Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1695.04.16
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/3f
Ausfertigungeigenhändig
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000131. april 950002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr brueder 0003Ich hab dero liebstes schreiben von 3ten passato wegen der heiligen zeit 0004vnmöglich bis dahto beantworten können. Bin auch so in 0005ängsten geweßen wegen wegen ihr Durchlaucht, vnser geliebsten fraw mutter, 0006das ich so lang kein nachricht gehabt, wie es ihr geht, 0007das ich nit gewust, was ich due. Gottlob hab ich nachricht, das wider beßer, 0008hab ein brif von der Hamilton bekommen, nachdem schon die vohrige 0009post wech wahr, das beßer ist. Ich bin dero Liebden höchste obligirt, das 0010sie mihr so vertreülich wegen der wahl ihres beichtuatters schreiben 0011wollen, mues aber bekennen, das mihr sehr verwunderlich vohr 0012kommen die diffidenz, so dero Liebden gegen die jesuitter erzeigen, in dem 0013ich doch nie niks anders verschpuret, als das sie in allem 0014dero Liebden vndt vnsern ganzen hauß mitt hochstem eifer, trew vndt 0015lieb gedient, auch sich alles kosten laßen, vnsers haus interesse 0016in allem zue befördren, ich also billich muettmaßen mues, das 0017etwan ihre feindt, an denen es ihnen nit mangelt, dero Liebden 0018einigen widrigen bericht vohn ihren müeße erstattet haben.
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0019Weilen also dero Liebden mihr so vill confidens erweisen, so erküen ich mich, selbe 0020zue bitten, ob sie mihr wolten vetreülich eröffnen, in wem dan 0021die patres solten was gedahn haben, was wider dero Liebden oder vnser haus 0022oder einigs aus den vnsrigen sey, dan so vern sie schuldich, bin ich 0023versichert, das sie dero Liebden alle satisfaction werden leisten vndt den fehler 0024ersezen. Seindt sie aber vnschuldich, wie ich es woll gewis glaub, 0025werden dero Liebden auch ihre exculpation anemmen vndt sie nit 0026vnschuldich filleicht wegen anderen leiden müeßen. Ich mueß auch 0027bekennen, das ich gahr nitt durch mein vnuerstandt capiren 0028kan, in was ihr interesse mitt vnseres haus sein könne zue 0029sammen kommen, das sie selbiges dem vnsrigen solten vohr- 0030ziehn können, weil selbige so gahr differente inteteressen sein. 0031Bitte, dero Liebden wollen sich aufs wehnigst in diser sach nit übereilen 0032vndt die sach woll überlegen, dan dise muttation in der 0033ganzen welt ein greüligen esclat machen wurde, das dero Liebden 0034selbsten disreputirlich vndt der ganzen societet höchst nach- 0035deilich sein wurde. Dero Liebden wollen mihr nit übel nemmen, das 0036dises so offenherzich schreib, ich due es aus trewem 0037herzen vndt vermein es schuldich zu sein, weil ich glaub, es sey 0038zue dero Liebden besten, vndt ich auch gegen der socitett die dankbarkeit 0039schuldich bin, von deren ich vill guttaten empfangen. Weil auch balt 0040dero Liebden geburzdag celebriren werden, also due dero Liebden vonherzen
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0041darzue gratuliren, das vnzahlbare mögen erleben. Ich aber 0042werde sterben 0043dero Liebden 0044getrewste schwester 0045Eleonora 0046Wien den 16ten apprill 1695 0047Es ist mihr dise dag ein gestattel 0048durch den Scheller zuekommen mitt dero Liebden pettschafft, inwendig 0049aber ein anders petschafft, ist ein glaß mit ein bignor 0050drinnen gewest vndt ein zettel darbey. Ich hett verlangt, 0051man soll dißes dem Schellerer ein schließen, damit ichs 0052richtich bekomme, kan mich aber niks erinnern. Also hab 0053dero Liebden fragen wollen, ob sie mihr einige erleuterung daruon 0054geben können. 0055Empfange auch dero Liebden liebstes schreiben vom 6 dis, ist mihr 0056aber vnmöglich mehr zu beantworten, weil zu schpaht, 0057vndt hab ihr Durchlaucht, vnser geliebsten fraw mutter, müßen0058antworten. Hab woll ein große freüdt mit ihr Durchlaucht 0059gnädigem schreiben.