc d' Anjou, nachdem ers vsurpirt, 0045dazu erkennet, kan mein sohn nit wehniger von ein 0046padre comune annemmen. Die Republig Venedig ist 0047ganz ein anders, dan mit ihnen kein solche 0048einigung, als ein gemeiner kirchen vatter mitt allen 0049seinen kindern haben solle. Dero Liebden persuasiones werden 0050hierin vill ausgeben, vndt bin ich der gänzligen 0051hoffnung, das zum glükhligen ende kommen werde 0052vnd dero Liebden die glori doruon haben werden. Vndt find 0053ich doch aus des Bischoff relation, das der Priee sein de- 0054voir woll duet. Was den hiesigen stand der sachen 0055anbelangt, berichte dero Liebden in höchsten secreto als wie


4 v

0056in der beicht, das mihr zwar entlich die versicherung vohr den Traut- 0057sam in casu, das der fha wekh gieng, erhalten, doch tractirt man 0058noch den Cardinal Hond her zu bringen oder als Reichshoffraht- 0059president oder Conferenzraht, sott il quale si nasconde arebbe 0060il patres minores, der liebste gott wolle alles zum besten schiken, 0061amen. Bitt nochmahlen vmbs secreto wegen villen erhebligen 0062vhrsachen. Dem Prelat von Kempten hatt die Reichshofratpräsidenten stell mein 0063Keiser verschprochen vnd dißer confirmirt, so weis nit, 0064wie man wirt zurukh können, wan er nit selbst es 0065nit mehr verlangt, dem Lebenstein daht es schon gern gönnen. 0066Due dero Liebden gahr zu lang aufhalten, lebe vnd sterbe 0067dero Liebden 0068getrewste schwester 0069Eleonora 0070Wien den 29ten decembris 17080071Mein Maria Anna ist gottlob content mit 0072ihren Konig. Freüdt mich, das der Prinz von Solsbach ankommen, könt 0073kein beßere education haben als ich nit zweifl dero Liebden ihm 0074geben werden. Gottlob, bruder Alexander wirt alle dag beßer, 0075man mus es so vill möglich geheim halten, hoff, 0076er soll sich völlich erholen. Förcht, ich hab neülich 0077vergeßen, dero Liebden das memorial von dem p Callenberg 0078zu schiken vertatur


5 r

0079Postscriptum Hätt balt das notwendigste vergeßen. Vnßer 0080bruder Carl geht per terra, wan er keinen man 0081bekombt, der ihm ein beßer ecconomia 0082macht. Der Fuker duet, was er kan, ist aber schon 0083alt vnd schwach, 2 ist es hochst nötig, das 0084der Maciotti, den er erst zu dero Liebden geschikt, mit 0085gutter manir von ihm wekh gebracht werde, 0086dan er nuhr vneinichkeit tra marito e moglie 0087macht vnd zu vill übels hilft. Ich mein, 0088wan in dero Liebden vnter ein andren pretext von ihm 0089begerten, nuhr auf ein zeit, als wan sie ihn zu 0090was nötich emploiren wolten, dornach kan man 0091weiter sehen. Bitt aber es so anzustellen, das 0092er nit merkt, das es von mihr her kombt, 0093daht vill erligen leüten, die ihm woll 0094anstehn, schaden. Sterbe vt in litteris.