Eleonora Magdalena von Pfalz-Neuburg an Johann Wilhelm von Pfalz-Neuburg, Favorita am 1698.08.16
Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Kasten blau, 44/7
Ausfertigungeigenhändig
277 ros-id-1
000116 august 16980002Durchleüchtiger Cuhrfürst, mein herzallerlibster 0003herr bruder. Ich hab dero bede liebste schreiben vom 00049ten vndt 19ten passato woll empfangen. Das erste 0005betreffent haben ihr Mayestät schon alle anordung gedahn, 0006das, wohfern Sankt Goar noch nit euacuirt, solches 0007doch mit ehisten geschen solle. Das ander der volker 0008vndt subsidien halber wirt mit nechstem vohr- 0009genommen vndt der Violet expedirt werden. Man 0010wirt duen, was man kan, allen geht es überall schper 0011her. Das heiratspunt hat dero Liebden leztes s 0012chreiben einen guten vohrschub ge0013ben, dan man hier sporgirt hatt, Frankrei0014ch pussir es. Die historien dauon 0015wehren gahr zue lang zu schreiben, basta.
277 vos-id-2
0016Gottlob, das dero Liebden gezeigt, das es nit war ist. Ich kan 0017dero Liebden ist genuechsamb sagen, was vohr geschwäz und0018calumnien passirt sein, wie ich schon das vohrige 0019mahl etwas daruon tockirt hab, aber got bes0020chüzt die seinigen, und ich hof0021zu got, Tiberius in diser materi bal0022t was gutes schreiben zu könen, dan0023die sach in gute stant ist. Bitt, 0024dero Liebden wollen es in secreto halten, dan0025mein suhn es noch nit weis,0026hof aber balt. Wan es vor der zeit 0027auskäm, möcht es alles wider schlim machen. 0028Ich hab disen brief mit dem curir schiken wollen, 0029weil ich aber selbigs mahl nit möglich zeit 0030gehabt zu schreiben, auch der cuhrir nit lenger 0031hatt warten wollen, sondern wekh ist, so bin gezwungen 0032worden, es bis zue heüntigen post zu verschiben. 0033Bitt, mein lieben fraw schwegrin vill schöns von mihr 0034aus zu richten vndt bitt, sie woll mich in ihrer 0035liben gedechtnus erhalten. Gott geb dero Liebden bestendichkeit 0036in allen gutten vohrnemen, vmb welches ich eifrich 0037bitten due. In Spanien gen die