Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfürst, mein herzallerlibster herr bruder 0002Mitt der gelegenheit dißes zuruckhgehenden courirs hab ich 0003nit vnterlaßen wollen, dero bede liebste schreiben vom 27ten 0004passato vnd 8ten dis zue beantworten. Der curir wer 0005ehnder despescirt worden, wan nit ihr Mayestät, mein Keiser, wider 0006ein pardag die schmerzen von grieß gehabt, welche aber 0007iezunder gottlob vollig auf gehort. Vndt verhoffe 0008ich desto ehender, das es ein bestandt haben werde, weilen 0009heündt nachmittag ein steinel wekh gangen, schier wie 0010ein kleine linsen, mit dem, hoff ich, werde das übel 0011ein mahl aus dem leib sein, welches der almechtig 0012gnädig verleyen wolle, amen. Was anbelangt, das 0013mein sohn, der König, die könftige campagne


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0014duen solle, seindt zwarn ville rationes pro et contra, 0015danoch finde ich, das ihr Mayestät darzu inclinirn, werden auch mit 0016eben dißer gelegenheit dem herrn Margraf Liebden darüber zueschreiben. 0017Wan dises solte resoluirt werden, wurde woll höchst nötig 0018sein, das der Margraf ein postrit herunter dähte, vmb 0019alle sachen mitt ihme zu aiustiren, dan es last sich 0020in einer stundt mehr reden, als in 8 dagen schreiben, weiln 0021die brif nit reden vnd antworten können. Im übrigen seindt 0022ihr Mayestät, mein Keiser, sehr eifrich, das alle veranstaltung 0023gemacht werde vndt dem Margraven in allen nach 0024seinen verlangen möglist an die handt zue gehen, 0025damit ein gloriose campagne erfolgen möchte. Zu 0026welchem das vohrnemste verhelfen wurde, wan man 0027zu Regenschpurg auswürken kunte, das Frankreich vohr 0028ein feindt des Reichs, wie billigst, erklärt wurde, doch 0029halten sie sich mit den calen cerimonialien auf, 0030wie dan der Cardinal deswegen auch dort wider wekh ist. 0031Mit dem richt man in keiner sachen niks, ein mahl 0032ist izt nit zeit, mit dem Papsten zu disputirn, 0033das hiran alles ligt, gott wolle als zum besten schiken.


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0034Wegen meiner schwester von Parma, hatt sie mihr geschriben, das sie 0035vermeint, derzeit were es beßer, die verenderung noch etwas 0036zu verschieben wegen vnterschildligen vhrsachen, die sie villeicht dero Liebden selbst 0037wirt geschriben haben, also wehr vnmasgeblich herin noch etwas 0038zu warten. Den Ansalone wolten ihr Mayestät zwar gern balt despechiren, 0039ich förchte aber, weil dero Liebden gemelt, das er so gutt den Bonzon 0040in comedia macht, es möchte villeicht ihr Mayestät ein lust 0041ankommen, ihn disen fasching recitiren zu sehen. 0042Ich zweifel nit, in sollichen vall wurden dero Liebden es ihme 0043erlauben, doch weis ichs noch nit gewiß, werds aber 0044mit nechster post dero Liebden berichten können. Die 0045minora antimoni seindt schon verhanden, wan er noch nit 0046so balt gehn solte, werds mit einer andern gelegenheit 0047schiken. Wegen des golt hab wider schreiben laßen, man bekumt 0048es gahr schwehr, doch werde allen fleis anwenden laßen, 0049es zuesammen zu bringen. Vohr die überschikte 0050nadlen due mich zum schönsten bedanken, seint woll 0051herzich vnd schön, gahr gutt zu der arbeit, vnd 0052bin ich auf mein lebtag mit nadlen versehn. 0053Due mich schonstes bedanken, wan dero Liebden wider mit


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0054was dienen kan, wirts mein große freüdt sein. Der fraw Kezchen brif 0055kombt hirbey zurukh, es wirt woll gutt sein, wan dero Liebden die 0056geweste nunen so versorgen, das sie keine tentation mehr 0057haben, ihr Durchlaucht mama zu beheligen. Was schwester Lischen anbelangt, 0058wans der Prinz nit gern sicht vndt ihr Durchlaucht mama selbst 0059nit so hoch verlangt, wie aus den brief zu ersehen, so wehre 0060es woll beßer, wan es vnter der handt könte verhindert 0061werden. Die alte Sara, mein ich, wirt den antekrist 0062heruohr brengen, ich glaubs nit, das sie schwanger 0063ist, bis sie niderkombt, aber wan man mit dißer 0064oder andren occasion könte ein andre gescheide dame 0065zu ihr brengen, wie ich dero Liebden schon einmahl geschriben, wehr 0066es woll sehr gut, aus villen vhrsachen, die sich nit 0067alle schreiben laßen, dero Liebden werden schon wißen die sach zu 0068dirigirn, das zum besten anschlagt. Wegen vnser schwegrin, 0069so könen dero Liebden versichert sein, das ihr Mayestät sehr eifrich, 0070das dise sach möchte beygelegt werden mochte. Es 0071wirt wegen ihr Mayestät dienst dise dag der Grav Kinski auf 0072etlich wehnige dag her kommen, sowerdens ihr Mayestät ihm aufdragen 0073vnd auch den Sternberg schiken, damit die comißion möge


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0074möge geschen vndt die sach in der stille güttlig 0075beygelegt werden. Den Papsten haben ihr Mayestät schon versichern laßen, 0076das kein winterquartir soll haben, ihr Mayestät werden aber auch 0077in dero Liebden schreiben meldung daruon duen, welches dero Liebden ihr Heiligkeit 0078comuniciren könen. Den Leander werd ihr Mayestät bestens re- 0079comendirn. Es es haben ihr Mayestät auch mit dißen courir 0080den Herzogen zu Saxen, Bischof von Rab, 4000 gulden vbermachen wollen, 0081welche hier dem Perseus schon erlegt seint worden. Ich hab 0082glaubt, es werd dero Liebden gelegen sein, wan der Wißer hero 0083kombt, wirt er filleicht gelt brauchen, so wirt es 0084hie finden, dan der Perseus es bis auf dero Liebden weitere 0085verordnung aufheben wirt, also bitte dero Liebden, solche 4000 gulden 0086dem Herzochen gleich erlegen zue laßen, dero Liebden werden ihr Mayestät 0087darmit obligirn. Mit disen due mich dero Liebden befehlen 0088vnd werde sterben 0089dero Liebden 0090getrewste schwester 0091Eleonora 0092Wien den 24ten decembris 1701 0093Wie der Perseus disen brif geschriben, hatt er das 0094gelt noch nit gehabt, iezt aber ists schon erlegt.


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0095Auch due ich hirmit zu des heiligen weinacht feirdagen 0096vndt newen iahr dero Liebden alle selbst erwünste glükh- 0097sehlichkeit von grundt meins herzen anwüntschen mit 0098vnzalbaren villen volgenden, vndt dass das liebe gottlige 0099kindt dero Liebden vohr allen gefahren vndt vnheil gnädig 0100beware, amen.