Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1695.03.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/3f
Ausfertigungeigenhändig
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000130. märz 950002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Ich zweifel nit, dero Liebden werden den bedrüebten traurfall vnsers 0004schwegerin Liebden schon vernommen haben, also due ihm dazue von 0005herzen condoliren. Ist woll ein schwerer vall, absonderlich 0006wegen ihrer sehl, doch ist gottes barmherzichkeit vber alles, villeicht 0007hatt er ihr die lezte gnad geben. In den polnischen sachen 0008hatt man von hier schon alles gedahn, ein curir hinein 0009geschikt vndt werden ihr Mayestät duen, was sie könen, wirt 0010hart her gehn. Bruder Carl ist ganz verlohren. Schik dero Liebden mein brif an 0011ihr Durchlaucht, vnser geliebste fraw muetter, damit, wan sies villeicht 0012nit weis, dero Liebden ihn wollen zuerukh halten, dan ich nit gern dise 0013üble zeitung brengen wolle. Ich bin doch sehr in ängsten 0014wegen vnser geliebsten fraw mutter Durchlaucht, weil ich heündt kein brif von nie- 0015mandt habe. Der Schellerer hatt mihr ein an Wißer geschikt, 0016darauf gestanden, das dero Liebden wollen, ich sollen in auf machen, so
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0017hab ichs gedan, sonst hets mich nie vnterstanden, wan ers nit expres darauf gesezt, aber alles in ziffer gefunden. Hab 0018mihrs nit getraut den Schellerer diziffriren zu laßen, 0019weil ich nit gewist, ob nit etwas von des Wißer 0020haubt negotium drin, weil er mihr gesacht, er hab 0021dem Scheller niks daruon gesacht, also dues dero Liebden wider 0022zue rukh schiken. Iezt kombt gleich der Fogt zue mihr, 0023vndt darnach gehn in die meß, also mus enden 0024in eil, sterbe 0025dero Liebden 0026getrewste schwester 0027Eleonora 0028Wien den 30 merz 1695 0029Wuntsch, das dero Liebden den heüntigen dag vill mahl mit freüden erleben 0030möge.