Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1679.03.02
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/2d
Ausfertigungeigenhändig
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0001Durchleüchtiger Fürst, herzallerliebster herr brueder 0002Es ist mihr von herzen leidt gewesen, das ich 0003nit ender hab können schreiben, will mich aber 0004nit entschuldigen, damit ich nit widerumb cerimoni 0005mache. Gottlob, das sich alle so wohl auf 0006befinden. Ich hoffe, dero Liebden werden mihr balt 0007widerumb eine guette zeitung schreiben, warnach 0008ich gahr sehr verlange. Iezt ist es hier so 0009ein schantlich wetter, das alle weg so verdorben, 0010das kein mensch hinaus kan vndt in der 0011statt schier die wagen vmbwerfen. Was dero Liebden vermeint 0012hatt wegen des Hamilton zue recomendiren an 0013die Erzherzogin, das hab ich auf das beste gedahn, 0014dero Liebden erhalten mich auch als bey ihr in andenken. 0015Eins mues ich dero Liebden in perse berichten, ich höre, 0016der Schellerer bekomt sein besoldung nit vndt 0017man hatt ihn angewisen, er solle vohr sein 0018besoldung annemmen, was er hier von kwartir-
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0019gelderen ver das, was man vermeinet, dreiben können. 0020Dieses ist aber ein sach, so gahr vngewis, vndt 0021wan er schon etwas heraus brechte, so wurde 0022es doch gahr langsamb her gehen, er aber 0023ist gahr gewis, das er mit der reichshofraht besoldung 0024allein hier nit stehen kan. So bitte ich, wollen dero Liebden 0025machen, das er seine besoldung bekommen möge, 0026dan ehr es gewislich wohl verdienen duet. Ich 0027hab aber selbiges mahl, wie ihr Durchlaucht herr vatter hier 0028gewesen, von vnterschidligen gehort, wie sie die newe 0029ordnung eingericht haben, das selbiges mahl der 0030Ihrs eingeraten, man solle dem Schellerer auch 0031sein besoldung reformiren oder wohl auch gahr 0032litetiren licentiren. Der guette Kanzler ist in 0033der meinung, der Schellerer seye ihm feindt, 0034das glaub ich nit vndt weis es auch nit. 0035Deme seye aber nuhn wie ihm wolle, so wehre 0036dieses ein gahr schädlige sach, dan er gahr wohl 0037dient, vndt ein agent wurd den credit niemahlen
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0038haben wie eehr, vndt wan sie einen andren 0039her schiken, der resident soll sein, so wirt ehr mehr 0040kosten vndt sich nit so balt in die hiesigen 0041leüt finden können, dan er hier schon lang practicirt0042hatt. Auch wurde es ihr Durchlaucht zur disreputation 0043gereichen, wan sie blos der besoldung halber ihne 0044wurden licentiren. Dero Liebden, bitte ich, wolle es suechen 0045zue verhinderen, aber vohr dismahl von mihr 0046niks melden, dan sonst ihr Durchlaucht bös über den 0047Schellerer möchten werden. Ich möchte aber wohl wißen, 0048wie die sachen disfals recht stehn. Due mich 0049hierbey dero Liebden befehlen vndt sterbe 0050dero Liebden 0051getreweste schwester 0052EMT 0053Wien den 2 merz 1679