Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Favorita am 1694.06.30
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/6
Ausfertigungeigenhändig
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000130. junij 940002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0003Dehro libst schreiben vom 20ten dis hab woll empfangen. 0004Bin woll nit werd die vohrsorg, das dero Liebden vohr 0005meine gesuntheit dragen, sie glauben nuhr, vnkrawt 0006verdirbt nit, vndt ich bin nuhr gahr zue heiklich 0007auf mich selbst. Das aber können dero Liebden versichert sein, 0008das, so lang mihr gott das leben laßen wirt, ich allzeit 0009die höchste freüdt hoben werd, wan dero Liebden vndt vnsern 0010haus eineger dinst erzeigen könte. Wegen des Deütsch- 0011meisterdum ist niks mehr zue sagen, weil hoffentlich 0012selbiges balt vnsren Bischoff wirdt sein, vndt ist der 0013erste brif gewesen, auf den ich mich bezohen, den ich 0014meiner geliebsten fraw mutter geschriben. Wegen des Grand Pasteur, 0015hab ihn mit vohriger post reccomendirt, hör auch, 0016der Neßelraht verlangt auf Gendt, ihr Mayestät vndt
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0017ich werden ihn gahr gern reccomendirn. Ich werdt auch 0018nit vnterlaßen den Schellerer vndt Welschperg ihr Mayestät zue 0019reccomendirn. Die lüttigische wohl betreffendt, so 0020ist ein mahl die 3te wahl auf alle weis iezt 0021zue verhindern, dan der Papst aus einem auctor 0022de jure canonico einen text citirt, das absolute, 0023wan 2 wohlen sein geschen vnd einer daruon stirbt, 0024man die 3te wahl nit könne vohrnemmen, bis 0025ihr Heiligkeit decidiren, vndt seye eo ipso null. Allso 0026mueß man iah notwendig erwarten, was zue Rohm 0027geschen wirt, vndt exponiren mihr vns nuhr discus- 0028siones vnt troublen zu machen vndt dannoch den 0029intent nit zu erhalten. Wan sie wenigst die 0030sach nuhr aufschiebeten. Die odiose materi betreffend 0031hab ich dem Hamilton mein meinung föllich gesacht, 0032nemlich das man ihn mit consensu der bewusten 0033g person in Schpanien, Portugal oder Polen solt suechen 0034zue accommodiren. Ihr Durchlaucht, vnser geliebste fraw mutter, könnten ihn 0035selbst an eins von disen orten reccomendirn, der 0036Bischoff aber müest niks drumb wißen noch
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0037innen werden, biß er schon in fremden landen wehre. 0038Wan mans auf diße weis kunt einrichten, wers das 0039beste mit bedroung, das wan er sich in disen landen wurd 0040sehn laßen, das sein leben verwirkt sein solle. Wegen 0041des Schallenberg erwarte, was dero Liebden weiters werden 0042schiken. Vnser schwester zue Parma ist iezt haubt woll 0043zue friden, vndt könte man ohne maßgebung 0044zue warten, bis der iüngere Prinz heiraten wirt, 0045alsdan kan man, wan man es vohr guett findt, 0046noch allezeit die sach suechen zu richten, das sie heraus 0047kan bleiben. Das wichtige negotium betreffendt, wie 0048ich schon ihr Durchlaucht, vnser geliebsten fraw mutter, vnterdehnigst bericht, 0049ist kein zeit zue verlirn, dan die eine parti dringt 0050starkh auf ein resolution. Bitt meiner libsten fraw 0051schwegerin vill schöns von mihr auszuerichten, ich aber 0052werde sterben 0053dero Liebden 0054getrewste schwester 0055Eleonora 0056Fauorita den 30ten junij 1694 0057Bitt disen brif dem Fürsten zue reccomendirn, trifft zwei 0058verlibte herzen an, das man ihnen zuesammen helfe.