Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1713.01.25
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/11
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtigster Curfürst, mein herzliebster herr bruder 0002Verhoffe, dise meine zeilen werden dero Liebden in gutten 0003wohlstandt finden, das sie durch die continuirnde 0004gutte ordnung vnd gehorsamb des Doctor noch 0005hoffendtlich aus gottliger gnad durch ville 0006iahr genießen werden, welches mich über alles erfrewen 0007wirt zu vernemmen. Nuhnmehro wirt vnser 0008herr bruder Pfalzgrav Carl schon bey dero Liebden ankommen sein, 0009also widerhole meinen innikligen wuntsch, das 0010balt eine gutte wahl einer gemahlin 0011duen mögen. Kan anbey nit vmbgehen, dero Liebden zu berichten, 0012das, wie ich dero Liebden schon einmahl geschriben hab, anoch 0013man starkh redet von der von Saxenweißenfels,
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0014der Fürst Pfilippin von Liechtenstein ihr dochter, welches 0015mihr auch in höchster confidenz der Cardinal von 0016Saxen in nahmen des Königs August reccommendirt 0017hatt. Vndt ist die Fürstin mitt ihrer dogter von hier, 0018wie man sacht (auf die beschaw) albereits abgereist. 0019Nuhn laß ich dero Liebden selbsten erachten, ob dise heirat 0020vohr vnser cuhrhaus decoro währ, dah mihr so 0021ein große freüntschafft hier haben wurden, fast den ganzen 0022adel, welche alijrt sein vnd gahr nahent, überdiß 0023auch bekant, das der Fürstin von Liechtenstein ihr 0024schwester ganz einen schlechten menschen in Frankhreich 0025geheirat, das wär ein sauberer onquel. Kan dero Liebden 0026nit bergen, das der Kaiser es zimlich aprehendirt 0027vndt gahr vngern sehen wurde, auch schwärlich 0028iemahlen hierher wurde geladen werden. Dero Liebden werden 0029selbsten die inconvenienzen dauon erkennen 0030vndt vnsers cuhrhaus decoro sich angelegen sein 0031laßen, mihr auch nit übel nemmen, das ich
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0032mich vnterstanden, dero Liebden dißes so frey zu schreiben, welch- 0033es allein aus lieb vohr dero Liebden, mein herrn bruder Carl vndt 0034vnsers cuhrhauß geschicht, als die ich niks meres 0035als deßen aufnahm verlange vnd kein großere 0036freüd haben wurde, als gelegenheit zu zeigen, das 0037ich leben vndt sterben werde 0038dero Liebden 0039getrewsteschwester 0040Eleonora 0041Wien den 25ten jener 1713 0042Vnser bruder Carl wirt dero Liebden berichten, wie er vnsern 0043bruder Allexander gefunden. Vndt wie ich benachrichtet, das er 0044in seiner anweßenheit ganz woll sich aufgefürdt, 0045also sicht man, das ihm niks abgeht als leüt 0046vmb sich zu haben, die ihm aufmuntern, nit 0047vnterdruken oder übel tractirn, in welchen woll 0048nohtwendig gutte vohrsehung zue duen, so wirt 0049gott hoffentlich ihm vohrige gesuntheit verleyen, amen.