Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Laxenburg am 1695.04.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/3f
Ausfertigungeigenhändig
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000130 april 950002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster h bruder 0003Ich hoff, dero Liebden werden mihr verzeien, das ich so lang nit 0004geschriben, di heilige zeit ist schuldig daran gewest vndt hernach 0005die heraus reis, das, wans gleich so nahendt ist, die leüt 0006ein mehr mit den audienzen plagen vnd so vill als 0007wans ein weite reiß wehre. Freüdt mich vohr allen 0008dero Liebden guette gesuntheit, vndt das ihr Durchlaucht, vnser geliebste fraw mutter, 0009sich woll auf befinden, gott woll sie erhalten. Sie seindt 0010ihre ordinari sachen schon gewohnt, so sie allezeit gebraucht, so 0011kan mans auch nit widerschprechen, gott wolle nuhr geben, 0012das nit schaden möge. Den aufpuz mueß man dahin gestelt 0013sein laßen. Ich will bruder Carl schreiben vndt suechen zue disponiren, das 0014er die reis duet, wehr woll gutt, wan dardurch ihr Durchlaucht, vnser 0015geliebsten fraw mutter, reis kunte verhindert werden. Aufs wehnigst mus 0016man sehn zuefohr sehn das, was dero Liebden mihr vohrgeschlagen, möge 0017geschen. Will dem bisch Deütschmeister schreiben, villeicht hatt er 0018ein gelegenheit in Schleßien oder Freüdendahl einiges 0019accomodements. Die polnischen oder villmehr litauschen sachen 0020haben vndt werden
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0021haben vndt werden ihr Mayestät duen, was immer möglich wirt 0022sein. Wegen des heirats des Prinzen von Florenz, so werden dero Liebden schon 0023von ihr Durchlaucht, meiner geliebsten fraw mutter, zum öfftern vernommen 0024haben, deren ich es überschriben mit bitt, es dero Liebden zue comunicirn, 0025das ihr Mayestät disfals mit dem Landgrauen von Heßen Darmstatt 0026impegnirt sein. Also, so lang sie mitt disen noch 0027hoffnung haben (wie sie dan gahr kein abschlegige, wie woll 0028auch nit willfahrlige antwort erdeilt), vohr keinen andren 0029mehr sich einlaßen können. Vndt wan dis nit wehre, 0030bey jezigem trawigen dohtfall vnserer schwegerin sehligen 0031villeicht auch woll bruder Carl reflexion auf sie 0032machen könte, dan man mues doch widerumb gedenken 0033ihr zu heiraten vndt kein, die niks hatt, kan er nemmen, 0034also wurd so dan das hemmet nender als der 0035rokh sein. Ist mihr leid, das durch den fehler ihr Durchlaucht, vnser geliebsten 0036fraw mutter, dise üble zeitung von mihr innen worden seindt. 0037Freüdt mich auch, das in dem haubt negotium dero Liebden zue 0038friden seindt, gott geb gutten effect, vndt zweifl nit, dero Liebden 0039werde alles einrichten, wie sie mihr es in der ciffra 0040beschriben, welche ich schon zimlich gutt lesen, aber noch nit 0041recht schreiben kan, weil wehnig zeit hab. Des Hamilton 0042sach betreffendt, so gefalt mihr die beschreibung 0043schon gutt
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0044schon gutt, auch ihr Mayestät meindt, es wehr guett, wan man ein schein- 0045baren pretext finden könte, das der herr noch ein reis 0046dorthin kunte duen. Mihr wißen aber hier keinen vndt 0047was man duen will, mues balt sein, sonst wirt0048sie zualt in der religion zue infor0049miren mit gutten fondament, das nit von dem alten was 0050kleppen bleibt. Wegen schwester Parma, so können ihr Mayestät nit 0051wegen der dispens agiren, bis wenigstens Modana apaisirt, 0052mit welchem ihr Mayestät schon impegnirt wahren, vndt das man auch 0053positiue sicher sey, es zu Rohm zu erhalten. Wegen 0054der subsidien will dem Deütschmeister schreiben, ihr 0055Mayestät werden auch alles möglige duen. Seint auch woll 0056zue friden, was dero Liebden wegen des Hois negotium mihr geschriben, 0057vndt erkenen billich zue sein, das sie sich in dero 0058archiu zueuohr woll informiren, das ihnen nit 0059preiudicirt werde. Sein relation ist noch nit 0060kommen, dise, so mihr dero Liebden geschikt, werd ihr Mayestät zu 0061lesen geben, hab nuhr ihr Mayestät gelezten, was dero Liebden mihr 0062geschriben haben. Wegen des regiments werden dero Liebden nuhr schon 0063die richtichkeit empfangen haben, bitt also, dero Liebden wollens 0064iezt dem Deütschmeister conferiren als ein keiser- 0065liges regiment, wie ich die vhrsachen alle dem Wißer 0066hie gesacht hab. Bedankh mich auch gegen dero Liebden vohr 0067die wil-
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0068die willfährichkeit, so dero Liebden wegen vnsers vetter Pfilip erzeigen, 0069der gutte alte ist gahr content vndt zeigt alle venera- 0070tion vndt lieb gegen dero Liebden. Zweifl nit, er werd sich insinuiren 0071bey dero Liebden mit allem respect. Wegen des lehens, so dero Liebden vohr den 0072Wißer verlangen, ist ihr Mayestät leidt, das nit vohr dis mahl 0073wilfahren können, weilen sie es schon vohr langst dem 0074Graf von Öting die anwartung darauf geben 0075haben, das also nit mehr res integra ist. Werden sonst 0076bey vohrfallenden gelegenheiten gern dem Wißer alle 0077gnaden erzeigen. Ich mues enden in eil, due mich dero Liebden befehlen 0078vndt werde sterben 0079dero Liebden 0080getrewste schwester 0081Eleonora 0082Laxenburg den 30ten apprill 00831695 0084Bitt dero Liebden vmb vergebung, das so verkert geschriben, 0085die eil vndt die beis, auf welcher ich dis deils 0086geschriben, ist die schuld. Mit mein fraw schwegrin mus bitten0087herzlich zue grüeßen, ist vnmöglich, heündt mehr 0088zu schreiben, aber gewis mit nechstem, wan ichs nit 0089mit dem lieben Pater Marco verschwez, der heüt auf 0090Wien ankommen soll.