Ausfertigungeigenhändig

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0001Durchleüchtiger Curfurst, mein herzallerliebster herr bruder 0002Ewer Liebden liebste schreiben vom 9ten, 26ten passato, 7ten diß, deren eins 0003duch den Graven Sinzendorf, das lezte mit dem courir, hab 0004mit großen trost empfangen, in deme ich daraus 0005ersehen, in was gutten terminis die wolfenbüttelsche sach stehet. 0006Hatt mich aber nit wehnig mortifficirt, zu vernemmen 0007das vnbesonnene reden des Sinzerling, welches mihr auch 0008der Grav Sinzendorf mit mehren erzehlet hatt. Ich hab es 0009nit vnterlaßen, meinen sohn zu berichten, vndt bin 0010versichert, das er ihms gahr nit gutt heißen werde, 0011in deme es ganz clar, das er alles dis nuhr aus sein 0012kopf heruohr bringe vnd vnterwegs villeicht in Italien 0013ihm erst die sach eingereimbt worden vndt das mein sohn 0014gahr niks daruon weis, in dem eben das schreiben, so er 0015Sinzerling an mich von mein sohn mittgebracht hatt 0016vnd ich dero Liebden die particularia von communicirt habe, 0017ganz das widerschpill in sich haltet vndt gleichfals, 0018wie mihr dero Liebden schreiben, das er dero Liebden auch gleichförmich


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0019als wie an mich geschriben hatt. Es wehr mihr woll lieb, wan 0020dero Liebden auch, was dise materi betrifft, aus dero brif zue 0021extrahirn vndt mihr zu überschiken ließen. Ich bin dero Liebden höchst obligirt, 0022das sie dem Herzoch zuegeschriben, ihme die schwehrmüetige 0023gedanken, so der vngereimte Zinzerling veruhrsachet hatt, zu benemen, 0024vndt hoffe dauon gutten effect vndt das ihr Liebden, der Herzoch, 0025sich resoluiren werde, die liebste Prinzeß hier her zu schiken, in 0026dem sie des Keisers, meins geliebsten herrn sohns, vnd der Keiserin Liebden protection 0027sich versicheren können, vndt das ich nichts mehres verlange 0028vndt alles anwenden werde, damit dises große werkh balt 0029zu einen glükhligen schluß kommen möge. Auch der Keiser Mayestät 0030versichert, das wan, dah gott vohr sey, ein incidens gesche, das aus 0031der heirat niks werden könte, die Prinzesin nach ihren hochen standt 0032zue versorgen in allem, wie es die Keiserin Liebden selbsten durch 0033den Imhoff an den Herzogen schreibt vndt versichert. Also 0034wollen dero Liebden cooperiren, das die Prinzessin balt möge hir her 0035kommen, dan es in Schpanien einen gahr gutten effect 0036machen wirt, wan sie einige zeit vnter vns catolische 0037hier sein wirt, eh die heirat offentlich declarirt 0038werde. Das schreiben, so mihr dero Liebden eingeschloßen, war nit 0039von Herzoch, sondern von der Prinzesin, auf welches die


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0040antwort herbey kombt. Laße in deßen durch fromme sehlen 0041instendig den lieben gott bitten, dises werkh zu seiner hochsten 0042ehr vndt allerseits sehlen heil zue dirigiren. Due mich auch 0043gegen dero Liebden schönsten bedankhen vmb den gutten wuntsch zu meinen 0044geburzdag. Mein greste vergnügen wirt sein vill gelegenheit, 0045dero Liebden meine bestendige affection zu zeigen. Es freüdt mich, das 0046dero Lieden mit dem Graven Sinzendorf woll zufriden seindt, ich hab allzeit große 0047deuotion vohr dero Liebden an ihm geschpürdt vnd zweifel nit, er werde 0048also continuiren. Die munstrische sach betreffendt, kan ich dero Liebden nit 0049bergen, das man von Rohm aus noch bestendig schreibt, das 0050der Fede noch bestendig gegen den Herzoch von Lottring negotire aus 0051befehl des Großherzoch auf dero Liebden anleitung, vndt, fals die sach 0052nit woll auschlagen solte, zue Rohm selbsten es dero Liebden 0053meistens zuegeschrieben wirt, welches mihr gahr leidt, in dem 0054ich besorge, es einiges mistrawen schwischen beden heüßern 0055veruhrsachen werde, welches bedlen vnd dem publico 0056höchst schädlich währe vndt mihr höchst schmerzlich fallen 0057wurde. Was die Obre Pfalz anbelangt, können dero Liebden versichert 0058sein, das ich mit freüden möglist cooperiren werde. Sehr 0059leidt ist mihr, das der König in Schweden wegen eins gewißen 0060schreiben, so dero Liebden an ihm abgehen laßen, ser digustirt ist, wie auch 0061sehr ressentirt, das dero Liebden ihre troupen in dem Zwejbrükischen


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0062so übel hausen. Also hab es dero Liebden berichten wollen, damit sie beyzeiten 0063remediren vnd nit ein großes übel daraus entstehen möchte. 0064Man mueß den heren auf alleweis coultiuiren, damit man ihn 0065mit gutten widerumb aus dem Reich brengen möge. Mit 0066disen due ich mich in dero affection befehlen vnd werde sterben 0067dero Liebden 0068getrewste schwester 0069Eleonora 0070Wien den 18ten jener 1707 0071Postscriptum Die fraw von Frenz olim Verk hatt mich wider so gebetten, ihr precess 0072dero Liebden zu reccomendiren, das ein mahl zum end kommen möge, 0073die patres carmelitter gleichfals von Heidelberg wegen wider 0074erbawung einer kirchen, also habs hirmit bestens ablegen 0075wollen.