Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Ich förcht gahr, die tinten werd sich werben vohr dero Liebden 0003zu erscheinen, in dem ich so lang dero liebste schreiben nit 0004beantwort, dero Liebden haben woll vhrsach, ein rechten verschmach 0005auf mich zue haben. Bitt aber auf aller herzligste vmb 0006perdon, werd mich ins könftig befleisen fleißiger zu 0007sein. Erstlich zwar seint die hochzeit vndt fest vndt der heilige 0008fasching daran schuldich gewest, darauf hab ich ein 0009fluß auf die augen bekommen, das ich nit hab 0010schreiben derfen. Wie das vergangen, hab ich ein starkhen 0011cattarr bekommen mit kopfweh, das ich wider


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0012nit hab schreiben können. Dißer hatt gedaurt bis in die heilige 0013carwochen, darauf hatt dise heilige zeit mich wider 0014biß dato verhindert, gott lohb, ich bin ganz iezt woll 0015auff bin, weil ich izt will ich mich befleisen alls 0016zue ersezen. Bedankh mich ersten, das dero Liebden meiner in dero heiligen 0017gebett steint eingedenkh gewest vndt so vill gutte 0018wuntsch haben duen wollen. Wüntsch dero Liebden auch das heilige alleluia 0019vndt zu dero geburzdag, den mihr celebrirt haben, alle 0020glükhsehlichkeiten, so sie selbsten verlangen können. 0021Bedankh mich auch vohr den balsamb, werd dero Liebden daruohr alzeit 0022obligirt sein. Wegen Prinz Jacob, so ist er schon reusonabler, 0023er macht iezt die deilung mit sein brüdern, er offerirt, 0024er will darnach die gütter seinen brüdern verkaufen 0025vndt das geldt heraußen anlegen vndt mein fraw schwester 0026darauf versorgen. Wan es geschicht, wirt es gahr gutt 0027sein. Ich bin dero Liebden sehr obligirt, das sie sich in Portugal wegen 0028der sucession interponiren wollen, ich förcht aber, sie werden 0029sich doch nit heraus lasen, weil man noch von hier 0030nit den Botschafter hinein geschikt hatt, welcher 0031doch iezt gehen wird, wirt der junge Carl Walstein sein,


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0032dan weil sie ein heraus geschikt haben, pretendiren sie billich, 0033das mihr wider einen hinein schiken sollen. Wan man die 00342 schwestern wider kundt in gutte verstentnus 0035brengen, wehr es woll gutt, weis aber nit, ob dero Liebden bey 0036der Konigin in Schpanien vill credit haben werden, dan kan dero Liebden 0037nit bergen, das sie sich gegen mihr sehr beklacht hatt, 0038das dero Liebden ihr nit fleisich schreiben vndt sie gahr nit 0039achten, vndt solten dero Liebden gnädig daruohr halten, sie laße sich von 0040der Perlips ganz regiren, das hatt sie sehr übel 0041genommen. Ich hab es ihr zwar widerschprochen vndt 0042dero Liebden so schön entschuldigt als mihr immer möglich. 0043Ich bitt, dero Liebden wollen ihr fleisich schreiben vnd lieb zeigen, 0044aber beyleib niks melden, das ich dero Liebden geschriben, dan sie 0045mihr es hoch verbotten. Hatt aber doch gemelt, das ich soll 0046suchen, dero Liebden die sach bey zue bringen, aber nit, das sie mihr 0047es geschriben hab oder das sie was drumb wuste. Also 0048bitte ich, dero Liebden wollen doch ganz niks melden, das ich geschriben, 0049das sich die Königin beklacht, sonst kem ich auch 0050auf einmahl aus dem credit. Es wehr auch gutt, 0051wan mein fraw schwegrin ihr bisweilen schreiben deht. Sie zeicht sich


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0052sonst iezt gegen mich gahr gutt, gott geb die continuation. 0053Es ist mihr sehr leidt, das die sachen zue Frankhfort so 0054übel gehn, werd nit vnterlaßen, es ihr Mayestät eifrich zue 0055reccommendirn, auch mit dem Cauniz daruon zue 0056reden, dem ihr Mayestät, mein Keiser, entlich auf dero Liebden so hoches 0057begern vohr sein fraw den zutrit geben hatt, waruohr er 0058sich dan schon wirt vnterdehnigst bedankt haben. Er wirt dero Liebden 0059auch bericht haben wegen dero anhero konft, das es 0060etwan könte sein im julij, dah wolen ihr Mayestät auf die 0061Neüstatt, oder ob es nit villeicht dero Liebden lieber vndt 0062anstendiger wehr könftiges iahr, dah ihr Mayestät gedenken 0063gleich nach der beys auf Prag zu gehn, das 0064dero Liebden dorthin kehmen. Dah kunte mein fraw schwegrin auch das 0065teplizer bad gebrauchen, welches man noch vohr tem- 0066perirter halt als das zue Baden, vndt wurde auch 0067wegen aller andern sachen villeicht dorten alles beßer 0068vndt gelegener sein, auch länger könen beysammen bleiben. Doch duens ihr Mayestät dero Liebden frey stellen, 0069wie sie es wollen einrichten. Ich kan vnmöglich heünt 0070die übligen puncten beantworten, auch meiner


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0071fraw schwegrin nit schreiben, dan die zeit ist zue curz 0072iezt, weil mihr balt auf Laxenburg gehen, über- 0073laufen einen die leüt, das nitt zue sagen. Mit dem 0074vilan Villars ist die sach gericht, vndt hatt 0075man ihm meines erachtens nuhr gahr zu vill 0076nach geben, dan er zimlich insolent, wie die nation 0077pflegt zu sein. Hirbei kombt der roßenkranz, 0078dero Liebden müßen ihn 3 mahl betten, ein mahl vohr die kirch, 0079das ander vohr den Papst vnd das 3t vohr den, der 0080ihn geweit, darauf haben dero Liebden den ablaß allezeit. Due 0081mich dero Liebden schonstens befehlen vndt werd sterben 0082dero Liebden 0083getrewste schwester 0084Eleonora 0085Mein sohn last sich auch entschuldigen, 0086das so lang nit geschriben. Er hatt die entschuldigung ganz 0087aus dem euangelio vxorem duxi. Gottlob, 0088sie haben einander so lieb vnd seint so content, 0089das es woll vohr vns ein große freüdt, desto 0090mehr, weil sie sich auch schon mus im seßel dragen 0091laßen, mein sohn ist ganz stolz.