Ausfertigungeigenhändig

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000128 decembris 970002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerliebster herr bruder 0003Ich hab dero liebsts schreiben vom 20ten dis woll empfangen. 0004Dero Liebden derfen sich gahr nit enschuldigen wegen vnterlaßung0005des schreiben, ich hoff iah nit, das sie mitt mihr 0006wollen cerimoni machen. Bey vns mus alles 0007in alter vertrewlichkeit bleiben, also auch wegen 0008das sie vnrecht auf das blatt geschriben, auf dise 0009weis müest ich woll offt vill excuses machen, 0010dan ich die menge solcher lapsus begehen due, 0011hoff aber auf dero Liebden gutte, die sie mihr alzeit 0012erzeicht, das mihr einander niks übel 0013nemmen vndt ohne cermoni bleiben.


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0014Die Altheimb betreffendt due ich 0015mich gegen dero Liebden schönstes bedanken wegen der gene- 0016rositet, so sie hierin bewißen, mit disen, hoff ich, 0017werd alles woll bleiben, der almechtige sterke 0018alle gutte propositi ins werkh zue sezen. Zue 0019disen ist kein beßers mittel als allein0020was selbige verhinderen kan 0021aus dem weg zue raumen und alle ge-0022legenheiten im gleichen. Ich werd fleisich 0023betten laßen, das der almechtige sein gnad dazu 0024verleyen vndt das, was mihr alle so hoch verlangen 0025vnd so nötig ist, geben wolle. Der Telliers0026ist schon zue Linz gewesen,0027aber wegen vnpäslichkeit wider zueruckh0028kommen, er ist halt schon zimlich alt. 0029Also vermein ich, wan ewer Liebden die instruction0030hier her wolt schiken, nemlich ein 0031klein negotium dort in die nacht- 0032barschefft etwan auff Parma an vnsere


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0033schwester oder was dero Liebden vohr gutt befinden, 0034darbey aber ein heimblige, daß er0035sich wegen der Princess wohl0036informiren soll, alles vnter 0037der handt, sich niks zu verstehn geben mit0038dem Garelli, welcher ohne 0039dem hinein wegen seiner gesundheit, 0040die sachen combinire 0041vndt alles fideliter sans flaterie0042relationire, 0043vohrnemlich aber, was die succession0044concerniren duet. Dises alles 0045bitt mihr ohne einzigen zeit verlust auf das 0046geschwindeste als möglich her zu schiken, den 0047Douuen, den mahler, aber gerad 0048auff Inspruckh, von dort mit dem0049Telliers zue raysen. Bitt 0050noch mahl, kein zeit zu verlirn, dan ich dis schon lengst 0051schreiben sollen, aber mit disen leidt ists rukstendig


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0052bliben. Mein sohn hatt ewer Liebden auch 0053selbigs mahl, wie der Tellier0054schon auff Lins wahr, geschriben, 0055worauff er mit schmerzen ein ant-0056worth erwarthet, worinnen0057vnmasgeblich ewer Liebden ihm der assistenz0058zur befürderung der sach0059versichern könten, wardurch sie ihn sehr0060obligirn werden. Iezt Osnabrukh betreffendt, 0061so will ich den Neßelraht nit deffendiren, wie 0062er sey oder was er sey, in disen aber ist er 0063so weit vnschuldich, dan er die sach nit auf 0064den tapi gebracht, sondern ihr Mayestät, mein Keiser, vndt 0065ich selbsten, weil der Deütschmeister schon mit 0066andren beneficiis versehen, wahbey er woll bestehen 0067kan, auch weder er noch dero Liebden nit gezeigt, es 0068weiters zue verlangen, anzi er mihr selber 0069versichert, das er es dem Herzoch Carl


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0070ganz gern gönnen werde, auch diser so vill iünger, 0071das auch der religion zum besten lenger wirt 0072dem bischtumb können vohrstehen. So seint mihr auf 0073ihn gangen, vndt weil eben kein anderer bey 0074handen wahre, welchem man dise comission 0075hette aufdragen können, vndt der Neßelraht 0076gleich hier ware, so hatt man ihms aufgedragen. 0077Obs nit etwan ein anderer beßer gemacht 0078hette, will ich nit wider schprechen, disen hatt 0079man in der eil genommen, vnd nach seiner 0080relation stehen die sachen in gutten terminis. Dero Liebden 0081glauben nit, das ihr Mayestät vnser haus wolten iemandt 0082posponiren, aber mihr haben ein mahl gefunden, 0083das vohr vnser haus selbsten beßer es auf 0084dise weis ist. Es wurde gahr zu lang 0085fallen, alle raisons herüber zu schreiben. Ich bedankh 0086mich indeßen gegen dero Liebden, das sie ihres orts auch


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0087cooperiren wollen vndt bitte, sie wollens fein eficaci- 0088ter duen vndt dem Fürst von Heitersheim krefftig 0089zue schreiben zue schprechen, so wirt es hoffentlich gehen 0090vndt dero Liebden ihnen ein groß meritum bey gott, der reli- 0091gion vndt mein Keiser machen, auch die freüntschafft 0092zwischen beden heüsern mehr befestigen. Ich zweifl gahr 0093nit daran, auch iezt absonderlich, weil die armen 0094hern ihr vnuergleichlige fraw mutter verlohren, dero Liebden 0095werden auch zu ihrer consolation in disen helfen. Wüntsch 0096dero Liebden von herzen zu disen heiligen weinacht feirdagen vnd 0097newen iahr alles erdenkliche wollergehn mit villen 0098volgenden vnd sterbe 0099Bitt mich bey meiner fraw schwegrin zu ent- 0100schuldigen, ist heündt vnmöglich, mit negsten 0101wirt es geschen. 0102dero Liebden 0103getrewste schwester 0104Eleonora 0105Wien den 28ten decembris 1697 0106Dis memorial hatt mich der Botschet gebetten zu 0107reccomendiren, er meritirt woll, das dero Liebden ihm 0108genedig sein, ist ein stattliger officir vndt 0109hatt sich überall gahr woll vnd rümlich gehalten.