0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich glaub, der Grav von Sinzendorf werde ehster 0003dagen hier abreisen, durch welchen als einen, so vnsren 0004haus allezeit so deuot geweßen vndt noch 0005also bestendig ist, mich vnterfange dero Liebden in ein 0006vnd andren meine sentimenten vertraüligst 0007zu eröffnen. In deßen aber kan nit unterlaßen, dero Liebden 0008zu representirn, das nach dem ich verneme, dass dero Liebden bey 0009vnpaßlichkeit des Bischoffen von Münster abermahl 0010auf den Deütschmeister andragen wollen, ich mich in 0011gewißen schuldich finden, nach allermoglickeit dero Liebden drum 0012zu dehortiren vndt zu bitten, den Deütschmeister 0013nit weiter in geisteligen stand zu impegniren,

0014dan wan auch gott vnsern bruder ein sohn gäbe, welches 0015sich balt zeigen wirt vnd ich von herzen wüntsche, kan man 0016doch auf so ein klebers kindel von einer vngesunten 0017mutter, die in allem auf das vnordentligste lebt, wehnig 0018fondament machen vndt damit das curhaus vnd religion 0019in gefahr sezen. Bitte, dero Liebden wollen es beherzigen, werde es 0020mit meren durch obgedachten Grav Sinsendorf representirn 0021laßen, will es iezt abkürzen, dero Liebden nit überlestig zu vallen, 0022die ich leben vndt sterben werde 0023dero Liebden 0024getrewste schwester 0025Eleonora 0026Wien den 20ten aprill 1709 0027Der Radig hatt mich gebeten, sein dochter 0028dero Liebden vnd dero gemahlin zu reccomendirn, welchs so vill liber 0029gedahn, als ich das mädel wegen ihrer geschiklichkeit 0030loben höre vndt dero Liebden selbsten bekant ist, das es nit 0031gutt wär, wan sie widrumb auf Neüburg kommen 0032solte. Auch bin ich so ser gebetten worden, dero Liebden beyligendes 0033memorial zu reccomendir. Weil dero Liebden selbsten so einen 0034grosen eifer zu der religion vnd gewinnung der sehlen haben, 0035so habe es innen nit abschlagen wollen, gott wirts dero Liebden vergelten.