Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Wien am 1696.10.17
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/7
Ausfertigungeigenhändig
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000117 octobris 960002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herz allerlibster herr bruder 0003Kan nit vnterlaßen, dero Liebden zu berichten, das ich heündt von 0004ihr Durchlaucht mama brif beko0005mmen, waraus dißes die eigene wort (hab von Napoli 0006brief gesehn, so geschriben das der Doctor ies0007t undt 1? von Monte Casino gegen0008Apulia in Konigreich Napoli in der Baronia Rocca 0009Guiliema in einem difen turn 0010gefangen sitzt, so gahr, mit erlaubnus, 0011in seinen eigenen unraht, vndt mus 0012vohr unzifer und stank vergehen. 0013Ach, hatt er das um papa seligen uer 0014dind, das man so mit ihm umge0015als mit ein mörder, gott kan vndt 0016wirt so nit zue sehen. Ich bitt gott, das er die
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0017die straffen nit wolle ergehn laßen, sondern genedig 0018abwenden. Mein nam hatt abermahl gelitten, 0019geduldt, gott wende nuhr ab, wie ich geschriben, vnd gebe 0020denen, so es gedahn haben, ein barmherziges herz 0021um Iesu willen, amen. Gegen den ar 0022men menschen es ist gewis sehr hart vndt 0023tiranisch. Dis habTiberiusberichten 0024wollen, mesures darnach zu nemmen. 0025Ich hab geschriben, ich weis gahr nichts 0026drumb, das ist wahr, sie hats so perturbirt, 0027das gahr weder nam noch datum im brif. 0028Mit dißem due mich dero Liebden befehlen vndt werde sterben 0029dero Liebden 0030getrewste schwester 0031Eleonora 0032Wien den 17ten octobris 1696 0033Ich hoff, der curir von 0034Coppenhagen soll balt wider ankommen, erwarts 0035mit verlangen.