Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0002Neülich habe ich wider mein willen meinen brief vnuollenter 0003vortschiken müeßen, weilen die zeit nit erlitten hatt, weiters 0004auf die andere puncten zu antworten, also due es 0005hiermit vortsezen. Vndt zwarn des Herzoch von Florenz 0006wegen der lehen, weis ich mich einmahl nit mehr 0007zue erinnren, was es seint, auch der Montauti dersider 0008kein weitere instanz gemacht hatt. Das auditorat 0009betreffendt hab ich woll so vill abnemmen könen, 0010als das ihr Mayestät mehrer auf ein deütsch sub- 0011iectum gedenken, hab auch gehört, ob solte der


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0012der Cauniz vohr seinen sohn ein gedanken darauf 0013haben. Wegen des Prinzen Don Gaston, ist mihr sehr leidt zu 0014vernemmen das ienige, was aus derselben brif, welcher 0015herbey wider zuerukh kombt, ersehen. Dero Liebden aber die wahrheit 0016zue bekennen, hab ich woll allezeit dises vohrgesehn, 0017dan ihr humor, soganz nuhr auf die wirtschafft 0018vndt landleben gesezt, mit ein solichen herren, der in 0019ein solchen hoff, woh allerhandt diuertissement vndt 0020gutte geselschafften seindt, hab ich alzeit geförcht, werden 0021sich nit vergleichen, wie dero Liebden sich dan noch woll werden zue 0022erinnern wißen, das ich etwas dergleichen gemeldt, wie 0023diese heirat ist proponirt worden. Ich glaub woll 0024nit, das sie leichtlich sich beklagen werde, solte aber 0025etwas soliches an mich gebracht werden, so werde ich 0026nit vnterlaßen, alles mögliste bey zue dragen, was 0027zum besten vndt vereinigung der gemüter 0028gedeyen möchte. Was aber das tractament anbelangt 0029haben ihr Mayestät, mein Keiser, mihr geantwort, das das tratemento


246 ros-id-3

0030regio nichts neweß, sondern schon beym Keißer Matias gewest, 0031alßo die bede herren, welche dahir gewest, gleichwoll 0032niks mehrers pretendirt haben, dah sie doch selbiges mahl 0033eine von Florenz von dißem hauß des Keisers selbsten, 0034sein fraw schwester, zue ihrer fraw mutter gehabt vndt 0035also wegen der nahenden anuerwantschafft ender 0036es hetten pretendiren können. Wan dan man dißen Prinzen 0037wurde merers duen, wurden alle die herren, welche so nahendt 0038vndt deils nähender als sie befreündt seindt, auch 0039von curfürstligen hauß, ein gleiches begehren vndt 0040diße sach in gahr weitlaufige vndt ihr Mayestät sehr 0041preiudicirlige consequens gezogen werden. Wegen des 0042Clermont, werden ihr Mayestät kein bedenken haben, ihme reccomen- 0043dation in Schpanien zu geben. Were etwan gutt, wan er 0044noch in einen memorial begerete, wie er es begert, 0045damit man die reccomendation darnach könne 0046einrichten. Den Pfilip von Zinzendorf werd ihr Mayestät bestens 0047reccommendirn. Wegen der indimnisation, in


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0048in gleichen, waß dero Liebden in der allianz gedahn, daruohr 0049seint ihr Mayestät dero Liebden sehr obligirt, werden alles suchen zu erkenen. 0050Der Fukerin eiden werd auch ihr Mayestät reccomendirn. Den Landgrav 0051Friz betreffent werd also in Portugal schreiben, wie dero Liebden 0052veranlasen. Die Königin in Schpanien war drüber 0053sehr allarmirt, hatt vermeindt, er werde in 0054Schpanien gehn vndt schreibt mihr, ich soll ihm nach- 0055schreiben, das er alsobalt wider zurokh keren soll, 0056weil er aber in Portugal geht, wirt es ihr schon recht 0057sein. Die römische sach betreffendt, so hatt mit occa- 0058sion, das man die dispens zur heirat begert, der 0059Herzoch von Modena sich interponirt, auch nachgehns 0060ihr Mayestät dem Cardinal de Medici herüber zuegeschriben, 0061bisdahto aber habens nit vill ausgericht. Ist zwar 0062alles ohne comission von Keiser, wan dero Liebden nuhr machen 0063können, das ihm der Papst audienz gibt, vndt 0064zwar nit nuhr einmahl zue vrlaub nemmung, 0065sondren vorhero wie sonsten, so werden hernach


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0066ihr Mayestät schon ein mitel finden, in abzueruefen vndt einen 0067dorthin zu schiken, welcher ihr Heiligkeit angenehm sein möchte. 0068Dero Liebden müesen aber gahr niks melden, als wan man hir das geringste dauon wüste, 0069sondern nuhr alles ganz aus sich vndt aus ihnen gett vnd so, das sie00701gahr nit merken, das man hir was daruon weiß, was dero Liebden duet, auch damit der Cardinal Medici und Herzoch von 00712Modena nit meine, man wolt von hir hinter im her negotiren, weil sie sich schon darumb angenommen. 0072Den Neßelraht wolt gern helfen, wan nuhr könte, es ist 0073zwar iezt ein bistumb in Vngern lähr, aber sie 0074sagen, es mus durch einen vngren ersezt werden, 0075es wurd sonst die nation gahr zu vill disconsoliren, 0076wan man, nach dem der Cardinal vndt Bischoff von Rab seindt, 0077wider einen deütschen sezen wolte. Ich hab mich sehr verwundert 0078zu vernemmen der casus, so dero Liebden auf der reis begegnet, 0079das das pfert gescheudt hatt, gott lob, das so ist abgangen. 0080Hir hatts am carfreitag gedonnert, gestern ist auch ein 0081zimblich starks wetter gewest, sie sagen, es bedeüt ein fruchtbares 0082iahr, so der liebe gott geben wolle, amen. Sag dero Liebden schuldigsten 0083vndt schönsten dankh vohr den balsamb, ihr Mayestät, mein Keiser, ist 0084es absonderlig lib gewest, auch das recept dauon zu haben. 0085Bedanke mich auch über das vberschikte fleisch, zungen, fisch 0086vndt pumpernikel, mir zehren noch als daruon, allein 0087bitt ich, dero Liebden wollen wider ein pumpernikel schiken.


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0088Mihr haben neülich dauon gerett, so hatt mein fraw dochter 0089gesacht, wie gern sie in ist, mich dunkt, es ist ein 0090kleiner lust. Dero Liebden wollen balt einen schiken, der lezte 0091war sehr gutt, ich hab in fleisich aufgeßen, hab vill 0092wochen dran geßen. Das geselchte fleisch vndt zung 0093hatt auch allen woll geschmekt, sach darführ schönsten dankh. 0094Dero Liebden haben gahr zu vill geschikt, vnmasgebig, wan dero Liebden 0095doch die guttheit wollen haben, biß weilen so waß zu schiken, 0096wehre es beßer wehnig auf ein mahl nuhr mit 0097der post, dan wans warmb ist, last sichs nit so lang 0098halten. Ein recht pekel fleisch, mein ich, wurd her auch woll 0099schmeken. Wan ich nuhr auch was wust, warmit dero Liebden 0100bedienen köndt, bitt, dero Liebden wollen mihr es wisen laßen, wehr 0101mein gröste freüdt. Die apfel vndt birn zue machen 0102ist kein große kunst, man nimbt nuhr die apfel 0103oder birn, dutts ganz dün geblätelt schneiden vndt 0104so dan ein leg daruon vndt ein wehnig, aber wehnig zuker darzwischen. 0105Darnach drukt man von portugeser pomerantschen oder von 0106limoni was man will drauf vndt das so etlichmahl auf


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0107einander. Wer gern scheller daruon ist, schneidt mans klein vndt 0108duets oben drauf strauen, last hernoch ein stundt oder 4 0109so stehn, so machts selbst die supen vndt ist fertig. Ich 0110wüntsch, das es dero Liebden woll schmeken vndt bekommen 0111möge. Ich aber werde leben vndt sterben 0112dero Liebden 0113getrewste schwester 0114Eleonora 0115Wien den 2ten maij 1699 0116Dero Liebden, bitt ich, wollen mein entschuldigung machen 0117bey meiner fraw schwegerin meins langen stillschweigen, die vhrsach hab 0118ich bey vohrige post geschrieben. Schik auch hir bey alles, 0119was hier gehalten worden, dero Liebden wollens meiner fraw schwegerin geben, 0120damit dero Liebden werden so occupirt sein, das sie dis nit werden 0121als lesen konen.


1Es handelt sich um eine senkrechte Einfügung am linken Blattrand.
2Es handelt sich um eine senkrechte Einfügung am linken Blattrand.