Ausfertigungeigenhändig

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000126. maij 950002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0003Ich hab dero liebsts schreiben vom 17ten dis woll empfangen. 0004Ist mihr zwar tröstlich zue vernemmen, das vnser geliebste 0005fraw mutter wider beßer, aber bleib doch in ängsten, bis 0006ich weis, das ganz gutt ist, vndt weil dero Liebden schreiben, das 0007ein starkhs hatt ausgestanden, so seh ich, das mihrs 0008vohrhin nit recht müeßen geschriben haben, weils nuhr 0009allezeit von ein cattarr haben gemeldt, so traw ich 0010iezt nit mehr, bis sie wider ganz gesundt wirt sein. 0011Wegen der Königin in Polen bin woll auch in angst, bis die 0012post kommen wirt, gott wolle allerseits sie gnädig erhalten. 0013Wegen vnsers alten vetters von Sulsbach, so hatt zwar der 0014Wißer mihr vill vohrgepredigt, weil ich aber dise sachen 0015nit genuechsamb versteh, laß ichs an sein ort gestelt 0016sein, aber das bekenn ich, hatt er mich nit können 0017capiren machen in mein vngeschikten kopf, das dero Liebden


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0018ihnen waß preiudiciren wurden, wan sie (insonder- 0019heit weilen ihr Mayestät, mein gnädigster Keiser, selbsten ihr vohrwort 0020heben einwenden wollen) auf selbiges mit vohrbehalt 0021ihrer rechten condescendirt hetten, bis zue aus drag der 0022sach ihnen ihr deputat zue laßen, sondern die ganze 0023welt hett es ihnen vohr ein generositet ausgedeüt, 0024welche dero Liebden ohne dem angeboren, ihr Mayestät ihnen auch 0025daruohr obligirt wehren, wan sies auf dero vohrwort 0026gedahn. Von mihr will ich nichts sagen, aber beken, 0027das mich der arme alte herr von herzen daurt, dan er 0028nit zue leben hatt, wurde es gewislich mich freüen, als 0029wans mihr geschen wer. Sonst kan dero Liebden versichert sein, das 0030ihr Mayestät dero Liebden kein vnrecht werden geschen laßen, sondern beim 0031reishoffraht die sach debattiren laßen. Ichweis, wan dero Liebden 0032den armen alten seheten, er deht ihnen selber erbarmen, 0033vndt ihr generositet wirt nit zugeben, das einer von 0034vnsern haus so elendt leben soll. Den Herzoch von Sachsen 0035betreffendt hett wüntschen mögen, das beßer wer aus 0036geschlagen, dero Liebden konnen aber versichert sein, das ihr Mayestät sorch- 0037fältich sein, das er mög accommodirt werden vndt in 0038gewißlich bey könftigen aperturen möglist portirn


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0039werden. Ich wüntsch dero Liebden auch ein glükhsehligs aleluia 0040vndt frewden mitt allem waß sie selbst verlangen. 0041Meine fraw schwegerin bitt vill schöns auszurichten, vnd 0042ich werd sterben 0043dero Liebden 0044getreweste schwester 0045Eleonora 0046Wien den 26ten merz 1695